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Bad Brückenau: Sachstand Schmetterling


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Montag, 05. Sept. 2016

Weil der Wiesenknopf-Ameisenbläuling am Straßenrand lebt, verzögert sich die Sanierung der ehemaligen B27. Doch das Staatliche Bauamt hat einen Plan.
Eine Blumenwiese für viele Arten von Insekten hat die Kurgärtnerei im Staatsbad unterhalb des Streichelzoos geschaffen. Ob sich der Wiesenknopf-Ameisenbläuling allerdings dort wohlfühlen würde, ist ungewiss. Foto: Ulrike Müller


Es ist eine vertrackte Situation am Hammelburger Berg. Ein Schmetterling blockierte im Frühjahr 2015 die geplante Sanierung der Strecke hinauf zum Buchrasen. Das Stück der ehemaligen Bundesstraße ist holprig und eng. Schon länger war über eine Verbreiterung gesprochen worden, doch der Wiesenknopf-Ameisenbläuling durchkreuzte die Pläne. Nun wird in der Kissinger Straße gebaut und so lange diese Arbeiten nicht abgeschlossen sind, ist an einen Baustart am Hammelburger Berg gar nicht zu denken.


Pflegekonzept ausgearbeitet

Im Hintergrund aber bewegt sich einiges. "Wir haben ein Pflegekonzept für die Wiesenfläche, auf die der Wiesenknopf wächst, ausgearbeitet. Damit soll verhindert werden, dass der Wiesenknopf blüht und der Bläuling seine Eier dort ablegt", berichtet Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt.

Das Mähen der Wiese in bestimmten Abständen ist eine Vermeidungsmaßnahme im Sinne des Naturschutzrechtes, die in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Bad Kissingen vereinbart wurde. Denn: "In der Nachbarschaft haben wir leider keine geeignete Ersatzfläche gefunden, auf die der Bläuling dann ,umziehen' kann", erklärt Wacker.

Es wird also darauf gesetzt, dass die Population sich nicht weiter vermehren kann. Nach zwei Jahren werde erneut über eine die Erforderlichkeit einer Ausnahmegenehmigung zum Eingriff in die Wiese entschieden, sagt Wacker.


Einvernehmliches Vorgehen

Der Bund Naturschutz (BUND) ist mit dem Vorgehen einverstanden. "Das Naturschutzgesetz gibt recht klar vor, wie diese Angelegenheit in Zusammenarbeit mit Naturschutzbehörde und Straßenbauamt zu behandeln ist", begründet Franz Zang, Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Bad Kissingen.

Was die weiteren Pläne angeht, so seien alle erforderlichen Flächen für den Straßenbau erworben, sagt Wacker. Einzig die Ausgleichsflächen für den noch zu rodenden Wald und eben den Wohnraum des Bläulings fehlten noch. "Hier müssen wir uns im Lauf des nächsten Jahres mit dem Amt für Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt abstimmen."

Wenn alles klappt, könne ab Oktober 2017 der Wald gerodet werden, um eine Gasleitung verlegen zu können, sagt Wacker. Bis dahin wird wohl auch die Kissinger Straße fertig sein. So löst eine Baustelle die andere ab.


Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling:

Vorkommen Zwei Dinge sind für den Wiesenknopf-Ameisenbläuling unabdingbar: Der Große Wiesenknopf und die Rote Gartenameise. Der Große Wiesenknopf ist eine Pflanze, die auf feuchten Wiesen wächst. Der Schmetterling ist auf sie angewiesen, weil er seine Eier in die Blütenstände ausschließlich dieser Pflanzenart platziert.

Trick der Natur Die Raupen des Schmetterlings lassen sich von der Pflanze auf den Boden fallen und werden von Ameisen aufgezogen, weil diese denken, sie könnten sich von deren süßlichen Saft ernähren. Das ist aber nicht so, stattdessen ernähren sich die Raupen ihrerseits von der Brut der Ameisen. Dann verpuppt sich die Raube und wird zum Schmetterling. Nachdem das Tier geschlüpft ist, muss es jedoch schnellstens das Weite suchen, um nicht von den Ameisen gefressen zu werden.

Schutzstatus Wegen dieses sensiblen Zusammenspiels ist die Art nach EU-Recht besonders geschützt. Zu starke Beweidung vernichtet zwar nicht zwangsläufig den Wiesenknopf, macht aber den Ameisenbauten unter der Erde zu schaffen. Eine Mahd zum falschen Zeitpunkt, wenn gerade die Eiablage der Schmetterlinge erfolgt ist, kann so leicht eine ganze Population auslöschen. Die so genannte FFH-Richtlinie setzt dem enge Grenzen. Das Naturschutzrecht sieht aber auch Kompromisse vor. uli/BUND