Der Hammelburger Altbürgermeister Arnold Zeller wird heute 75. In seiner Amtszeit hat er sich mit einem schwierigen Kapitel der Stadtgeschichte auseinandergesetzt.
Arnold Zeller bleibt seinem Entschluss treu, nach der Amtszeit sich nicht mehr öffentlich zur Kommunalpolitik zu äußern. "Wenn Schluss ist, ist Schluss", sagt er. Am Wohnzimmertisch ist ihm weder ein Kommentar zum Tagesgeschehen noch eine Beurteilung seiner damaligen Konkurrenten zu entlocken. Das hat aber nur zum Teil damit zu tun, dass Zeller seit 2002 ganz Privatmann ist: "Ich gehe zum Beispiel auf keine Vernissagen", erklärt er. Vor allem möchte der Altbürgermeister die Gräben von damals nicht neu aufreißen.
Auseinandersetzungen hat Zeller als Bürgermeister (CBB) genug geführt. Auch wenn es persönliche Energie kostete, bezog er in historischen Debatten klar Stellung. Im Stapel am Rande des Tisches liegt eine geheftete Blattsammlung mit grünem Einband: "Mein Traditionsstreit mit der Bundeswehr".
Sie dokumentiert einen über Monate dauernden Briefwechsel zwischen dem damaligen Bürgermeister, der "Kameradschaft ehemaliger Soldaten Panzerbataillon 354" und Verantwortlichen in der Bundeswehr bis hin zum Verteidigungsministerium. Auslöser war ein Aufsatz eines pensionierten Militärs, der die "Traditionslinien zur Wehrmacht" in der Bundeswehr wieder aufleben lassen wollte.
Der Text hatte Zeller damals "völlig aus der Fassung" gebracht, wie er in einem der Briefe schrieb.
Versöhnung mit jüdischen Bürgern Nicht nur Freunde machte sich Zeller auch, als er die Versöhnung mit den ehemaligen jüdischen Bürgern Hammelburgs suchte. "Es war ein Gedanke, der schon immer in mir gelebt hat", sagt Zeller über seine Beweggründe. Es war kein leichtes Kapitel für Hammelburg. Es war aber wichtig, das Schweigen aufzubrechen und die Stadt für die Erinnerung zu öffnen. "Ich habe gemacht, was ich für richtig und notwendig hielt." So lud Zeller im Mai 1995 die noch lebenden ehemaligen jüdischen Bürger Hammelburgs in die Stadt ein. An der früheren Synagoge am Seelhausplatz wurde eine Gedenktafel angebracht und das Parkdeck in Samuel Sichel-Platz umbenannt.
Dass er Mitstreiter hatte, die sich sehr genau mit der Geschichte befassten, ist Zeller wichtig zu erwähnen. Und zu einem Urteil lässt er sich dann doch bewegen: "Wir haben nur das gemacht, was andere vor uns hätten tun sollen." Das ist die Leistung seiner von 1990 bis 2002 dauernden Amtszeit. Jenseits der Aufgaben, die auf einen Bürgermeister von selbst einfallen.
Doch das alles ist Vergangenheit. Die Gartenarbeit und die beiden Enkel füllen den Alltag von Zeller heute aus. "Schauen sie nur aus dem Fenster", deutet er auf das Grundstück um das eigene Haus. Von seinem Sohn, seiner Tochter und den Enkelkindern erzählt der Altbürgermeister viel freimütiger als von seinen politischen Jahren.
"Ich schreibe keine Memoiren", sagt Zeller. Stattdessen hat er ein Notizbuch, in das er Sinnsprüche und Alltagsbegebenheiten aufzeichnet. Zeller holt das Notizbuch, um eine Bemerkung eines seiner Enkelkinder nachzublättern.
Leider gab es seit Arnolds Zeller Einladung jüdischer Bürger nach Hammelburg im Jahr 1995 keine neue Einladung an Überlebende des Holocaust, die nunmehr über 85 Jahre und älter sind. Edwin Nussbaum wurde im August 92 Jahre alt. Leider war dies der Hammelburger Lokalpresse (Saale-Zeitung und Mainpost) kein Pressebericht wert. Über jeden Hasen, der in HAB einen Verkehrsunfall verursacht, wird berichtet, aber nicht über das Schicksal eines Juden, der 1920 in Hammelburg geboren und 1937 von den Nazis aus der Stadt verjagt wurde, und noch heute lebt.
Die letzten Überlebenden des Holocaust aus Hammelburg warten seit Jahren vergebens auf ein "memorial" in der Mitte der Stadt (nicht am Seelhausplatz) mit den Opfernamen der im Holocaust ermordeten Verwandten. Wann endlich realisiert Bürgermeister Ernst Stross (SPD) nicht nur Millionengroßprojekte, sondern ein Denkmal für die ermordeten Juden Hammelburgs in der Mitte der Stadt, wie es Überlebende des Holocaust wünschen (wenn schon in HAB keine "Stolpersteine" verlegt und gespendet werden dürfen, weil Geschäftsinhaber ehemaliger Judenhäuser um Kunden fürchten?!!),und lädt die letzten noch lebenden jüdischen Zeitzeugen, bevor sie sterben, nach Hammelburg ein?