50 Jahre Kinderdorf Riedenberg - ein Blick in die Geschichte

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So sah der Rohbau des Kinderdorfes im Jahre 1970 aus. Foto: Archiv/Kinderdorf
So sah der  Rohbau des Kinderdorfes im Jahre  1970 aus. Foto: Archiv/Kinderdorf
Freizeitpädagoge Werner Vieres macht mit Kindern eine "Bergfreizeit" am Würzburger Haus - 1977. Foto: Archiv/Kinderdorf
Freizeitpädagoge Werner Vieres macht mit Kindern eine "Bergfreizeit" am Würzburger Haus - 1977. Foto: Archiv/Kinderdorf
 
Eine der ersten Hausgruppen 1969. Die, damals noch, " Gruppenmutti" genannt, war Frau Mooslechner. Die Gruppenmütter lebten dauerhaft in den Wohngruppen. Foto: Archiv/Kinderdorf
Eine der ersten Hausgruppen 1969. Die, damals noch, " Gruppenmutti" genannt, war Frau Mooslechner. Die Gruppenmütter lebten dauerhaft in den Wohngruppen. Foto: Archiv/Kinderdorf
 
In den 1970er und 1980er Jahren war Fußballspielen die Nr. 1 der Freizeitaktivitäten. Foto: Archiv/Kinderdorf
In den 1970er und 1980er Jahren war Fußballspielen die Nr. 1 der Freizeitaktivitäten. Foto: Archiv/Kinderdorf
 
Eine Flötengrupppe gab es in den 1970er und 1980er Jahren auch. Die Leitung hatte A. Waldau. Foto: Archiv/Kinderdorf
Eine Flötengrupppe gab es in den 1970er und 1980er Jahren auch. Die Leitung hatte A. Waldau. Foto: Archiv/Kinderdorf
 
Das Kinderdorf heute. Foto: Evelyn Schneider
Das Kinderdorf heute. Foto: Evelyn Schneider
 
Hausgruppe 8 im Jahr 1975. Gruppenmutti war Frau Dumovic. Foto: Archiv/Kinderdorf
Hausgruppe 8 im Jahr 1975. Gruppenmutti  war Frau Dumovic. Foto: Archiv/Kinderdorf
 
In der Anfangszeit gab es eine hauseigene Blaskapelle. Der Dirigent war Willi Müller. Im Bild sind Manfred Hergenröder am Tenorhorn, Leonhard Kleinhenz am Saxophon. Bei waren jahrzehntelang bis zur Berentung im Kido angestellt, Foto: Archiv/Kinderdorf
In der Anfangszeit gab es eine hauseigene Blaskapelle. Der Dirigent war Willi Müller. Im Bild sind Manfred Hergenröder am Tenorhorn, Leonhard Kleinhenz am Saxophon. Bei waren jahrzehntelang bis zur Berentung im Kido angestellt, Foto: Archiv/Kinderdorf
 

Ein großes Fest findet zum 50. Geburtstag des Kinderdorfes in Riedenberg am Sonntag, 17. Juni statt. Wie begann eigentlich alles?

Das Jubiläumsfest zu 50 Jahre Kinderdorf startet am Sonntag mit einem Festgottesdienst um 9.30 in der St. Martin Kirche. Anschließend begleitet die Riedenberger Blaskapelle alle Gäste mit Marschmusik ins Kinderdorf, wo die Jubiläumsfeierlichkeiten weiter gehen. Viele ehemalige "Kinderdorfkinder" werden sich dort treffen und sich sicherlich über alte Zeiten austauschen. Wie gelang der weitere Lebensweg? Einige der Kinder aus den Anfangsjahren sind bis heute in Riedenberg geblieben, haben dort Familien gegründet und so eine weitere Heimat in der Dorfgemeinschaft Riedenberg gefunden.


Unterhalb des mächtigen Buchenwaldes erbaut

Für einen Großteil der Riedenberger Bevölkerung gehört die, an einen Südhang des Ortes gebaute Häusersiedlung, zum bestehenden Ortsbild. Schließlich steht diese bereits seit 50 Jahren, und viele Bürger wissen gar nicht mehr, wie der Hang vorher einmal ausgesehen hat. Gemeint in das Kinderdorf St. Anton, dessen Erbauung unterhalb des mächtigen Buchenwaldes im Juni 1968 mit der Grundsteinlegung durch Monsignore Robert Kümmert startete.

