Bad Brückenau: Stadtrat entscheidet über Fußgängerzone
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Freitag, 03. Mai 2019
Seit einem Jahr dürfen Fahrzeuge den ganzen Tag lang durch die Fußgängerzone fahren. Nun endet die Testphase. Am Dienstag entscheidet der Stadtrat, wie es weitergehen wird.
Eine Lokalredaktion ist ein wundersamer Ort. Dort finden sich Dinge, die längst vergessen wurden. Eine Image-Untersuchung der Stadt Bad Brückenau aus dem Jahr 1979 zum Beispiel, erstellt im Auftrag der Werbegemeinschaft von der BBE-Unternehmensberatung in Köln. Eine Umgehungsstraße solle gebaut und das Zentrum in eine Fußgängerzone umgewandelt werden, heißt es darin im Schlusswort. 40 Jahre später und nach der Erfindung des Internets möchten die Einzelhändler ihre Fußgängerzone gerne wieder loswerden.
Nicht alle freilich. Zwei oder drei Geschäfte brauchen keine Autos, um Kunden in ihre Läden zu bringen. Das erfährt die Re daktion bei einer anonymen Befragung der Einzelhändler. Auch Teile der Gastronomie bleiben skeptisch bis ablehnend. Der Tenor der anderen aber ist einhellig: Die Öffnung der Fußgängerzone für Fahrzeuge muss bleiben. Mehrfach fällt im Ge spräch der sprichwörtliche Strohhalm. Ein Ertrinkender kann nicht anders, als sich daran zu klammern. "Es muss etwas passieren", sagt nicht nur einer der Einzelhändler.
Sicherlich, handfest mehr Umsätze hat wohl niemand in der Testphase, die im Mai 2018 begann, gemacht. Zu diesem Schluss kam eine Untersuchung, die der Handelsverband Bayern für Unterfranken bereits im Spätsommer vorgelegt hat. In den Gesprächen am Ladentisch klingt durch, dass es dafür weniger steil bergab gegangen sei. Kunden, vor allem ältere, schätzten es, bis zum Abend bis vor die Geschäfte fahren zu können, berichten Ladeninhaber und Angestellte. Vor der Testphase war die Einfahrt nur vormittags bis 11 Uhr erlaubt.
Im Rücken parkende Autos
Eines aber ist allen klar: So, wie es ist, kann es nicht bleiben. Das sagen auch überzeugte Befürworter der Öffnung. Viele Autofahrer fahren zu schnell, manche entgegen der Fahrtrichtung. Etliche kürzen durch die Gassen ab. Und sie parken überall, am häufigsten natürlich auf dem Marktplatz. Das gefällt Ruhit Mahmudi vom Restaurant Da Rocco gar nicht.
Seine Gäste haben die parkenden Autos im Rücken. Manche Fahrzeuge schieben sich fast schon zwischen Tische und Stühle. Wenn ein Restaurantbesucher allerdings abends auf dem Marktplatz parkt, bekommt er einen Strafzettel. Auch das kam schon vor. Die freie Durchfahrt gilt nämlich nur bis 18.30 Uhr. "Mich persönlich stören die Autos nicht", sagt Mahmudi. "Aber entweder man macht ganz auf oder ganz zu."
Unterschriften für Befahrbarkeit gesammelt
Noch etwas berichten die Einzelhändler: Viele Kunden wüssten noch immer nicht, dass sie in die Einkaufsstraße fahren dürfen. In den vergangenen Wochen war die Polizei auffallend oft in der Innenstadt unterwegs. Sogar der Polizeichef persönlich kontrollierte die Autofahrer. Sturköpfe seien dabei gewesen, schildert er, die von jeher die Gassen unerlaubt zur Durchfahrt nutzten. Den Abkürzungsverkehr und das unkontrollierte Parken sieht er als die größten Probleme an.
"Ohne bauliche Maßnahmen wird es nicht gehen", sagt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) am Rande des Tanzes in den Mai. Damit könnte sie Schwellen auf dem Boden oder einen Pfosten gegen Abkürzer beispielsweise in der Unteren Badersgasse meinen. Egal wie sich der Stadtrat entscheide, müsse die Ludwigstraße im Kern eine Fußgängerzone bleiben, betont Meyerdierks. Dies sei - wenn auch nur als schwaches Kriterium - wichtig für die Anerkennung der Stadt als Heilbad.