Weihbischof Ulrich Boom feiert am Maria Ehrenberg einen Pontifikalgottesdienst am Vorabend des Hochfestes Mariä Himmelfahrt. Die Feierlichkeiten zum Jubiläum "500 Jahre Wallfahrt" wurden aber coronabedingt auf 2022 verschoben
? "Jede Wallfahrt und jeder Pilgerweg ist ein Bild für unser Leben." Das hat Weihbischof Ulrich Boom beim Pontifikalgottesdienst am Samstagabend, dem Vorabend des Hochfestes Mariä Himmelfahrt, am Maria Ehrenberg erklärt. Der Weihbischof betete mit den Gläubigen am Freialtar an der Wallfahrtskirche den Rosenkranz und zelebrierte eine Vigilfeier. Die Wallfahrt zum Maria Ehrenberg blickt in diesem Jahr auf ihr 500-jähriges Bestehen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Jubiläumsfeierlichkeiten jedoch auf das Jahr 2022 verlegt.
Auch an diesem Abend mussten die Wallfahrer auf manche Tradition verzichten, etwa die Lichterprozession um die Wallfahrtskirche oder die Übernachtung auf dem Maria Ehrenberg.
Ein Meer von farbigen Lichtern flackert auf dem Platz vor dem Freialtar an der Wallfahrtskirche Maria Ehrenberg. "Hilf, Maria, es ist Zeit, hilf, Mutter der Barmherzigkeit. Du bist mächtig, um uns aus Nöten und Gefahren zu erretten", beten die Menschen gemeinsam mit Weihbischof Boom. Rechts vom Freialtar versinkt die Sonne orangerot hinter den Bäumen, links steht schon die silbrige Mondsichel am Himmel.
Menschen auf die leeren Plätze denken
Ich bin froh und glücklich, dass wir wenigstens die heilige Messe hier feiern können", begrüßt der Weihbischof die Wallfahrer. Aufgrund der Corona-Vorschriften sitzen auf manchen der aufgestellten Bänke nur ein oder zwei Menschen. Maximal 400 Personen seien derzeit auf dem Gelände zulässig, erklärt das Organisationsteam. "Denken wir uns auf all die leeren Plätze die Menschen, die in unseren Herzen sind, aber nicht da sein können. Spüren wir, wie voll der Platz wird. Und denken wir uns noch die Menschen dazu, mit denen wir uns schwertun. Mit allen sind wir aufgehoben bei der Muttergottes", fordert Weihbischof Boom die Gläubigen auf.
Die heilige Messe am Vorabend von Mariä Himmelfahrt sei ein Abend, "an dem in allen Turbulenzen unseres Lebens das Vertrauen in Gott, den Nächsten und uns selbst neu startet", sagt Weihbischof Boom in seiner Predigt. "Selig sind die, die das Wort Gottes hören und es befolgen." Dieses Wort sei treffend für diesen Abend und für diesen "herausragenden Wallfahrtsort". Wie bei Maria, solle das Wort Gottes "in uns und durch uns Hand und Fuß bekommen, damit die Welt erkennt, zu welcher Hoffnung und Zuversicht wir berufen sind und was uns geschenkt wurde in Jesus Christus".
Ursprung der Wallfahrt
Die Zeit der katholischen Reform und der Reformation Ende des 15. und im 16. Jahrhundert sei eine turbulente Zeit gewesen, geprägt von Auseinandersetzungen und Kriegen. "Man kann annehmen, dass das heute so verehrte Bild der Gottesmutter mit dem Christuskind auf dem Schoß aus dem 14. Jahrhundert in der Suche nach Erneuerung des Glaubens beseitigt wurde", schlägt der Weihbischof den Bogen zum Ursprung der Wallfahrt. Doch ein achtsamer Mensch habe das Bild vielleicht in den Wald gebracht, damit es nicht zerstört werde, sondern den Weg alles Irdischen gehe. "Ein Schäfer findet dieses Bild und bringt es in die Kirche nach Kothen, aber es kehrt auf wundersame Weise immer wieder an den Fundort zurück." So errichteten die Einwohner im Jahr 1521 einen Bildstock für die gefundene Holzfigur und 1522 eine kleine Holzkapelle. "Der Anfang der Wallfahrt erinnert uns daran, dass Gott immer wieder neue Orte des Glaubens aufsucht."
Viele Menschen kämen auf den Ehrenberg und an andere Wallfahrtsorte, weil sie in ihrer Ortskirche keine Heimat fänden, fährt der Weihbischof fort. "Das macht nachdenklich und ist tröstlich zugleich." Wer am Fuß der 254 Stufen der "Himmelsleiter" stehe, die zur Wallfahrtskirche führen, ahne nicht, was ihn erwarte - ein weiter Platz und der schützende Raum einer Kirche. "Jede Wallfahrt und jeder Pilgerweg ist ein Bild für unser Leben", erklärt Weihbischof Boom. Der Lebensweg sei oft nicht gradlinig und wohlgeordnet. "Zum steilen Anstieg kommen im wahren Leben oft noch steinige und unebene Stücke hinzu." Wer die "Himmelsleiter" emporsteige, treffe immer wieder auf das Bild Mariens. "Sie möchte uns an die Hand nehmen, damit wir im Vertrauen auf Gott unseren Lebensweg gehen."