Aus dem Alltag der Bad Kissinger Notaufnahme

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Wenn die Patienten nicht aggressiv sind, kommt als erster Schritt in der Notaufnahme des St. Elisabeth-Krankenhauses immer eine eingehende Untersuchung. In dieser nachgestellten Szene schließen Arzt Semko Aram (links) und Krankenschwester Olga Jakel die Geräte zur Überwachung an. Foto: Ralf Ruppert
Wenn die Patienten nicht aggressiv sind, kommt als erster Schritt in der Notaufnahme des St. Elisabeth-Krankenhauses immer eine eingehende Untersuchung. In dieser nachgestellten Szene schließen Arzt Semko Aram (links) und Krankenschwester Olga Jakel die Geräte zur Überwachung an. Foto: Ralf Ruppert

Vom Koma-Saufen bis zu illegalen Substanzen: In der Notfallaufnahme landen im Schnitt fast jeden zweiten Tag Fälle, bei denen Drogen im Spiel sind.

Der Zwölfjährige mit 2,5 Promille Alkohol im Blut, die 17-Jährige, die eine verbotene "Kräutermischung" geraucht hat, der bekiffte Autofahrer oder der rückfällige Alkoholiker: Wer der Polizei auffällt oder mit Blaulicht ins Krankenhaus kommt, landet oft bei Semko Aram, dem Leitenden Arzt in der Zentral-Notfallaufnahme des St. Elisabeth-Krankenhauses.
"An einem normalen Wochenende sind es eins bis drei Fälle, an Fasching oder an einem Party-Wochenende können es auch mal 20 werden", sagt er über die Zahl der Patienten, die durch Drogen in Lebensgefahr kommen.
Die Hauptdroge bleibt dabei Alkohol: Rund zwei Drittel der Drogen-Notfall-Patienten seien betrunken. Aber: "Vor allem bei Jugendlichen geht der Trend in Richtung Kräutermischungen und Amphetaminen", sagt Notfall-Mediziner Semko Aram. Bis zu 3,5 Promille Alkohol im Blut habe er bei Jugendlichen bereits festgestellt, wobei ihn der Wert von 2,5 Promille bei einem Zwölfjährigen am meisten erschreckt habe.

Patient sind zum Teil aggressiv

Chronische Alkoholiker würden es sogar auf 5 Promille bringen. Rund 15 bis 20 solcher chronisch kranker Patienten gebe es im Einzugsgebiet der Klinik. Die meisten von ihnen würden alle vier bis sechs Wochen behandelt: Meist peppelt sie das Krankenhaus eine Woche lang in einer Entgiftungstherapie auf, wenn gewünscht, werde auch eine längere Therapie in der Psychiatrie vermittelt.
Gerade bei Jugendlichen sieht Aram die Patienten aber meist nur ein einziges Mal: "Etwa die Hälfte kommt zum Glück nie wieder", berichtet der Arzt. Meist werden die Patienten vom Rettungsdienst gebracht und sind kaum ansprechbar. Aber auch aggressive Patienten gebe es immer wieder: "Kratzer, Bisse, Schläge, da passiert viel." Zum Teil würden mehrere Helfer benötigt, um den Patienten ein Beruhigungsmittel zu spritzen oder gar zu fixieren.
Der erste Schritt bei der Versorgung sei immer, die Vitalfunktionen zu überprüfen. Die Patienten bleiben im Regelfall 24 Stunden an einem Monitor angeschlossen, der den Kreislauf überwacht. Gerade bei illegalen Drogen können die Folgen aber auch schlimmer sein: Vor kurzem erst musste eine junge Frau nach dem Rauchen einer so genannten Kräutermischung künstlich beatmet werden.
"Die Kräuter sind ja nur das Trägermaterial, das mit einem künstlichen Wirkstoff versetzt wird", berichtet Streetworker Christian Fenn über "Legal Highs", die vor allem bei Jugendlichen stark im Kommen seien. "Das schaut harmlos aus, aber es weiß eigentlich keiner so richtig, was genau drin ist", warnt er davor, den Konsum der Kräutermischungen auf die leichte Schulter zu nehmen, nur weil sie legal und ganz einfach übers Internet zu bestellen sind. Viele von ihnen lösen sogar Psychosen aus.

Mehr Fahrer unter Drogeneinfluss

"Das Recht kommt da leider oft gar nicht hinterher", bedauert auch Stefan Haschke, Chef der Bad Kissinger Polizei, dass bei den Legal Highs der Wirkstoff so oft geändert werde, dass die Polizei keine Handhabe hat. Gerade diese Veränderung machten den Konsum auch so gefährlich, warnt Haschke.
Entspannt habe sich dagegen die Lage beim so genannten Koma-Saufen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Haschke führt das unter anderem auf das Ausschankende zwischen 2 und 3 Uhr bei sämtlichen Veranstaltungen im Landkreis Bad Kissingen zurück. Trotzdem geleitet die Polizei noch regelmäßig Autofahrer zu einer Blutentnahme in die Notaufnahme des "Eli": Jeweils 82 Autofahrer unter Alkoholeinfluss hat die Polizei in den vergangenen beiden Jahren erwischt. 2013 gab es 13 Unfälle, 2014 sechs Unfälle, bei denen Alkohol im Spiel war.
Andere, illegale Drogen wurden bei Unfällen 2013 nur in einem Fall, 2014 gar nicht nachgewiesen. Allerdings stellen die Beamten bei regulären Kontrollen immer öfter Drogenkonsum fest: 2013 in 36 Fällen, 2014 in 45 Fällen. "Diese steigende Tendenz hat sich auch in den ersten Monaten dieses Jahres fortgesetzt", berichtet Haschke.