Bad Brückenau: Baggern fürs Breitband
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Donnerstag, 15. Dezember 2016
Über schnelleres Internet können sich die Bürger bald freuen. Ob der Ausbau allerdings zukunftsfähig ist, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Vor der Dienststelle der Polizei wird gebaut. Ein Bagger hebt einen schmalen Graben aus. Hier sollen die Kabel für den Breitbandausbau in die Erde. Im vergangenen Jahr hatte der Stadtrat beschlossen, die Lücken beim Breitbandausbau zu schließen. Goetheweg, Schillerstraße und Teile der Düsseldorfer Straße und des Berliner Platzes bekommen besseres Netz, auch der Bereich Römershag inklusive Schulzentrum wird versorgt.
Manchen aber geht das nicht weit genug. Schon mehrfach hatte Stadtrat Benjamin Wildenauer (SPD) darauf hingewiesen, dass der aktuelle Ausbau nicht zukunftsfähig sei. In den neuen Ausbaugebieten werden Download-Raten von 30 bis 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) garantiert. In Bereichen, die bereits erschlossen sind, sollten es mindestens 16 Mbit/s sein. "Damit komme ich als Privatmann vielleicht zurecht", sagt Wildenauer. Für Unternehmen oder Selbstständige reiche das aber nicht aus. Aber auch Privatleute, die ein bisschen mehr im Internet aktiv sind, stoßen schnell an technische Grenzen.
Mitstreiter für Freifunk gesucht
"Bei mir kommen gerade mal 10 Mbit/s an. Und das ist einer Stadt. Modlos zum Beispiel hat 30, so viel ich weiß, oder noch mehr. Schon peinlich", schreibt ein Facebook-Nutzer. Er wohnt am Obertor, also in einem Bereich, der schon erschlossen ist. Wildenauer erklärt: "Wie viel Leistung ankommt, hängt davon ab, wie weit die Gebäude vom Verteilerkasten entfernt sind und wie viele Leute gleichzeitig ins Internet gehen."Auch bei Steffen Hildenbrand in der Hochwaldstraße wird es eng: "Ich krebse wirklich am Limit mit meiner Bandbreite", sagt der 29-Jährige. Freiberuflich dreht er Imagefilme oder Videobeiträge beispielsweise für die Fuldaer Zeitung. Wenn er ein Video hochlädt, dauert das schon mal eine Stunde.
Mit seiner Freifunk-Initiative in der Innenstadt will Wildenauer jedenfalls weitermachen. Dabei geht's zwar nicht um schnelleres Internet, sondern um freien Empfang für Smartphones, Tablets und Laptops. "Ich finde es schade, dass insbesondere aus der Fußgängerzone nur wenige Einzelhändler mitmachen."
Freifunker in Bad Brückenau:
Initiative Freifunk funktioniert auf der Grundlage eines offenen Netzes. Damit trotzdem eine gewisse Sicherheit beim Zugang ins Internet gewährleistet ist, empfehlen Freifunker den Nutzern, nur gesicherte Verbindungen anzusurfen, bei denen die Adresse mit https:// anstatt mit http:// beginnt. Für die Betreiber eines Freifunk-Routers gilt: Wenn der Router fachgerecht installiert wurde, besteht kein Risiko für das eigene W-Lan.
Kosten Wer Freifunker werden möchte, sollte zunächst einen eigenen Internetzugang haben. Darüber hinaus muss ein freifunkfähiger Router angeschafft werden, je nach Modell kostet das zwischen 20 und 50 Euro. Die Firmware stellen Freifunk-Initiativen wie beispielsweise Freifunk Franken kostenlos zur Verfügung. Zur Deckung der Unkosten wird um Spenden an den Förderverein Freie Netzwerke e.V. mit Sitz in Berlin gebeten.
Mitglieder Im April 2016 sammelten sich erste Mitstreiter um Benjamin Wildenauer, der für die SPD im Stadtrat sitzt, selbst aber der Piratenpartei angehört. Mittlerweile gibt's Freifunk in der Klappe, im Kreativhaus Löwe, im Eiscafé Venezia, im Schuhhaus Dörflinger, in der Physio-Praxis Bieler, in der Praxis Wildenauer und in der Tankstelle Hartmann auf dem Buchrasen. Außerdem beteiligen sich ein paar Privatleute am offenen Netz.