Strecke 46: Vergessene Nazi-Autobahn in Franken ist heute "Lost Place"
Autor: Stefan Lutter
Burgsinn, Montag, 29. Dezember 2025
Ruinen einer nie vollendeten Autobahn: Die Strecke 46 verbindet Geschichte, Augmented Reality und faszinierende Natur in einem einzigartigen Lost Place.
Eine Autobahn, die nie zu Ende gebaut wurde: Die Strecke 46 in Franken ist ein faszinierender Lost Place, der Geschichte und Natur vereint. Geplant in den 1930er Jahren als Teil der Reichsautobahnen, wurde das Bauprojekt kurz vor dem Zweiten Weltkrieg eingestellt. Heute zeugen moosbewachsene Brückenpfeiler, Tunnelröhren und andere Autobahnruinen von den ehrgeizigen und zugleich düsteren Plänen der Nationalsozialisten. Doch die Natur hat sich das Gelände zurückgeholt, und die Strecke 46 ist heute ein einzigartiger Ort, der Geschichte lebendig macht. Mit der App "AR46" kannst du die Bauarbeiten und die harten Lebensbedingungen der Arbeiter virtuell erleben und die Vergangenheit aus einer völlig neuen Perspektive entdecken.
Ob du durch Wälder und Wiesen wanderst oder die Wege mit dem Mountainbike erkundest – die vier Spurensucherpfade der Strecke 46 bringen dich tief in die Geschichte dieses außergewöhnlichen Ortes. Augmented Reality lässt die Baupläne von damals auf deinem Smartphone wiederauferstehen und visualisiert den geplanten Rastplatz Bettlersruh sowie andere Bauwerke. Gleichzeitig erzählen dir virtuelle Charaktere von den Herausforderungen und Gefahren des Autobahnbaus. Die Strecke 46 verbindet auf einzigartige Weise Natur, Technik und Geschichte – ein echtes Highlight für Geschichtsinteressierte und Abenteuerlustige.
Die Strecke 46 – Eine Autobahn, die nie vollendet wurde
Vor fast 90 Jahren begann das ehrgeizige Bauprojekt einer Autobahn zwischen Hessen und Unterfranken durch die Nationalsozialisten. Fertiggestellt wurde die Trasse nie - doch die Spuren sind noch heute sichtbar. Per Augmented-Reality-App können Wanderer den Autobahnbau mit den Augen der Bauarbeiter erleben. Es empfiehlt sich, in Rupboden zu beginnen und die Spurensucherpfade abzufahren. Im Spessart - zwischen Gemünden am Main (Seifriedsburg) und Bad Brückenau (Zeitlofs) - verbirgt sich ein oftmals übersehenes Kapitel europäischer Verkehrsgeschichte: Zwischen Fulda und Würzburg sollte eine fast 70 Kilometer lange "Strecke 46" entstehen. Als frühe Nord-Süd-Verbindung erhielt sie bereits zum Beginn des Autobahnbaus eine besondere Bedeutung und war ein Vorläufer der heutigen Rhönautobahn A7.
Die Bezeichnung "Strecke 46" stammt aus dem Nummerierungssystem, das in den frühen Planungen des deutschen Autobahnbaus in den 1930er Jahren verwendet wurde. Jede geplante Autobahnstrecke erhielt damals eine eigene Nummer, um sie in den Bauplänen eindeutig zu identifizieren. Dieses System diente der Organisation und Verwaltung der zahlreichen Projekte, die im Rahmen des Autobahnprogramms entwickelt wurden.
Besonders in der Anfangszeit des Autobahnbaus war die Nummerierung ein zentraler Bestandteil, um die Bauprojekte zu systematisieren und ihre strategische Bedeutung zu verdeutlichen. Ähnliche Nummerierungen finden sich auch bei anderen Strecken dieser Zeit, wie etwa der „Strecke 77“, die den Abschnitt zwischen Kassel und Hannover abdecken sollte, oder der „Strecke 19“, die die Verbindung zwischen München und Salzburg plante.
Längstes Baudenkmal Bayerns
Die Bauarbeiten am Abschnitt zwischen Bad Brückenau und Würzburg starteten im Jahr 1937, wobei die ersten Entwürfe bereits bis 1933 zurückreichen – dem Auftakt des Autobahnbaus in Deutschland. Aufgrund des 2. Weltkriegs wurden die Arbeiten 1940 eingestellt. Obwohl die Pläne für diese Strecke nach Kriegsende nicht weiterverfolgt wurden, sind heute noch 47 Bauwerke sowie die Trasse in mehreren Abschnitten deutlich sichtbar. Überall finden sich Spuren der nie fertiggestellten Autobahntrasse zwischen dem hessischen Bad Hersfeld und Würzburg.
Diese Überreste gelten als Deutschlands längste historische Autobahnruine und werden wegen ihres außergewöhnlichen Erhaltungszustands als Technikdenkmal aus den Anfängen des Autobahnbaus geschätzt.