Zum 150. Jahrestag des Deutschen Krieges von 1866 erinnerten die Festredner daran, wie wichtig Diplomatie und der europäische Gedanke für den Frieden sind.
Mit Jugendmusikkorps, Festansprachen und Kranzniederlegungen gedachten die Repräsentanten von Stadt, Landkreis und unterfränkischer Regierung des 150. Jahrestages der blutigen Gefechte in und um Bad Kissingen am 10. Juli 1866, die zum Sieg Preußens gegen das Königreich Bayern im Deutschen Krieg beigetragen haben.
"Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin." Mit diesem Zitat des amerikanischen Pulitzer-Preisträgers Carl Sandburg (1878-1967) begann
Oberbürgermeister Kay Blankenburg seine Begrüßung in der Wandelhalle und ergänzte diese Worte um den ebenso bekannten Nachsatz eines unbekannten Autors "... dann kommt der Krieg zu euch". Auch für die Bürger der Kurstadt Kissingen sei es 1866 unvorstellbar gewesen, so Blankenburg, direkt in das Kampfgeschehen des Deutschen Bruderkrieges verwickelt zu werden.
"Doch plötzlich kam der Krieg mit geballter Kraft zu ihnen in die Stadt."
Von blutigen Kämpfen überrollt
Preußen schossen ab 8.30 Uhr auf Bayern, Deutsche schossen auf Deutsche. Um 13 Uhr waren die Kampfhandlungen schon in Richtung Nüdlingen weitergezogen. 300 Gefallene, 1300 Verwundete waren in Bad Kissingen zu beklagen.
Gefallene, Preußen wie Bayern, wurden gemeinsam beigesetzt, Verwundete von dem erst 1863 gegründeten Roten Kreuz versorgt.
Der Oberbürgermeister dankte den Grabpflegern um Werner Eberth, die in den vergangenen Wochen alle Grabstätten zum Gedenktag hergerichtet hatten. Die Gräber sollen uns noch heute mahnen, meinte Blankenburg.
"Für 70 Jahre Frieden, wie ihn keine Generation vor uns erlebt hat, müssen wir dankbar sein."
"Frieden ist nur dann möglich, wenn wir alle daran arbeiten", nahm Landrat Thomas Bold das Stichwort in seinem Grußwort auf. Nicht nur Bad Kissingen, sondern der ganze Landkreis sei damals von blutigen Kämpfen überrollt worden. Heute, 150 Jahre später, sei aus der Kleinstaaterei ein vereinigtes Europa entstanden.
Doch wie brüchig dieses sei, habe der Ausstiegsbeschluss der Briten aus der Europäischen Union gezeigt. "Zum Erhalt des geeinten Europas bedarf es gemeinsamer Anstrengungen." Eine Gefährdung der europäischen Idee sei nur durch "wehrhafte Demokratie nach innen und außen" abzuwenden.
"Es ist besser, sich am Verhandlungstisch zu streiten als auf dem Schlachtfeld", zitierte deshalb auch der unterfränkische Regierungspräsident Paul Beinhofer aus der Rede des
früheren Ratspräsidenten, Herman van Rompuy, anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 an die Europäische Union, dem "Kontinent des Friedens".
Besonders in Unterfranken
Ein erster Versuch, dauerhaft Frieden zu schaffen, so blickte Beinhofer in die deutsche Geschichte zurück, habe 1814 der Wiener Kongress mit der Neuordnung Europas versucht. Damals sei Franken zum bayerischen Königreich gekommen.
Fünf Jahrzehnte später sei Franken mit Altbayern zusammengewachsen, doch das Kampfgeschehen von 1866 habe zu einem neuen Spalt geführt: "Unterfranken war der am stärksten betroffene Kriegsschauplatz in ganz Bayern."
Diesen Spalt wieder zu schließen, führte Beinhofer weiter aus, sei der Grund für Ludwig II. gewesen, ein erstes und einziges Mal durch Unterfranken zu reisen.
Der König habe tapfere Soldaten ausgezeichnet und, so Beinhofer, bald die Kurstadt ans Bahnnetz angeschlossen. "So kann große Geschichte in lokales Geschehen hineinwirken."
Der Regierungspräsident würdigte die Organisation vieler Gedenkfeiern im Landkreis, meistens veranstaltet durch die Initiative historisch interessierter Bürger, um durch das Erinnern an den Deutschen Bruderkrieg die Mitmenschen aufzuklären und aufzurütteln.
Nur ein friedvolles Zusammenleben in Europa dürfe Maßstab allen Handelns sein, forderte Beinhofer und setzte nach: "Kein kleinkrämerischer Umgang mit der europäischen Idee wie in den letzten Wochen und Monaten."
Im Anschluss an die Gedenkfeier legten Beinhofer, Bold und Blankenburg gemeinsam mit dem polnischen Konsul Marcin Król an dem von Bildhauer Michael Arnold im Jahr 1869 geschaffenen Denkmal der trauernden Germania am Kapellenfriedhof sowie auf der
Passhöhe zwischen Winkels und Nüdlingen mehrere Kränze zum Gedenken an die Gefallenen der Gefechte in und um Bad Kissingen nieder.
Der polnische Konsul erinnerte mit seiner Teilnahme an die in beiden Grabstätten beigesetzten Soldaten des 19. Infanterieregiments aus der damals preußischen Provinz Posen.
Hier noch meine Anschrift
Werner Sticht
Henneberger Weg 10
97762 Hammelburg
Ich finde in letzter Zeit vermehrt Artikel in Ihrer Zeitung über
den Krieg Preußens gegen den Deutschen Bund von 1866.
Allerdings ist dabei nur von den einzelnen Gefechten in und um
Hammelburg bzw. Bad Kissingen die Rede.
Befremdlich an Ihrer Berichterstattung finde ich dabei immer
wieder das Fehlen von Hintergrundinformationen zu dem
gesamten Krieg.
Ganz entsetzlich finde ich, dass der Hauptverantwortliche dieses
Krieges, nämlich Otto von Bismarck, nicht genannt wird.
Denn erst durch seine Kriege entstand ja all dieses Leiden und
diese enormen Schäden.
Der Deutsche Krieg ist ja nur eine dieser Taten Bismarcks.
Er brach ja auch Kriege in Schleswig, Holstein, Österreich und
Frankreich vom Zaun.
Insgesamt kostete das alles 200.000-250.000 Tote, von den
Kriegsbeschädigten einmal ganz zu schweigen.
Daneben ist Bismarck bekannt für seine Unterdrückung
aller Liberalen, der demokratischen Parteien und seine
Pressezensur.
Aufgrund dieser Lebensbilanz kann man Otto von Bismarck
durchaus mit Wilhelm von Preußen und Adolf Hitler vergleichen.
Zumindest als Wegbereiter dieser sollte man ihn ansehen.