Bad Brückenau: Mittelschulen wachsen zusammen

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Hendrik Boller (v. l.) aus Schondra, Sophie Übelacker aus Volkers und Antonia Schmidt aus Wildflecken. Foto: Ulrike Müller
Hendrik Boller (v. l.) aus Schondra, Sophie Übelacker aus Volkers und Antonia Schmidt aus Wildflecken. Foto: Ulrike Müller
Die Entwicklung der Schülerzahlen in den Mittelschulen im Altlandkreis Bad BrückenauGrafik: Franziska SchäferQuelle: Schulamt Bad Kissingen
Die Entwicklung der Schülerzahlen in den Mittelschulen im Altlandkreis Bad BrückenauGrafik: Franziska SchäferQuelle: Schulamt Bad Kissingen
 

Der Rückgang der Schülerzahlen scheint nicht aufzuhalten zu sein. Für den Altlandkreis Bad Brückenau hat das Konsequenzen. Im kommenden Schuljahr werden noch mehr Mittelschüler zentral in Bad Brückenau unterrichtet.

Birgit Herré blättert in ihrer Mappe. "Wir können so schon nicht den Pflichtanteil an Schulstunden abdecken", sagt die Schulleiterin der Mittelschule Bad Brückenau. Als Koordinatorin ist sie für den gesamten Schulverbund zuständig, seit dem Schuljahr 2010/ 11 gelten die drei Mittelschulen im Altlandkreis Bad Brückenau als eine Schule.

Das heißt aber auch: Eine Schule - ein Stundenbudget. "688 Stunden und keine mehr", liest Herré aus der Tabelle des bayerischen Kultusministeriums ab. Fakt ist: Diese Stunden reichen nicht, um an allen drei Standorten volles Programm zu fahren. Es gibt einfach zu wenig Schüler.

Vernünftiger Kompromiss

Ab kommendem Schuljahr gehen alle Siebtklässler im Altlandkreis Bad Brückenau, die die Mittelschule besuchen, ins Schulzentrum Römershag. Die Schüler aus Wildflecken, die jetzt schon in Bad Brückenau unterrichtet werden (aktuelle Siebtklässler) bleiben in Bad Brückenau. Auf lange Sicht - voraussichtlich in drei Jahren - wird es in Schondra und Wildflecken nur noch fünfte und sechste Klassen geben. Die großen Schüler werden nach Bad Brückenau fahren müssen.

"Das ist ein pädagogisch vernünftiger Kompromiss", bewertet Schulamtsdirektor Josef Hammerl die Lösung für den Altlandkreis Bad Brückenau - macht aber auch eine Einschränkung: "Die Frage ist, wie lange er trägt." Begleitet hat die Beratungen vor allem sein Stellvertreter Rupert Kestler. "Es ist sehr wichtig, dass jetzt ein Konzept da ist", sagt der Schulrat, der die Mittelschulen betreut. Besonders erfreulich sei, dass die Entscheidung einstimmig gefallen sei.

Entscheidung der Bürgermeister

Hammerl und Kestler weisen ausdrücklich darauf hin, dass das Konzept nicht im Staatlichen Schulamt beschlossen wurde: "Bei der Schulverbundsversammlung haben Schulamt und Schulleiter nichts zu bestimmen, das Bildungsangebot vor Ort legen ganz alleine die Kommunen fest." Es sind also die Bürgermeister, die entscheiden - wenn auch zähneknirschend.

Die Oberhäupter der betroffenen Gemeinden schlucken die bittere Pille sehr ungern. "Schlecht", findet Schondras Bürgermeister Bernold Martin (CSU) die Entwicklung. Er weiß aber auch: "Wir können die Kinder ja nicht herzaubern. Auch die Zuwanderung durch Flüchtlinge rettet die Schülerzahlen nicht mehr." Im vergangenen Sommer hatte der Zuzug von Familien - darunter auch Flüchtlinge - einen Kompromiss möglich gemacht, so dass die Schondraer Mittelschüler nicht nach Bad Brückenau mussten.

Auch Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWG) ist nicht gerade glücklich: "Ich hätte gerne länger mehr Klassen in Wildflecken gehabt." Kleinhenz betont, dass zumindest die Fünft- und Sechsklässler in Zukunft im Ort bleiben werden. Wichtig ist ihm zudem, dass die Schule bald eine neue Leitung bekommt. Seit dem laufenden Schuljahr führt Christiane Helfrich die Schule kommissarisch.

Breites Angebot für alle Schüler

Brigitte Meyerdierks (CSU), Bürgermeisterin von Bad Brückenau, zeigt Verständnis für ihre Kollegen. Kein Bürgermeister wünsche sich, dass seine Schule Klassen abgeben müsse. "Wir wollen eine gute Bildungsqualität aufrecht erhalten", sagt Meyerdierks in Hinblick auf die gesamte Region. Denn nur mit allen Schülern zusammen sei es möglich, M-Klassen und damit ein höheres Bildungsangebot zu ermöglichen.

Eines ist klar: Die Talsohle ist noch nicht erreicht, die Schülerzahlen sinken weiter.