Bad Brückenau: Erster Infizierter im Altlandkreis
Autor: Redaktion
Bad Brückenau, Donnerstag, 19. März 2020
Ein Unterleichtersbacher hat sich auf einer Skireise angesteckt. Die Reisegruppe ist in Quarantäne. Ärzte und Pfleger der Prümmer Klinik haben einen ersten Verdachtsfall gut bewältigt. Für Gaststätten und Geschäfte ist es schwer.
Der Skiclub Unterleichtersbach war im österreichischen Ischgl nahe der Schweiz und der Grenze zu Südtirol. In der vergangenen Woche kam die Reisegruppe wieder. Einer der Reisenden soll mit Corona-Symptomen zurückgekommen sein, die sich später bestätigt haben sollen. Edgar Rückert vom Skiclub sagte auf Nachfrage, er habe von dem Fall gehört, konnte oder wollte ihn aber nicht direkt bestätigen.
Ein Anruf bei der betroffenen Familie schafft Klarheit: Ja, der Mann ist infiziert. "Die Betreuung ist wirklich gut", sagt seine Ehefrau. Am Tag nach der Rückkehr seien die ersten Symptome aufgetreten, schon einen Tag später konnte ein Test gemacht werden. "Wir sind nicht allein gelassen", berichtet sie. Das Gesundheitsamt rufe jeden Tag an. Nur mit der Notfallnummer 116 117 habe es nicht funktioniert. Die Nummer sei nicht erreichbar gewesen.
Dieses Problem bestätigt Sabine Hein, Verwaltungsdirektorin der Prümmer Klinik. Daher empfiehlt sie Menschen, die die Sorge haben, sich mit dem Virus angesteckt zu haben, sich an ihren Hausarzt zu wenden. Seit vergangener Woche ist ein Zelt auf dem Krankenhausgelände aufgebaut, in dem Verdachtsfälle behandelt werden. Zwölf Patienten haben bisher den Test gemacht, berichtet Hein. Über die Ergebnisse sagt sie aus Datenschutzgründen aber nichts.
Die Klinik arbeitet seit Anfang Februar an einem Notfallplan. Den konnten Ärzte und Pfleger nun testen. Ein Verdachtsfall, der sich allerdings nicht bestätigt hat, sei in der Klinik behandelt worden, sagt Hein. "Das komplette Team hat super Arbeit geleistet."
Viele Betten im Krankenhaus frei
Wie alle anderen Krankenhäuser in Deutschland hat auch die Prümmer-Klinik alle nicht notwendigen Operationen abgesagt und Patienten, die entlassen werden konnten, nach Hause geschickt. Die Auslastung der Klinik liege aktuell bei etwa 30 Prozent, sagt Hein. Viele Pfleger nehmen im Moment freie Tage. Für die Klinik gilt ein Besucher-Verbot, um die Menschen, die dort behandelt werden, nicht zu gefährden. Hein rechnet damit, dass der Ernstfall bald in Bad Brückenau eintritt. Ist die Klinik darauf eingestellt? "Ja", sagt die Verwaltungsdirektorin.
Ansonsten sieht es in der Stadt aus wie überall in Bayern: Die Therme Sinnflut ist geschlossen, genauso wie das Fahrradmuseum, die Musikschule, die Galerie, die Tafel sowie Rathaus, Tourist-Info und Stadtbibliothek. Das Staatsbad hat alle öffentlich zugänglichen Gebäude abgesperrt. Kindergärten und Schulen sind geschlossen. Die Helfer vor Ort-Gruppen in den Dörfern werden nicht mehr alarmiert. Sie sollen sich schützen. Dass viele Einzelhändler und Gastronomen nun Sorgenfalten auf der Stirn haben, erklärt sich von selbst. Der Frühlingsmarkt am 29. März wurde wie alle anderen Veranstaltungen abgesagt.
Dass es nicht nur Negatives zu berichten gibt, zeigt dagegen die große Hilfsbereitschaft im Landkreis.