Holz, Stein, Stahl – die Willigisbrücke hatte über die Jahrhunderte hinweg ganz unterschiedliche Erscheinungsbilder. Hinter der Brücke steht eine lange Baugeschichte, die auch die Stadthistorie abbildet.
Die heutige Stahlkonstruktion der Willigisbrücke in Aschaffenburg erzählt auch ein Stück Stadtgeschichte. Die Brücke über den Main hatte seit ihrer Entstehung ganz unterschiedliche Erscheinungsbilder. In der Geschichte der Stadt spielt sie eine tragende Rolle.
Die Willigisbrücke als Goldgrube der Stadt
Die Willigisbrücke überspannt den Main an Kilometer 87,12 km, oberhalb seiner Mündung. Die Straßenbrücke verbindet die beiden Stadtteile Leider und Nilkheim mit der Stadtmitte. Neben der Willigisbrücke gibt es noch zwei weitere Mainbrücken: die Konrad-Adenauer-Brücke und die Friedrich-Ebert-Brücke. Die Willigisbrücke jedoch ist am zentralsten gelegen und wird auch von Fußgänger*innen und Radfahrenden genutzt. Auch wenn die heutige Brückenkonstruktion nichts mehr von einem historischen Bau vermuten lässt – die Willigisbrücke hat eine über tausendjährige Geschichte.
Bereits 989 ließ der Erzbischof Willigis, als Teil der verkehrsmäßigen Erschließung, eine Holzbrücke über den Main bauen. Dies war damit die einzige Brücke zwischen Frankfurt und Würzburg über den Main und somit wurde Aschaffenburg Zollstätte. Vermutlich konnte die Stadt durch die errichtete Brücke Durchgangszölle einnehmen. Nachweisbar wurden diese jedoch erst mit der kaiserlichen Anordnung aus dem Jahr 1157.
Um 1408 wurde die hölzerne Brücke durch einen schweren Eisgang zerstört. Die hölzerne Brücke sollte durch eine Steinbogenbrücke ersetzt werden. Der Bau jener Brücke dauerte jedoch bis ins 15. Jahrhundert, denn die Brücke stürzte immer wieder ein, wurde durch Hochwasser oder durch erneuten Eisgang beschädigt. 1889 wurde der Hafen neu ausgebaut und in diesem Zuge wurde auch die Brücke erneuert. 1891 wurde die erneuerte Brücke aus rotem Sandstein – sie trug den Namen "Ludwigsbrücke" – eingeweiht und dem Verkehr übergeben. Bei der Schlacht um Aschaffenburg 1945 wurde die Brücke schwer beschädigt, zunächst provisorisch repariert und durch den heutigen Stahlbau ersetzt.
Der beliebte Wohnmobil-Stellplatz an der Brücke
Die heutige Brücke wurde 1969 eröffnet. Die Brücke in ihren unterschiedlichsten Erscheinungen wurde in zahlreichen Stadtansichten von Künstler*innen auf Papier oder in Holz abgebildet und dokumentiert. So zum Beispiel auf dem von Gunter Ullrich gemalten Aquarell "Johannisburg mit Willigisbrücke" aus dem Jahr 1966, das im Museum der Stadt Aschaffenburg zu sehen ist.
Im Sommer 2022 wurde die Brücke für den Verkehr gesperrt, um umfangreiche Sanierungen durchzuführen. Dabei wurden weitere Mängel in der Übergangskonstruktion festgestellt, sodass die Brücke im Frühjahr 2023 erneut gesperrt werden musste. Laut Tageszeitung Main-Echo ist die Brücke seit dem 22.5.2023 baustellenfrei.