Johannesberg: Einzige Metzgerei schließt nach 90 Jahren - "war mein Leben"
Autor: Isabel Schaffner
Johannesberg, Montag, 29. April 2024
Metzger Frank Bauer wird am Samstag (27. April 2024) eine Ära zu Ende bringen. 90 Jahre lang existierte die Metzgerei seiner Familie. So befriedigend die Arbeit auch sei, verschiedene Gründe hätten die Entscheidung herbeigeführt.
Frank Bauer kommt aus einer fränkischen Metzger-Familie, die ihre Kundschaft nun schon 90 Jahre lang mit ihren Produkten versorgt. Die Filiale in der Hauptstraße 7 in Johannesberg (Landkreis Aschaffenburg) ist das einzige Metzgerei-Fachgeschäft des Ortes, wie er inFranken.de am Freitagnachmittag (26. April 2024) erklärt. Am Folgetag wird er zum letzten Mal öffnen. "Es wird immer emotionaler, je mehr es gegen Samstag geht", sagt er.
Der 55-Jährige habe den Betrieb 2002 von seinen Eltern als vierte Generation übernommen. "Ich habe 1984 meine Ausbildung und dann den Meister gemacht. Es war 40 Jahre lang mein Leben." Doch verschiedene herausfordernde Faktoren spielten jetzt zusammen. Unter anderem vier Arbeitsunfälle innerhalb weniger Jahre.
"Passt einfach nicht mehr": Metzgermeister erklärt die Schließung seines Betriebs in Johannesberg
Am Abend das eigene Produkt zu genießen - das nennt Bauer Lebensqualität. Auch, wenn er "erhebliche Stunden in seinen Beruf investiere". Das Schönste, was ihm die Kundschaft gesagt habe, sei, dass sie sein Herzblut in den Produkten merke. "Aber das Gesamtpaket hat nicht mehr gepasst", erklärt er die Schließungsgründe. Mehrmals habe ihn seine Metzger-Tätigkeit ins Krankenhaus gebracht. Das letzte Mal an Weihnachten 2023. Parallel dazu habe er sich um Hilfe für das Weihnachtsgeschäft bemühen müssen. "Es ist alles gut gegangen, aber es war ein unheimlicher Stressfaktor."
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Zwar sei das Verkaufspersonal gut aufgestellt, aber in der Produktion könne er nur auf eine Aushilfe zurückgreifen. "Ich habe keinen Nachfolger. Meine Tochter macht etwas anderes. Dafür hat sie auch mein vollstes Verständnis", fügt er hinzu. Überdies seien Investitionen notwendig. Es hätten Gespräche mit dem Bürgermeister stattgefunden, ob die Gemeinde unterstützen kann. "Er hat sich bemüht, aber es passt einfach nicht mehr", lautet Bauers Fazit.
Seine Kundschaft könne noch auf das Wurstsortiment eines kleinen Ladens im Ort sowie eines 24-Stunden-Markts von Tegut zurückgreifen. Privat werde man sich sicher über den Weg laufen, so sein Ausblick. Frank Bauer werde nach einer Auszeit ins Angestelltenverhältnis wechseln. Unterdessen droht einem bekannten Möbelhersteller droht Aus - dessen Produkte auch in Aschaffenburg angeboten werden. Weitere Nachrichten aus Aschaffenburg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.