Sappi in Stockstadt: Schließung droht - zwölfstündige Mahnwache vor Papierfabrik
Autor: Isabel Schaffner, Anton Knorr
Stockstadt am Main, Freitag, 21. Juli 2023
Der Standort Stockstadt der Zellstoff- und Papierfabrik Sappi droht das Aus. Unter dem Motto "Sappi nicht zu Grabe tragen" haben zahlreiche Teilnehmer im Zuge einer Mahnwache auf die 550 gefährdeten Arbeitsplätze aufmerksam gemacht.
- Papierfabrik Sappi könnte Stockstadt-Standort schließen
- "Passt nicht in strategische Ausrichtung" - Konzern mit Erklärung
- Gewerkschaft: Begründung des Konzerns "ein Schlag ins Gesicht"
- 550 Arbeitsplätze bei Schließung in Gefahr
Etwa 550 Mitarbeitende der Stockstädter Papierfabrik Sappi stehen momentan vor der Frage, wie es weitergeht. Dass der Standort "nicht in die strategische Ausrichtung" passe, sei bereits bekannt, heißt es in einer Mitteilung an die Belegschaft vom Donnerstag (6. Juli 2023), weshalb man erwäge, das Werk zu schließen. Die Gewerkschaft IGBCE hat durch eine Mahnwache am Donnerstag (20. Juli 2023) mit zahlreichen Teilnehmern gezeigt, dass man dies nicht einfach hinnehmen werde.
Update vom 21.07.2023: 550 Arbeitsplätze gefährdet - Argumentation des Konzerns "ein Schlag ins Gesicht"
Am Donnerstag (20. Juli 2023) hielt die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) vor der Sappi Papierfabrik in Stockstadt eine zwölfstündige Mahnwache ab. Im Laufe der Veranstaltung wurden 550 Grabkerzen in Form der Zahl 550 angezündet: "Die Kerzen sind eine Symbolik für die Angestellten, die hier ihren Job verlieren könnten", so Toni Lütgenau, Sprecher der IGBCE, gegenüber inFranken.de. Angestellte, Anwohner und sogar einige Politiker, unter anderem der Bürgermeister von Stockstadt Rafael Herbrik (SPD), haben sich an der Aktion beteiligt und sich solidarisch gezeigt.
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"Wir wollen uns gegen den Verkauf wehren, denn zu sagen, dass der Standort nicht in die strategische Ausrichtung passt, ist ein Schlag ins Gesicht", so Lütgenau. Die Fabrik sei ein Traditionswerk, in dem seit 120 Jahren schon Generationen gearbeitet hätten. "Es haben schon einmal 170 Leute ihren Arbeitsplatz verloren, da haben die Mitarbeiter hier trotzdem alles gegeben und zur Firma gehalten. Jetzt erwarten wir, dass auch Sappi alles dafür tut, um einen Käufer für das Werk zu finden".
Lütgenau selbst habe gesehen, dass dort ganze Familien arbeiten: "Durch eine Schließung würde das gesamte Familieneinkommen verloren gehen" - das dürfe nicht zugelassen werden. "Wir haben die 550 Mitarbeiter durch die beeindruckende Mahnwache in den Fokus gerückt und ein starkes Signal gesendet". Jetzt müsse Sappi reagieren, erklärt Toni Lütgenau.
Erstmeldung vom 10.07.2023: Papierfabrik Sappi erwägt Standort-Schließung
South African Pulp and Paper Industries Limited (Sappi) wurde am 1936 östlich von Johannesburg gegründet und ist in mehreren Ländern Europas sowie in Amerika und weiterhin in Südafrika vertreten. Sappi Europe solle "ein nachhaltig widerstandsfähiges Unternehmen werden, das innerhalb der globalen Sappi-Gruppe systematisch relevant bleibt", erklärt das Unternehmen.
Zu Stockstadt erklärt Sappi: "Nachdem wir seither alle Optionen für das Werk geprüft haben, einschließlich Gesprächen mit anderen potenziellen Käufern, ist klar geworden, dass ein Verkauf des Werks als laufendes Unternehmen nicht möglich ist. Wir haben uns daher entschlossen, sowohl die Werksleitung als auch den Wirtschaftsausschuss sowie den Betriebsrat darüber zu informieren, dass wir den Konsultationsprozess mit der Erwägung der Schließung des Werks beginnen."