Ab jetzt wird's richtig heiß

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Egon Markart (vorne) und sein Kollege Edgar Wirth sind es gewohnt zu schwitzen: Die körperliche Arbeit auf dem Bau ist an sich schon anstrengend, die aktuelle Hitze kommt als Belastung noch dazu. Foto: Ralf Ruppert
Egon Markart (vorne) und sein Kollege Edgar Wirth sind es gewohnt zu schwitzen: Die körperliche Arbeit auf dem Bau ist an sich schon anstrengend, die aktuelle Hitze kommt als Belastung noch dazu. Foto: Ralf Ruppert
Unterm Helm wird's deutlich wärmer. Foto: Ralf Ruppert
Unterm Helm wird's deutlich wärmer. Foto: Ralf Ruppert
 

Wer draußen arbeiten muss, sollte jede Menge trinken und sich vor zu viel direkter Sonne schützen. Auf dem Bau wird zum Teil am Morgen eher begonnen, um eher aufhören zu können.

Bis zu 34 Grad Celsius heute, 35 morgen und sogar 36 am Samstag sagen die Wetterdienste für Bad Kissingen voraus. Auf der Liegewiese im Schwimmbad sind solche Werte eine Wohltat, im klimatisierten Büro sind sie leicht zu ertragen, auf dem Bau dagegen ist es spätestens seit gestern richtig anstrengend. "Wenn's so heiß ist, kriegen die Jungs von uns Getränke", sagt deshalb auch Frank Arnold, Geschäftsführer des Bad Kissinger Bauunternehmens Josef Hell. "Die Lieferung für heute ist schon gekommen, sogar ein Eis gab es mit dazu", bestätigt Egon Markart, der gerade an einem neuen Schacht für den Brunnen vor der Stadtpfarrkirche mitarbeitet.

Auch mal was Langärmliches

Eigentlich sind Bauarbeiter hart im Nehmen: "Bis 28 oder 29 Grad geht's ja noch", sagt Markart. "Aber über 30 Grad wird's wirklich grausam, vor allem wenn es schwül wird." Hinzu komme die Hitze und der Lärm der Maschinen und der Staub durch den trockenen Untergrund. "Man braucht auf alle Fälle Sonnenschutz", weiß Markart. Der 51-jährige Oehrberger berichtet, dass er früher durchaus ältere Kollegen belächelt habe, wenn sie an heißen Tagen mit langen Ärmeln gekommen seien. "Jetzt ziehe ich mir sogar manchmal selbst was Langärmliges an, um mich zu schützen", erzählt er.

Manche Arbeiten nicht möglich

Und noch eine Tradition hat sich erhalten: Wenn nicht unbedingt ein Helm gebraucht wird, ersetzt Markart an heißen Tagen die Schildmütze durch einen Strohhut, weil der noch mehr Schatten spendet und Luft durchlässt. Markarts Kollege Edgar Wirth dagegen setzt auf natürlichen Sonnenschutz, nämlich seine langen Haare: "Die halten im Winter warm und schützen im Sommer", sagt er und lacht.
85 der rund hundert Beschäftigen der Firma Hell sind auf den Baustellen unterwegs. Schwerpunkt ist der Straßen- und Tiefbau sowie Gleisarbeiten. "Manche Arbeiten kann man ab einer gewissen Temperatur gar nicht mehr machen", berichtet Geschäftsführer Arnold. "Der Asphalteinbau zum Beispiel wäre bei diesen Temperaturen eine Zumutung." Bei anderen Arbeiten komme ein Mehraufwand dazu: Wenn Schotter beispielsweise zu trocken eingebaut werde, könne er nicht mehr ausreichend verdichtet werden. Also wird gewässert : "Vor allem die Tragschicht muss eine bestimmte Feuchtigkeit haben."
Variabel sind die Bauarbeiter auch mit der Anfangszeit: "Wir bieten den Kollegen an, dass sie schon um 6 Uhr anfangen können", berichtet Bauleiter Christian Frank. "Wenn wir niemanden stören, fangen wir manchmal sogar noch früher an", berichtet Egon Markart. Das empiehlt auch Wolfgang Werner von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau). Auch die Planung auf der Baustelle sei wichtig: Verputzer etwa sollten so vorgehen, dass sie am Nachmittag nach Möglichkeit an der Fassade auf der Schattenseite arbeiten.

Pflicht der Vorgesetzten

"Vor zwei Jahren hatten wir bundesweit sogar mehrere Todesfälle wegen Hitze", berichtet Werner, und: "Auf dem Bau will man natürlich stark sein, deshalb wird manchmal weitergearbeitet, obwohl's einem schlecht geht." Deshalb sei es auch eine Aufgabe der Vorgesetzten, auf die Kollegen zu achten. Sobald jemandem übel werde oder er sich merkwürdig verhalte, müsse es sofort heißen: "Ab in den Schatten!"
Weitgehend der Vergangenheit gehören auch freie Oberkörper auf Baustellen an. Die meisten Bauarbeiter wüssten mittlerweile, dass sie sich vor direkter Sonneneinstrahlung schützen müssen. Viel trinken, leichte Kleidung und eine leichte Kopfbedeckung überall dort, wo nichts von oben herunterfallen kann, also keine Helmpflicht herrscht, sind auch Werners wichtigste Tipps. "Damit ist schon viel erreicht", weiß er aus eigener Erfahrung.