Online-Portale wie "Airbnb" wollen Gästen Unterkünfte vermitteln. Was bringt die Reservierung übers Netz den Gastgebern im Landkreis?
Ohne das Portal wären sie längst nicht so gut gebucht. Die Hälfte aller Anfragen laufen inzwischen über das Netz. Vor eineinhalb Jahren hat Kristina Albrecht aus
Bad Kissingen die vier Ferienwohnungen der Familie auf die Online-Buchungsplattform "booking.com" gestellt. Ein Glücksfall: Zu Bestzeiten waren die Appartements zu 89 Prozent ausgelastet. Vor "booking.com" für die Familie undenkbar.
Neben dem niederländischen Anbieter, gibt es weitere - wie "Airbnb". Gut ein Dutzend Inserate aus dem Landkreis finden sich auf der Website von "Airbnb". Zwischen 20 und 80 Euro kostet die Nacht - je nach Unterkunft. Private Gästezimmer, Appartements, Ferienwohnungen und Ferienhäuser - was haben Gastgeber aus dem Landkreis von der Vermittlung übers Netz?
"Airbnb" steht für Airbed and breakfast, übersetzt "Luftmatratze und Frühstück". 2008 hat
sich die Firma in Kalifornien gegründet. Sie versteht sich als virtueller Marktplatz. Die Online-Plattform steht zwischen Gast und Gastgeber, vermittelt Unterkünfte und kümmert sich um die Abwicklung. Jeder kann sich anmelden, Zimmer, Wohnungen oder ganze Häuser kurzfristig ver- und anmieten. Zwei Millionen Inserate aus der ganzen Welt sind auf der Website aufgelistet - aus über 190 Ländern in 34 000 Städten.
Als Daniel Arnold vor zwei Monaten
die Einliegerwohnung im Haus seiner Eltern in Waldfenster bei der Plattform registrierte, hätte er nicht erwartet, dass er so viele Anfragen bekommt. "Wir wollten es einfach mal testen", sagt der 37-Jährige. Er selbst lebt in Genf und bietet noch zwei weitere Wohnungen in Oberstdorf und Budapest an. Er ist viel unterwegs und nutzt das Portal seit 2013, um sich bei auf Reisen Privatleuten einzuquartieren.
Für seine Eltern das perfekte Modell: "Sie wollen keine Mietleute, aber ab und zu ein paar Gäste, das ist ganz nett und macht Sinn." Schließlich ist die 80-Quadratmeter-Wohnung frei und liegt für viele, die auf der Durchreise sind, offenbar genau richtig.
Weniger Diskussionen um Preis
Monteure, Urlauber, Menschen, die ihre Angehörigen besuchen, die zur Kur in Bad Kissingen sind, manche kommen auch ein zweites
Mal, erzählt Thomas Neuber. Er vermietet seine Ferienwohnung und inseriert bei mehreren Anbietern. Von "Airbnb" ist er nicht überzeugt: "Ich hatte mir mehr erwartet." Wenn bis zur Jahresmitte nicht mehr Anfragen eingehen, will er sich von der Plattform wohl abmelden. Für ihn hat das Modell einen Nachteil: "Es ist sehr kurzfristig, viele wollen nur eine Nacht bleiben." - zu viel Aufwand für ihn und seine Frau. "Die Philosophie passt besser in die Großstadt", sagt er.
Dort, wo Touristen hinströmen, provoziert die Vermittlungsagentur auch Kritik: Wohnungen werden von privaten und kommerziellen Vermietern für die Vermittlung zurückgehalten - der Druck auf dem Wohnungsmarkt steigt.
"Airbnb" konnte Gertraud Barthel nicht überzeugen. Zusammen mit ihrer Tochter Kristina Albrecht organisiert sie die Vermietung ihrer vier Ferienwohnungen. Die Kommunikation überhaupt, meint Gertraud Barthel, sei nicht zufriedenstellend.
Die Familie setzt weiter auf "booking.com". "Im Vergleich ist der Ablauf und die Präsentation hier sehr gut", sagt Gertraud Barthel. Auf beiden Portalen könne man nicht gleichzeitig unterwegs sein, sonst würde eine Wohnung womöglich doppelt gebucht werden, erklärt Kristina Albrecht. Schlechte Erfahrungen hat sie bei den Reservierungen übers Netz noch keine gemacht - im Gegenteil: "Am Telefon wollen die Leute oft einen Sonderpreis aushandeln." Bei denen, die per Klick buchen, gebe es keine Diskussion.