Aiwanger-Überraschung: Weitere Mega-Stromtrasse nach Franken kommt - Bad Kissinger Landrat "richtig sprachlos"
Autor: Redaktion, Agentur dpa
Bad Kissingen, Freitag, 09. Februar 2024
Jetzt also doch: Eine dritte große Stromtrasse für Bayern, die Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) einst wegverhandelt haben wollte, ist in Planung. Betroffen ist vor allem Unterfranken.
Die geplante Stromtrasse SuedWestLink soll grüne Energie aus dem Norden nicht nur nach Baden-Württemberg, sondern auch direkt nach Bayern bringen. Die Bundesnetzagentur habe die Planungen zum Stromnetzausbau in Bayern fortgeschrieben und dabei diesen Teil aufgenommen, teilte das bayerische Wirtschaftsministerium am Donnerstagabend (8. Februar 2024) mit. Damit könnte Strom aus dem Norden in Zukunft über drei Mega-Leitungen in den Freistaat fließen, bisher waren hierfür die zwei großen Gleichstromtrassen (HGÜ) SuedLink und SuedOstLink geplant. Eine dritte große Stromtrasse für Bayern war seit Längerem im Gespräch.
Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) habe die betroffenen Landräte in Unterfranken am Donnerstag über die neuen Pläne informiert. Bis dato hatte die Bundesnetzagentur einen Planungshorizont bis 2037. "Jetzt wird von der Bundesnetzagentur bis 2045 vorausgeplant, um bis dahin eine klimaneutrale Stromversorgung zu realisieren", sagte der Freie-Wähler-Chef. "Dadurch ändern sich die Planungen für den Stromnetzausbau in Unterfranken."
SuedWestLink soll Strom direkt nach Bayern bringen
Die Leitung, die ursprünglich durch Unterfranken hindurch nach Baden-Württemberg weitergeführt werden sollte, werde nach dem neuen Plan eine Abzweigung in den Freistaat erhalten und sei damit auch für die bayerische Stromversorgung nutzbar. So komme eine zusätzliche Übertragungsleistung von zwei Gigawatt nach Bayern. Das entspreche etwa der Leistung von zwei Atomkraftwerken. Eine Inbetriebnahme könne wahrscheinlich im Laufe der 2030er Jahre erfolgen.
CSU und Freie Wähler hatten den Bau neuer großer Stromtrassen einst abgelehnt, vor allem der frühere CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer. "Monstertrassen", so hatten beide Parteien die Trassen verbal lange bekämpft - und sich damit immer wieder scharfe Kritik von Energieexperten eingehandelt. Auch Aiwanger hatte es 2019 noch, dem Bayerischen Rundfunk (BR) zufolge, als "großen Erfolg" bezeichnet, die Stromtrasse "wegverhandelt" zu haben. Grund für die überraschende Wende könnte eine Intervention der bayerischen Staatsregierung sein.
Die großen Stromnetzbetreiber planten in ihrem ersten Entwurf für den Netzentwicklungsplan 2037/45 noch ohne die zusätzliche Leitung zwischen Thüringen und Unterfranken. Vergangenen Sommer machte Bayern in seiner Stellungnahme zu den Plänen jedoch deutlich, dass die geplanten Leitungen nicht ausreichten. "Der Strombedarf der bayerischen Industrie und für die Wasserstofferzeugung in Bayern wird unterschätzt. In der Konsequenz wird der Übertragungsbedarf von und nach Bayern im aktuellen Netzentwicklungsplan zu gering angesetzt", hatte die Staatsregierung in einem Beschluss vom November beklagt. Nun hat die Bundesnetzagentur die zusätzliche Wechselstromleitung für notwendig erklärt, schreibt der BR.
Von Gegnern zu Fans: Söder und Aiwanger fordern auf einmal doch dritte Stromtrasse
Beim Baustart für Stromtrasse SuedOstLink in Niederbayern im Dezember hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sich dann für eine dritte Leitung aus ausgesprochen. Die Energieversorgung in Deutschland wackele - und hohe Energiepreise lähmten die Wirtschaft, sagte er damals. Auch Aiwanger, ehemals ein Gegner der Trassen, hatte zuletzt eine dritte Leitung gefordert.
Diese dritte Leitung für Bayern soll jetzt im unterfränkischen Trennfeld im Landkreis Main-Spessart enden. Dort sei ein Konverter zur Umwandlung des Gleichstroms in Wechselstrom erforderlich, der Flächenbedarf für die entsprechende Halle liege bei fünf Hektar. Wo genau die Kabel des SuedWestLink laufen soll, der insgesamt eine Übertragungsleistung von vier Gigawatt hat, ist noch offen. Dies werde in einem Planfeststellungsverfahren ermittelt. Festgelegt sei bisher fünf bis zehn Kilometer breiter Korridor.