Bad Brückenau: Hochwasser durch den Biber

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Für diesen schönen See ist eine Biberfamilie in der Nähe des Schulzentrums verantwortlich. Foto: Ingo Queck
Für diesen schönen See ist eine Biberfamilie in der Nähe des Schulzentrums verantwortlich.  Foto: Ingo Queck
Wunderschön anzuschauen, doch in der Stadt birgt sie eine Gefahr: Die aufgestaute Sinn. Foto: Ingo Queck
Wunderschön anzuschauen, doch in der Stadt birgt sie eine Gefahr: Die aufgestaute Sinn. Foto: Ingo Queck
 
Der Biberdamm in der Sinn am Schulzentrum. Foto: Ingo Queck
Der Biberdamm in der Sinn am Schulzentrum. Foto: Ingo Queck
 
Fast täglich sehen Spaziergänger neue Spuren vom Biber. Foto: Julia Raab
Fast täglich sehen Spaziergänger neue Spuren vom Biber. Foto: Julia Raab
 
Der Fußweg neben der Sinn ist überflutet. Foto: Julia Raab
Der Fußweg neben der Sinn ist überflutet. Foto: Julia Raab
 
Die Hochwasserpolder leisten gute Arbeit. Sie fangen das gestaute Wasser auf, das über das Ufer tritt. Foto: Julia Raab
Die Hochwasserpolder leisten gute Arbeit. Sie fangen das gestaute Wasser auf, das über das Ufer tritt. Foto: Julia Raab
 

Seit einigen Monaten baut eine fleißige Biberfamilie in der Sinn zwischen Schulzentrum und Gewerbegebiet einen großen Staudamm. Gefahr für die Anlieger besteht aus jetziger Sicht nicht.

Mindestens nasse Füße bekommt man derzeit, wenn man von der Stadt aus kommend in Richtung Schulzentrum an der Sinn entlang spaziert. Seit einigen Monaten ist hinter der Baywa eine Biberfamilie am Werk. Erst im September kam der Nachwuchs zur Welt. Zwei fleißige Biberkinder, die man mit etwas Glück beobachten kann, denn "scheu sind sie nicht", wie Kurt Marquard aus Römershag, ehemaliger Biberbeauftragter für den Raum Bad Brückenau und Mitbegründer der Sinnallianz, die Erfahrung macht.

Seit einigen Jahren schon lebt der Biber in diesem Abschnitt der Sinn. Doch so hoch habe er seinen Biberdamm noch nie gebaut, sagt Franz Zang, Vorsitzender beim Bund Naturschutz (BN) Kreisgruppe Bad Kissingen. "Ich vermute, dass er durch die Trockenheit besonders viel gestaut hat, um seinen Baueingang unter Wasser zu halten", sagt Zang. Dadurch habe er so viel Wasser gestaut, dass ein großer Teich entstanden ist und der nahe gelegene Fußweg überschwemmt wurde. In genau diesem Bereich liegen Hochwasserpolder, die jetzt ihre Funktion erfüllen. Denn das Wasser sammelt sich in den Poldern und sorgt für eine feuchte Wiese. In Richtung des Gewerbegebietes bietet ein Damm mit einem Fahrradweg darauf zusätzlich Schutz gegen eine Überschwemmung.

Keine Gefahr für Anlieger

Das Wasserwirtschaftsamt machte sich erst kürzlich ein Bild von der die Situation vor Ort. "So, wie die Sachlage momentan vor Ort ist, besteht keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit", sagt Birgit Imhof, zuständige Abteilungsleiterin beim Wasserwirtschaftsamt. Es sei ausreichend Retentionsraum - also Fläche, auf die das Wasser ausweichen kann - vorhanden. Im Falle eines Hochwassers ist es wahrscheinlicher, dass der Biberdamm durch das Wasser weggeschwemmt werde. Darüber hinaus bestehe aus jetziger Sicht keine Verklausungsgefahr - also die Gefahr, dass sich die Hölzer des Dammes vor eine Öffnung legen und so das Abfließen des Wassers verhindern.

Auch die Untere Naturschutzbehörde wird in einem solchen Fall hinzugezogen. Denn der Biber steht unter Naturschutz und darf nur in besonderen Notfällen entfernt werden. Doris Hupfer, Fachreferentin der Unteren Naturschutzbehörde und Biberexpertin, bekräftigt die Aussagen des Wasserwirtschaftsamtes: " Bevor es zu einer Überschwemmung kommt, reißt es mit Sicherheit den Biberdamm weg, und es löst sich von alleine."

Zahlreiche positive Auswirkungen

Abgesehen von möglichen Risiken für die öffentliche Sicherheit gibt es zahlreiche positive Auswirkungen eines vom Biber gestauten Flusses. "Vor dem Hintergrund der Trockenheit wirkt sich so ein Biberstaudamm positiv auf die Grundwasserspeicher aus", sagt Ingo Queck vom Bund Naturschutz. Zusätzlich komme es auf den überschwemmten Flächen zu einer ausgeprägten Artenvielfalt. Gerade in diesem Sommer habe man die Gegensätze extrem gesehen: Während die Sinn nur noch wenig Wasser führte, durfte sich die Wiese rund um den Biberdamm über viel Feuchtigkeit freuen. brj

Biber in Zahlen

82 Biberreviere gibt es schätzungsweise im Jahr 2018 im Landkreis Bad Kissingen.

3,3 Biber leben nach der Statistik in einem Revier. brj

Infokasten

Der Europäische Biber ist das größte Nagetier Europas. Als "natürlicher" Ökosystem-Manager erschafft er die artenreichsten Biotope. Wie keine andere Tierart gestaltet der Biber seinen Lebensraum selbst. Besonders positiv ist seine Eigenschaft im Hochwasserschutz, auch wenn das auf den ersten Blick widersprüchlich klingt. Denn seine Dammbautätigkeit verzögert den Wasserabfluss sehr stark. Während in einem Gebiet ohne Biberdämme ankommendes Wasser innerhalb von drei bis vier Stunden wieder abfließt, dauert es in gestauten Bereichen bis zu 19 Tage. Dadurch versickert und verdunstet bereits im Oberlauf von Bächen mehr Wasser und Hochwasserspitzen werden gekappt. Umgekehrt profitieren in trockenen Jahren Natur und Landwirtschaft vom "Wasserrückhaltesystem" des Bibers.

Allerdings kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Biber und Mensch. Das angestaute Wasser kann den menschlichen und landwirtschaftlichen Lebensraum erheblich beeinflussen. Auch seinen Eigenschaft, Bäume zu fällen, führt immer wieder zu Zerwürfnissen zwischen Mensch und Tier. Dafür gibt es seit einigen Jahren das Bibermanagement in Bayern, das in solchen Problemfällen tätig wird. Neben Informationen, Vorträgen und Beratungen finden betroffenen Landwirte und Anwohner Lösungsvorschläge und gegebenenfalls einen finanziellen Ausgleich für größere Schäden in der Land- und Forstwirtschaft durch einen freiwilligen Ausgleichsfonds des Freistaates. Quelle: Bund Naturschutz Bayern