Druckartikel: Das Kirchnerhaus Museum in Aschaffenburg: Ein Blick in das Leben und Werk von Ernst Ludwig Kirchner

Das Kirchnerhaus Museum in Aschaffenburg: Ein Blick in das Leben und Werk von Ernst Ludwig Kirchner


Autor: Michi Standl

Aschaffenburg, Dienstag, 12. Sept. 2023

Im Kirchnerhaus in Aschaffenburg erfährst du alles über den in der fränkischen Stadt geborenen Künstler Ernst Ludwig Kirchner. Vorträge geben Einblick in sein bewegtes Leben.
Das Geburtshaus von Ernst Ludwig Kirchner, rechts im Selbstporträt "Melancholie der Berge".


Im April 2023 hat die Stadt Berlin Ernst Ludwig Kirchner eine Gedenktafel gewidmet. Nicht ohne Grund: Der Maler und Grafiker gilt als Jahrhundertkünstler. Noch während seines Studiums in Dresden gründete Kirchner zusammen mit seinen Kommilitonen Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff die Künstlergruppe "Brücke". Geboren wurde Kirchner allerdings am 6. Mai 1880 in Aschaffenburg in einem Haus am damaligen bayerisch-preußischen Grenzbahnhof. In seinem Geburtshaus erfährst du alles über den Künstler.

Wer war Ernst Ludwig Kirchner?

Ernst Ludwig Kirchner war ein wichtiger Vertreter des Expressionismus. Der Kunststil entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und zeichnet sich durch ausdrucksstarke, flächige Darstellungen aus. Der gebürtige Aschaffenburger Kirchner studierte in Dresden Architektur. 1911 folgte Kirchner seinem Studienkollegen Heckel nach Berlin. Er bezog ein Künstleratelier im Stadtteil Wilmersdorf. Zusammen mit Max Pechstein, der in unmittelbarer Nähe wohnte, gründete er das MUIM-Institut für Modernen Unterricht im Malen, das sie aber 1912 erfolglos aufgeben mussten.

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In Berlin traf Kirchner auf seine spätere Lebensgefährtin Erna Schilling, die bis zu seinem Tod an seiner Seite war und dann auch seine Nachlassverwalterin wurde. Der Künstler war körperlich und psychisch vom Ersten Weltkrieg gezeichnet. Während eines Aufenthaltes in einem Schweizer Sanatorium lernte er das Land kennen und übersiedelte dorthin.

Erst 1925 reiste er wieder nach Deutschland, überlegte nach Berlin zurückzukehren. Aufgrund der politischen Entwicklungen und der Machtergreifung der Nazis 1933 entschied er sich aber dagegen. Die Nationalsozialisten diffamierten Kirchners Werke auch als "entartete Kunst". Seine Angst, Hitler-Deutschland würde sich in der Schweiz ausweiten, stieg. 1938 nahm sich Ernst Ludwig Kirchner das Leben.

Ernst Ludwig Kirchner: Ausstellungen und Veranstaltungen rund um sein Leben und Wirken

Der Kirchnerhaus-Verein veranstaltet laufend Ausstellungen und Vorträge, in denen das Leben Ernst Ludwig Kirchners beleuchtet wird.

  • 29. Juli - 17. September 2023: Kirchner im Plakat. In der Ausstellung sind 160 Plakate von Kirchner-Ausstellungen aus der Sammlung Ute Eymann zu sehen. Diese stammen überwiegend aus Deutschland und der Schweiz. Unter anderem wird ein Plakat einer Ausstellung in der Kunsthalle Bern 1933 gezeigt. Die Plakate gelten selbst als Kunst und dokumentieren die Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten.
  • 9. August 2023, 18 Uhr: Ernst Ludwig Kirchner und die Galerie Ludwig Schames. Nachdem Kirchner 1916 zum ersten Mal in der Galerie Schames in Frankfurt am Main ausgestellt hatte, entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen dem Künstler und dem Galeristen. Insgesamt veranstaltete dieser bis zu seinem Tod 1922 fünf Ausstellungen mit Kirchners Werken. Manfred Schames, der Neffe des Galeristen, führte die Verbindung fort, bis es zum Zerwürfnis kam. In einem Vortrag spricht Experte Klaus Eymann über diese Zeit und die Verbindung.
  • 23. August 2023, 18 Uhr: Zwischen Reproduktion und Druckerschwärze. Die Führung von Ute und Klaus Eymann findet nicht im Kirchnerhaus, sondern bei der Zeitung Main-Echo in der Weichertstraße 20 in Aschaffenburg statt. Die Expertin und der Experte erklären Drucktechniken, die zu Kirchners Zeit üblich waren und die er auch selbst nutzte, zum Beispiel Radierung, Holzschnitt oder Lithografie. Eine Anmeldung ist erforderlich und nimmt das Kirchnerhaus unter der Telefonnummer 06021/5809250 entgegen, maximal 15 Personen.
  • 5. September 2023, 18 Uhr: Ernst Ludwig Kirchner – ein Künstler in Zeiten des Kolonialismus. In dem Vortrag beschäftigt sich der Kunsthistoriker und Psychoanalytiker Dr. Dr. Bernd Wengler mit dem antiakademischen und antibürgerlichen Wirken von Kirchners Künstlergruppe "Brücke". Die Künstler riefen zur "Lebensfreiheit" auf. Das brachte ihn den Ruf als Avantgardekünstler und "Bürgerschreck" ein. Der Experte Wengler thematisiert Kirchners schmalen Grat zwischen kultureller Wertschätzung und imperialer Aneignung außereuropäischer Kultur sowie die Funktion der Kunst als Propaganda des Kolonialismus.

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Öffnungszeiten und Eintrittspreise

  • Öffnungszeiten:
  • Montag geschlossen
  • Dienstag bis Samstag von 14 bis 17 Uhr, Sonntag von 11 bis 17 Uhr
  • Eintritt: 3,50 Euro
  • Freier Eintritt für Mitglieder des Kirchnerhaus-Vereins, Schüler*innen bis 15 Jahre und Schulklassen

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