afz-Insolvenz: Bittere Pille für Freiberufler in Bad Kissingen
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Dienstag, 25. Sept. 2018
Das afz hat bis zur Insolvenz Integrationskurse für den Bund abgehalten. Freie Lehrkräfte erhielten mehrere Monate kein Honorar.
Dass das Arbeitsförderungszentrum afz e.V. finanziellin Schieflage geraten war, haben Irene Schröder, Angela Trofimov, Vera Schlei und Olena Albert schon zu spüren bekommen, bevor der Verein im Oktober 2017 Insolvenz angemeldet hat. Mal haben die Frauen ihr Honorar mit einigen Wochen Verspätung, mal auch gar nicht bekommen. Das ging fast ein halbes Jahr lang so.
"Bei mir ging es mit Verzögerungen los", berichtet Irene Schröder. Auf einer handgeschriebenen Liste hat sie alles festgehalten. Links der Arbeitsmonat und der offene Betrag, rechts das Datum, wann das Geld auf ihrem Konto eingegangen ist. Das Honorar für Februar hat sie im April, das für April im Juni, ein Teilhonorar für Juni im Oktober erhalten. Für den Zeitraum von Juli bis Oktober fehlen die Pfeile zwischen der linken und der rechten Spalte auf Schröders Liste. Da hat das afz kein Geld mehr für die geleistete Arbeit überwiesen. Insgesamt fehlen der Sprachlehrerin mehr als 16 700 Euro. "Vier Monate sind nicht bezahlt worden. Und ich habe jetzt 20 000 Euro Schulden", sagt sie.
Das afz hat im Auftrag für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) Integrationskurse gehalten. Die vier Frauen hatten keine Festanstellung, sondern waren freiberuflich als Lehrkräfte für das afz tätig. Sie haben in Bad Kissingen unterrichtet. Jahrelang ging das gut. "Die Schule hat gut funktioniert, hat einen guten Ruf gehabt und war zuverlässig. Die Schüler haben gut Deutsch gelernt", sagt Olena Albert.
Als es im Frühjahr 2017 erste Unregelmäßigkeiten beim Gehalt gab und wenig später die Tochtergesellschaft afz Service GmbH Insolvenz anmeldete, sei den Frauen noch versichert worden, dass dem afz e.V. inklusive Sprachbereich nicht der Bankrott drohe. "Da haben wir beruhigt weitergearbeitet", berichtet Schröder. Abgesehen von einer Woche in der sie die Arbeit niedergelegt hatten, haben sie den Unterricht aufrecht gehalten. Das Vertrauen in den Verein war groß. Seit 2011 hat Schröder für das afz unterrichtet, größere Probleme habe es in der Zeit vor 2017 eigentlich nicht gegeben.
Rund 40 000 Euro Forderungen stellen die vier Frauen jetzt an den Bildungsträger. Viel Hoffnung, dass sie ihr Geld aus der Insolvenzmasse erhalten, haben sie nicht. Dabei seien sie über öffentliche Mittel einer Bundesbehörde bezahlt worden. "Wir haben für den Staat gearbeitet", sagen sie einstimmig. Dass sie jetzt im Regen stehen, sorgt für Unverständnis, Ärger und Frust. "Das ist eine Erfahrung der absoluten Schutz- und Rechtslosigkeit", klagt Irene Schröder.
Bamf zahlt Kurspauschale
Den freien Dozenten fehlt das Honorar aus den Monaten unmittelbar vor Oktober. Danach habe der Insolvenzverwalter dafür gesorgt, dass das Geld wöchentlich ausbezahlt wurde. Inzwischen sind die Kurse abgewickelt und die Frauen bei anderen Arbeitgebern untergekommen.
Das Bamf hält sich aus der Angelegenheit größtenteils heraus. Ein Sprecher teilt auf Nachfrage mit, die Behörde habe kurz vor Insolvenzanmeldung davon erfahren, dass "ausstehende Honorare anscheinend nicht ausgezahlt wurden". Das Bamf habe Kontakt mit dem Insolvenzverwalter aufgenommen, so dass die offenen Kurse ordentlich zu Ende geführt werden. Für einen Integrationskurs erhält ein Bildungsträger 3,90 Euro pro Teilnehmer und Unterrichtseinheit. "Damit werden alle Kosten des Trägers pauschal abgegolten", erklärt der Sprecher.