Rewe empfiehlt besondere "Schulbegleiter" und sorgt damit für Empörung - "fehlen noch Energy Drinks"
Autor: Strahinja Bućan
Deutschland, Donnerstag, 11. August 2022
Rewe will Eltern und Kindern den Schulstart schmackhaft machen. Das geht aber ordentlich nach hinten los. Denn der Supermarkt erntet vor allem Unverständnis und bissige Kommentare.
Der Schulstart steht an - und manch einer plant schon die Füllung der Schultüte. Was packt man aber rein für sein Kind, damit es auch gut durch die ersten Schultage kommt? Da kann man sich vielerorts inspirieren lassen - aber vielleicht sollte man es nicht unbedingt bei Rewe tun. Denn der Supermarkt sorgt mit seinen Ideen derzeit für Kopfschütteln.
Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) leiden 12,5 Prozent der drei- bis zehnjährigen Kinder in Deutschland an Übergewicht - bei älteren Kindern ist der Anteil erheblich höher. Vielleicht sollte man sich das durch den Kopf gehen lassen, wenn man seinem ABC-Schützen demnächst die Schultüte packt. Bei Rewe hat man sich zu diesem Thema scheinbar keine Gedanken gemacht - zumindest hat ein Prospekt der Supermarkt-Kette bei Fachärzten und -verbänden für Empörung gesorgt.
Zuckerbomben statt "Leckere Begleiter"
"Leckere Begleiter für den Schulalltag" will Rewe in seinem neuen Prospekt an die - großen und kleinen - Kunden bringen. An sich keine schlechte Idee, denn immerhin will man seine Kinder in der Schule gut versorgt wissen. Und auch Inspirationen für die Schultüte am ersten Schultag kann man immer gebrauchen. Nur hat das Angebot von Rewe einen entscheidenden Haken: Ganze 32 der 34 beworbenen Produkte sind wahre Zuckerbomben - und sie fallen knallhart durch alle Kriterien der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) für eine ausgewogene Kinderernährung.
Dementsprechend kritisiert die DAG die Supermarkt-Kette auch ganz offen in einem Tweet. "Sehen Sie da Handlungsbedarf?", fragt die Gesellschaft in Richtung Rewe. Und das auch mit gutem Grund: Denn deutsche Kinder sind viel zu dick und ernähren sich schlecht. "Kinder essen mehr als doppelt so viel Süßwaren, aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen", sagt Barbara Bitzer gegenüber dem Online-Portal Watson. Die Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) kritisiert zudem die hohen Preise für Obst und Gemüse gegenüber billigem Süßkram.
Mittlerweile hat die Diskussion um den Rewe-Prospekt weitere Kreise gezogen. Auf Twitter fragt sich so mancher Kunde, ob Rewe das Angebot wirklich ernst meint. "Und Deutschland jammert über fette Kinder", meint ein User. Ein anderer versucht es mit Humor: "Fehlen noch Energy Drinks", meint er zu der Diskussion. Nun hat sich auch die Verbraucherzentrale Bayern in die Debatte eingeschaltet und kritisierte den Einzelhändler deutlich für seine Produktauswahl. "Hier scheinen bei der Auswahl eher die Werbeeinnahmen ausschlaggebend zu sein", kritisierten die Verbraucherschützer in einem Tweet.
Rewe hat sich zu der Debatte bisher nicht geäußert. In Zukunft könnte ein solcher Werbeprospekt aber nicht mehr möglich sein. Watson weist da auf konkrete Pläne der Bundesregierung hin. Laut dem Koalitionsvertrag soll an Kinder gerichtete Werbung für zucker-, fett- und salzhaltige Produkte massiv eingeschränkt werden. Wann das umgesetzt werden könnte, ist derzeit aber noch nicht klar.
Auch interessant: Abschaffung 2023: Rewe bricht mit langjähriger Tradition