Der Verein "Kind und Familie" wusste um den damals großen Bedarf an Kinderdorfplätzen. So beschloss der Verein und der damalige Ortspfarrer Geßner bereits im Februar 1967 den Bau eines größeren Kinderdorfes in der Rhön. In Riedenberg standen hierfür circa fünf Hektar Bauland zur Verfügung. " Ein Meilenstein", titelte der damalige "Brückenauer Anzeiger" . Unterstützt vom Riedenberger Bürgermeister Josef Vogler und Hauptlehrer Erich Deublein starteten die Planungen von ursprünglich drei Bauabschnitten mit insgesamt 25 Familienhäusern, sieben Personalhäusern, einer Sondervolksschule für lernbehinderte Kinder, einer Schulvorbereitenden Einrichtung sowie einer Turnhalle, eines Hallenbades und Außensportanlagen.


Erst in Privathäusern untergebracht

Bereits wenige Wochen nach Baubeginn kamen die ersten Kinder. Untergebracht wurden sie einstweilen mit ihren Hausmüttern in Privathäusern Riedenbergs und beobachteten von dort die Baufortschritte. Parallel hierzu wurden die Planungen für die Sonderschule konkretisiert, so dass im September 1968 die ersten Schüler starteten. Etwas später als geplant wurden zu Ostern 1969 die ersten Familienhäuser bezugsfertig und von den Hausmüttern und ihren Kindern in Besitz genommen. Fleißig wurde weiter gebaut. Unterstützung fanden die Handwerkerfirmen hier in jungen Menschen des katholischen internationalen Bauordens aus Belgien, die hier jeweils für mehrere Wochen ehrenamtlich die Baumaßnahmen beschleunigten. Mitte 1972 waren die ersten 15 Familienhäuser fertiggestellt und bezogen. Die restlichen Bauabschnitte standen im Rohbau da.


Caritasverband übernimmt Trägerschaft

In dieser Zeit traten die ersten finanziellen Schwierigkeiten auf, und die Forderungen verschiedener Handwerkerfirmen konnten nicht beglichen werden. Um den Weiterbau des Kinderdorfes sicherstellen zu können, übernahm 1973 der Caritasverband für die Diözese Würzburg die Trägerschaft.

Im Dezember 1974 lebten fast 190 Kinder und Jugendliche im Kinderdorf - alle Baumaßnahmen waren abgeschlossen. Auch die Großküche sowie die Wäscherei hatten ihre Tätigkeit aufgenommen. 1975 konnte die Turnhalle und das lang ersehnte Hallenbad in Betrieb gehen. Die große Einweihung des längst in vollem Betrieb arbeitenden Kinderdorfes erfolgte am 25. Oktober 1975 .


Gästebereich des Kinderdorfes

Ab 1984 mussten sich Leitung und Trägerschaft mit rückgängigen Belegungszahlen auseinandersetzen und nach Kompensationsmöglichkeiten suchen. Hieraus entstand schließlich der Gästebereich des Kinderdorfes, in dem Vereine, Schulen oder kirchliche Gruppen , Häuser für Schulland-Aufenthalte und Ferienmaßnahmen anmieten konnten.

Im April 1988 wurde der Bereich teilstationäre Jugendhilfe etabliert und die erste Heilpädagogische Tagesstätte eröffnet. Das Richtfest des neuen Kapellenbaus konnte im November 1993 gefeiert werden, in dessen Untergeschoss Seminarräume mitentstanden. Leider musste 1996 das Hallenbad endgültig geschlossen werden und wurde zu einer Kombination aus Turn- und Kletterhalle umfunktioniert.

1998 etablierte sich der Bereich "Gemeinsame Wohnformen für Mütter oder Väter und Kinder. Hier leben Alleinerziehende mit ihren Kindern gemeinsam im Kinderdorf und werden durch eine Mitarbeiterin der Einrichtung pädagogisch betreut.


Sanierung

Im April 2004 wurde das pädagogische Portfolio um der Bereich "Ambulante Hilfen" erweitert, so dass das Kinderdorf nun über alle Bereiche der stationären, teilstationären und ambulanten Hilfe eine Unterstützung für hilfesuchende Familien bietet. Langsam kamen die Bauten in die Jahre und bedurften einer Generalsanierung. Im März 2009 wurde diese in Angriff genommen, und ein Teil der Häuser sowohl energetisch, als auch baulich saniert.


Aktuelle Zahlen

Seit September 2017 ist das Kinderdorf nun offiziell eine heilpädagogische Einrichtung und damit einen weiteren Schritt in seine Zukunftssicherung gegangen. Insgesamt 74 Kinder sind aktuell auf acht stationäre Gruppen aufgeteilt. Weitere 20 Plätze bieten die beiden heilpädagogischen Tagesgruppen. In fünf Maßnahmen wird ambulante Hilfe geboten.

Das Durchschnittsalter der Kinder liegt derzeit bei zehn Jahren, wobei das jüngste Kind zwei Jahre alt ist. Der älteste junge Erwachsene ist 20 Jahre alt. 89 Mitarbeiter finden derzeit Arbeit im Kinderdorf.