Bamberg
Umwelt

So läuft es im Bamberger Unverpackt-Laden

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Theres Gerischer ist mit der ersten Zwischenbilanz ihres Unverpackt-Ladens in Bamberg sehr zufrieden. Fotos: Julian Megerle
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Theres Gerischer ist mit der ersten Zwischenbilanz ihres Unverpackt-Ladens in Bamberg sehr zufrieden. Fotos: Julian Megerle
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Nach zwei Jahren in Bamberg zieht der Unverpackt-Laden eine erste Bilanz. Und die fällt positiv aus.

Weihnachtszeit ist die Zeit der Geschenke. Es ist aber auch die Zeit für massenhaften Konsum und Unmengen an Verpackungsmüll, der damit einhergeht. Seit einem Jahr geht Fridays for Future weltweit auf die Straße, um nicht nur dem Klimawandel Herr zu werden, sondern auch der Vermüllung des Planeten entgegenzutreten.

Ein großes Ziel mit Blick auf die gewaltigen Plastikstrudel in den Weltmeeren. Eine Aufgabe, die im Kleinen bereits vor rund zwei Jahren begonnen hat. Mit dem Unverpackt-Laden in der Luitpoldstraße startete in Bamberg ein Projekt für weniger Verpackungsmüll im Alltag.

900 verschiedene Artikel im Unverpackt-Laden

Es ist Mittagszeit. Ein paar Kundinnen schauen sich auf den gut 100 Quadratmetern Ladenfläche um. Sie wollen herausfinden, welche Teesorten sich in den tönernen Töpfen verbergen und riechen an den festen Haarshampoos, die in Einmachgläsern auf ihren ersten Einsatz unter der Dusche warten. Die Geschwister Alina und Theres Gerischer aus Bischberg haben hier ihr kleines Reich Stück für Stück aufgebaut: Aus rund 500 Artikel beim Startschuss im November 2017 wurden Stand heute rund 900 verschiedene Dinge.

"Wir sind mehr als zufrieden, wie alles gelaufen ist", freut sich Theres Gerischer. Der Laden der beiden jungen Unternehmerinnen funktioniere auch wirtschaftlich gut. Ein Grund, warum die Erwartungen übertroffen wurden: "Das Thema ist sehr präsent in den Medien mittlerweile."

Mehrere verpackungsfreie Läden in Franken

Deutschlandweit sind schon über 100 verpackungsfreie Läden am Start. Mit Bamberg, Nürnberg, Erlangen, Würzburg und Bayreuth ist der Trend auch in Franken angekommen. Selbst andere Supermärkte sind inzwischen auf den Zug aufgesprungen und haben eigene "Unverpackt-Abteilungen".

Kein Wunder: Deutschland saß im Jahr 2017 im EU-Vergleich auf dem höchsten Müllberg: 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsmüll macht pro Nase im Schnitt 226 Kilogramm laut Umweltbundesamt. Mit 47 Prozent kommt fast die Hälfte aus den Haushalten.

Immer größere Auswahl an unverpackten Produkten

Entsprechend findet man im Unverpackt-Laden vieles für Zuhause: In mehreren Dutzend Glaszylindern befinden sich unteranderem Bohnen, Reis und Nudeln. Der Clou: Die Kundschaft bringt ihre eigenen abgewogenen Einweggläser, Plätzchenboxen, Einmachgläser, Flaschen, Dosen und so weiter mit, um die gewünschte Menge an Müsli, Schokolade oder auch Reinigungsmittel abzufüllen.

Anschließend geht's damit zur Kasse und die Sachen werden nochmals gewogen.

Wer spontan einkaufen will, kann sich bei den kostenlosen Gläsern bedienen, welche Kunden vorbeibringen, die dann noch mal gespült werden. "Wir bekommen oft Gläser zurück, die bereits mit dem Gewicht beschriftet sind. Also werden die Behälter immer wieder verwendet und nicht weggeschmissen", hält Gerischer fest.

120 Einkäufe am Tag

Wie viele Gefäße die Besitzer wechseln, lässt sich schwer sagen. Aber nach zwei Jahren im Geschäft sind 120 Einkäufe am Tag Standard. An Samstagen und jetzt zur Weihnachtszeit seien es noch mal deutlich mehr. Viele Seifen und Hygieneprodukte wandern zurzeit über die Ladentheke, die dann unterm Baum landen.

"Ich finde hier das Wesentliche, was wir zuhause brauchen", erzählt Verena Spital, die seit anderthalb Jahren im Unverpackt-Laden einkauft. Es fehle so gut wie nichts. Obst und Gemüse, Reis und Hülsenfrüchte stehen regelmäßig auf ihrer Einkaufsliste. Bereits früher habe sie auf den Verzicht von unnötiger Verpackung geachtet. Mit ihrem Vier-Personenhaushalt bedeutet der regelmäßige verpackungsfreie Einkauf einen Rückgang von vier bis fünf gelben Säcken auf ein bis höchstens zwei pro Monat.

"Das Preis-Leistungsverhältnis ist super. Wir sind in Deutschland viel zu verwöhnt", findet die Mutter mit Blick auf die höheren Preise. Denn die Produkte sollen nicht nur unverpackt sein, sondern auch nachhaltig, fair und regional. Das sieht man am Preisschild.

"Wir versuchen immer den Kompromiss zwischen den Aspekten zu finden", betont die Unternehmerin Theres Gerischer. Viele Sachen kommen aus Deutschland oder angrenzenden EU-Staaten. Doch wie ist die Müllbilanz des Ladens? Dadurch, dass viele Lebensmittel in 25 Kilogramm-Säcken kommen, spart auch der Laden selbst enorm viel Müll ein. Im Monat kommen gerade mal vier gelbe Säcke zusammen.

Stofftaschen bevorzugt

Aber wie kann man als Verbraucher anfangen, verpackungs- und plastikfrei zu leben, auch wenn kein "Unverpackt-Laden" vor Ort ist? "Ein guter Start sind Stofftaschen für den Einkauf von Brot und Gemüse sowie Obst", findet Gerischer. In der Zwischenzeit würden auch immer mehr Metzgereien anbieten, dass man mit eigenen Boxen Wurst und Käse einkaufen kann. Das Weglassen von Coffee-to-go-Bechern spare ebenso viel Plastik.

"Bauernmärkte und Biobauern ums Eck arbeiten mit wenig Verpackungen", erläutert die Unverpackt-Besitzerin. Ansonsten gelte: "Einfach immer wieder die Läden auf die Möglichkeit anfragen, mit eigenen Behältern einzukaufen. Dann lassen sich oft Lösungen finden", meint die junge Unternehmerin. Und wenn's um Weihnachten geht? Mit Zeitungspapier lassen sich die Gaben genauso einpacken, statt nur einmalig teures Geschenkpapier zu nehmen.