Arnshausen: Jahrzehntelanges Warten auf die B286 neu
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Dienstag, 11. Dezember 2018
Seit Jahrzehnten warten die Anwohner in Arnshausen auf die Ortsumgehung. Jetzt gibt es Bemühungen, den Unmut in einer Bürgerinitiative zu bündeln.
Motoren, die beim Beschleunigen aus dem Ort heraus aufheulen, Brummis, die mit ihrem tonnenschweren Gewicht in den Ort hinein rauschen, der Dreck aus tausenden Auspuffrohren täglich, der Hausfassaden schwarz färbt. Jacqueline Seit (30), Dieter Sliwa (65) und Erich Reuß (85) leben mit den Belastungen, die die B286 als Ortsdurchfahrt mit sich bringt. "Es ist hier eigentlich eine schöne Ecke, wenn die Straße nicht wäre", sagt die junge Mutter. Jacqueline Seit wohnt mit ihrer Familie im Hardgraben, einer kleinen Seitenstraße direkt am Ortsausgang in Richtung Oerlenbach. Immer wenn sie mit ihren Kleinkindern zum Turnen, zum Spielplatz oder zum Bäcker in den Altort will, muss sie über die Bundesstraße rüber.
Kein gesicherter Übergang
Knapp 10 000 Fahrzeuge rollen am Tag durch Arnshausen. Einen gesicherten Übergang wie eine Ampel, einen Zebrastreifen oder einen Fahrbahnteiler gibt es nicht. In Stoßzeiten - etwa am Feierabend - kann die Überquerung dauern und auch brenzlig werden. "Es gibt selten Lücken und wir werden immer wieder angehupt", erzählt sie. Als Mama habe sie aber immer ein ungutes Gefühl, allein schon weil etliche Fahrzeuge zu schnell und zu dicht am Gehweg vorbeibrausen.
Flüsterbelag kein Allheilmittel
Auch Dieter Sliwa sieht die Straße als Gefahrenpunkt. Viele Fahrer halten sich am Ortsende nicht an die Geschwindigkeit, berichtet er. Die Lärmbelastung habe sich zwar verringert, seitdem das Staatliche Bauamt einen Flüsterbelag aufgebracht hat, trotzdem sei sie noch hoch. Motorengeräusche, Fahrgeräusche des Schwerlastverkehrs: die könne der Asphalt nicht schlucken.
Als die Bundesstraße vor kurzem zwischen Oerlenbach und Arnshausen wegen Ausbesserungsarbeiten voll gesperrt war, rollte kaum Verkehr durch den Stadtteil. "Die Sperrung war himmlisch", sagen sowohl Sliwa als auch Seit.
Seit Jahrzehnten ist ein Neubau der B286 um den Ort herum im Gespräch. Bislang hat sich das Projekt allerdings immer verzögert. Viele Anwohner ärgert das. "Das ist seit Jahren Thema auf jeder Bürgerversammlung in Arnshausen", sagt Sliwa. Die Anwohner fühlen sich von der Politik und von den Behörden verschaukelt.
Manche haben den Glauben beinahe aufgegeben, dass die B286 neu tatsächlich gebaut wird. Erich Reuß zum Beispiel wohnt seit 60 Jahren an der Bundesstraße. "Schon zur Flurbereinigung in den 1960er Jahren wurde darüber gesprochen", erinnert er sich. Der Senior sammelt seit 1985 jeden Zeitungsartikel, der in der Saale-Zeitung zur B286 neu erschienen ist. 93 Berichte hat er ausgeschnitten und in einem Ordner gesammelt. "Für mich hat der Neubau keinen Wert mehr, aber für die nächste Generation", sagt Reuß.
Bürger wollen auf die Straße
Viele Arnshäuser ziehen Parallelen zum Radweg, der von der Kernstadt in den Stadtteil führt. Der wurde zur Eingemeindung in den 1970er Jahren versprochen und ließ 40 Jahre auf sich warten. 2010 gründete sich in Arnshausen eine Interessengemeinschaft, die sich mit Nachdruck für den Bau einsetzte. Mit Erfolg: Vier Jahre später begannen die Bauarbeiten, 2015 wurde der Radweg fertiggestellt und eröffnet. "Wir sind froh, dass wir den Radweg endlich gekriegt haben. Ohne die Interessengemeinschaft wäre das nicht möglich gewesen", meint Reuß.