Trotz Protesten: Standort für Flüchtlingsheim steht jetzt fest

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Standort für Flüchtlingsunterkunft festgelegt
Stockbetten stehen in einem Wohncontainer einer Flüchtlingsunterkunft. (Symbolbild)
Standort für Flüchtlingsunterkunft festgelegt
Hauke-Christian Dittrich/dpa/Symbolbild

Seit Wochen wird die Debatte über das Flüchtlingsheim im unterfränkischen Großostheim von Protesten begleitet. Jetzt ist die Entscheidung für einen neuen Standort gefallen. 

Die Planungen um die Flüchtlingsunterkunft in Großostbach im Landkreis Aschaffenburg sind konkreter geworden. Das ursprüngliche Vorhaben, 150 Flüchtlinge in einer Unterkunft in einem Gewerbegebiet unterzubringen, stieß bei den Bürgern auf Gegenwehr. Jetzt ist die Entscheidung für einen neuen Standort gefallen. Wie das Landratsamt Aschaffenburg und die Marktgemeinde Großostheim mitteilten, soll auf einer gemeindeeigenen Fläche nahe der Welzbachhalle eine Gemeinschaftseinrichtung für 50 Geflüchtete entstehen. 

Derzeit werden der notwendige Bauantrag erstellt und die für die Einrichtung notwendigen Wohncontainer beschafft. Damit ist die Kapazität der Einrichtung deutlich kleiner als ursprünglich geplant. Dennoch zeigt sich Großostheims Bürgermeister Herbert Jakob (CSU) zufrieden. "Es ist eine gute Lösung, auch wenn sie vielleicht wieder einigen nicht gefallen wird", sagte er in einem Gespräch mit dem BR. "Die Lösung, die wir gefunden haben, trägt, denke ich, zur Befriedung in der Bevölkerung bei!" Jakob zufolge würden bereits Gespräche mit dem Helferkreis geführt. 

Genauere Daten zur Unterbringung noch nicht bekannt

Die Errichtung übernimmt die Wohnungsbaugesellschaft Landkreis Aschaffenburg, an der unter anderem der Landkreis und auch die Marktgemeinde als Gesellschafter beteiligt sind. Vorbehaltlich einer mietvertraglichen Einigung, wird die Einrichtung wird anschließend von der unterfränkischen Regierung angemietet werden, in deren Zuständigkeit auch die Zuweisung von Geflüchteten liegt. Dabei ist weder dem Landratsamt noch dem Markt bekannt, ob, wann und in welcher Zahl Asylbewerber nach der Fertigstellung einer Unterbringungsmöglichkeit dort untergebracht werden. Die Entscheidung hierüber liegt in der ausschließlichen Zuständigkeit der Regierung. Die Errichtung der Wohncontainer auf der unbebauten Fläche soll im Sommer und Herbst erfolgen.  

Wie die Gemeinde Großostheim und das Landratsamt Aschaffenburg Mitte März mitteilten, wurden der ursprüngliche Standort verworfen. Einen Monat zuvor unterrichtet die unterfränkische Regierung erstmals die Gemeinde mit den Planungen der Gemeinschaftsunterkunft für 150 Flüchtlinge. Die dafür angesetzte Informationsveranstaltung wurde nach Aussage des Marktes "durch Tumult und Zwischenrufe seitens aggressiver Teilnehmer", gestört.  Dass jetzt ein neuer Standort für die Flüchtlingsunterbringung gewählt worden ist, habe jedoch mit den Protesten nichts zu tun. Der Grund für den Standortwechsel sei die Aufnahme vom Bautätigkeiten vor der Stellung des Bauantrages gewesen. Wie der BR berichtet, liege dem Landratsamt bislang kein Antrag vor. Auch könne das Amt keine weitere Auskunft geben, da es sich um ein laufendes bauaufsichtliches Verfahren handele.

Fest steht, dass der Landkreis Aschaffenburg Flüchtlinge aufnehmen muss. Grund dafür ist das Asylrecht, welches eine Verteilung von Geflüchteten auf die Regierungsbezirke, Landkreise und kreisfreien Gemeinden unter Berücksichtigung einer Quote, vorschreibt. Wie Maria-Antonette Graber, die Sachgebietsleiterin Flüchtlingsunterbringung und Integration bei der Regierung von Unterfranken, auf der Informationssitzung im Februar betonte, sei die Regierung unter Zugzwang. So erfülle der Landkreis Aschaffenburg seine Quote von 13,3 Prozent am Anteil von Unterfranken nicht. Hinzu käme der knappe Wohnraum in Rhein-Main-Gebiet, der die Immobiliensuche am Bayrischen Untermain erschweren würde. 

Aufruf zu Protesten gegen Flüchtlingsunterkunft

Die Standortsuche war von Protesten der Bürger und in den sozialen Netzwerken begleitet. Während die Bachgauhalle bei der Sitzung im Februar mit knapp 250 Personen gefüllt war, sammelten sich etwa 150 teils verärgerte Personen vor der Halle.  Auch Bürgermeister Jakob äußerte bei der Sitzung Bedenken. So teilte er bei der Veranstaltung seine Sorge, dass eine Integration so vieler Menschen in einer kleinen Gemeinde nicht gelingen könne. Darüber hinaus sei der finanzielle Aspekt nicht akzeptabel. Zuvor hatten Bürger über Social-Media-Kanäle zu Protesten aufgerufen. Großostheims Bürgermeister Herbert Jakob ist nach eigener Aussage nichts von der digitalen Hetze bekannt. "Ich nutze diese sozialen Medien nicht, weil ich mich darüber einfach nicht ärgern mag", sagte er dem Bayrischen Rundfunk.