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Bad Brückenau: Kritik am Schulverbund


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Montag, 16. März 2015

Weil es immer weniger Schüler gibt, werden an den Mittelschulen Schritt für Schritt Klassen zusammengelegt. Es gibt aber auch Kritik am Konzept.
In Zukunft werden in der Volksschule Schondratal wohl nur noch die Klassen eins bis sechs unterrichtet werden. Foto: Diana Leitsch


Im kommenden Schuljahr 2015/16 werden alle Siebtklässler zentral in Bad Brückenau unterrichtet. Auch die Achtklässler aus Wildflecken werden weiterhin das Schulzentrum in Römershag besuchen. Auf lange Sicht könnten bald nur noch die Klassen eins bis sechs in Schondra und Wildflecken übrig bleiben.

Doch es sind nicht nur die sinkenden Schülerzahlen, die die Kooperation der drei Schulen notwendig machen. Es geht auch um die Qualität des Bildungsangebotes. Hier greift eine bayerische Besonderheit: Seit dem Schuljahr 2011/12 können sich Hauptschulen nur dann Mittelschule nennen, wenn sie gewisse Kriterien erfüllen.

Diese sind: ein Ganztagsangebot, die Spezialisierung ab der 8. Klasse in den Zweigen Technik, Wirtschaft oder Soziales sowie die Möglichkeit, eine M-Klasse zu besuchen. Nur wer in eine solche Klasse geht, kann nach dem qualifizierendem Hauptschulabschluss noch ein weiteres, zehntes Schuljahr an der Mittelschule bleiben und anschließend die Mittlere Reife ablegen. Dieser Abschluss ist gleichwertig mit einem Abschluss an einer Realschule.

Kritik: Schüler werden ausgesiebt

Wenn es nun also darum geht, dass Schulklassen zusammengelegt werden, dann geht es eigentlich darum, dass alle Schüler im Altlandkreis die Möglichkeit haben sollen, eine M-Klasse zu besuchen. Doch es gibt ein Problem. "Keine der drei Schulen könnte allein eine M-Klasse auf die Beine stellen", erklärt Birgit Herré, Schulleiterin der Mittelschule Bad Brückenau und Koordinatorin des Schulverbunds im Altlandkreis.

Grundsätzlich könne der M-Zug in jeder der drei Schulen angeboten werden, sagt Herré. Die Entscheidung, den M-Zug in Bad Brückenau anzubieten, trafen die Bürgermeister. Das heißt aber auch: Wenn sich Schüler aus Schondra oder Wildflecken für M-Klassen entscheiden, fehlen sie in ihren Ursprungsklassen. Auch das ist ein Grund dafür, warum die nötige Klassenstärke in Schondra und Wildflecken nicht mehr erreicht wird.

Gleiches Recht für alle Schüler

Otto Granich, Leiter der Volksschule Schondratal, bedauert diese Entscheidung. "Für mich ist die wohnortnahe Mittelschule achtens- und erhaltenswert, solange die Schülerzahlen ausreichen." Granich sieht keinen Sinn in der Aufteilung in Regelklassen und M-Klassen. Das Sieben der Kinder nach Leistungskriterien mache ihm "gesellschaftlich gesehen Sorgen".

Hier treffen zwei bildungspolitische Sichtweisen aufeinander, denn: "Die Schüler im Schulverbund Bad Brückenau haben genau dasselbe Bildungsrecht wie die Schüler, die im Verbund Bad Kissingen geboren sind", entgegnet Birgit Herré.