Jetzt macht auch Rewe ernst: Nachdem bereits Obi eine langjährige Tradition beendet hatte, hat jetzt die Supermarktkette nachgezogen. Was machen Aldi und Lidl?
Mehr als 28 Milliarden Werbeprospekte landen jährlich in den Briefkästen deutscher Haushalte: eine gigantische Papierflut, die oft ungelesen im Mülleimer landet. Doch mehren sich die Anzeichen, dass die Ära des Handzettels sich dem Ende nähert. Nach Deutschlands größter Baumarktkette Obi kündigte am Mittwoch auch die Supermarktkette Rewe an, bald auf Prospekte verzichten zu wollen. "Zum 1. Juli 2023 wird der Druck und die Verteilung der Prospekte eingestellt." Obi verzichtet bereits seit Juni auf Prospekte.
Noch gehören Prospekte und Handzettel zu den am meisten verbreiteten Werbemitteln in Deutschland. Jede Woche landen sie in Abermillionen Exemplaren in den Briefkästen. Für die Händler sind sie ein besonders attraktives Webemedium. "Viele Familien lesen sie samstags am Frühstückstisch. Sie werden aktiv konsumiert – und das macht sie für den Handel so wertvoll. Das ist etwas ganz anderes, als wenn man mit Fernsehwerbung, Radiospots oder Online-Bannern berieselt wird und das mehr oder weniger unwillig über sich ergehen lässt", berichtet Jens-Peter Gödde vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH). Nach einer repräsentativen Umfrage von IFH Media Analytics lesen 90 Prozent der Menschen in Deutschland zumindest gelegentlich gedruckte Prospekte - gut drei Viertel aller Befragten sogar jede Woche.
Werbeprospekte werden eingestellt: Für Ketten nicht ohne Risiko
Auf Prospekte und Handzettel zu verzichten ist also für Handelsketten nicht ohne Risiko. Andererseits sind auch die Schattenseiten dieser Methode offensichtlich. "Die milliardenfache Herstellung gedruckter Werbung führt zu Unmengen unnötigen Abfalls, verschwendet Ressourcen und heizt massiv den Klimawandel an", klagt die Deutsche Umwelthilfe. Gleichzeitig erhöhen die dramatisch gestiegenen Papierkosten den Druck auf die Händler, andere Wege in die Köpfe der Kunden zu finden.
Allein Rewe lässt nach eigenen Angaben bisher wöchentlich rund 25 Millionen Handzettel verteilen. Rewe-Chef Lionel Souque betonte, mit dem Verzicht auf Prospekte reduziere man den CO2-Fußabdruck massiv. Die Umstellung spare mehr als 73 000 Tonnen Papier, 70 00 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr. Statt auf Prospekte will der Konzern stärker auf digitale Kanäle und Anzeigen in klassischen Medien setzen. In einem ersten Schritt will Rewe ab Anfang August die Auflage der Prospekte um vier Millionen Stück senken.
Der Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Leif Miller, würdigte den Schritt von Rewe als "wichtige Entscheidung zum Wohle der Natur, der hoffentlich viele Wettbewerber im Lebensmitteleinzelhandel folgen werden."
"Passt nicht mehr in die Zeit": Baumarkt-Riese bereits seit Juni ohne Prospekte
Andere Branchen sind allerdings schon etwas weiter. Die Baumarktkette Obi verzichtet bereits seit Juni auf Prospekte. "Die Herstellung und Bedruckung von Papier sowie die Verteilung der Prospekte kosten viel Energie, Chemie, Wasser und natürlich Bäume. Das passt nicht mehr in die heutige Zeit", betonte das Unternehmen und verwies stattdessen auf die eigene App, die inzwischen von drei Millionen Kundinnen und Kunden heruntergeladen worden sei.
Die Reaktionen auf den Schritt auf der Obi-Facebook-Seite waren aber sehr gemischt. Es gab Lob: "Gut so....!! Braucht kein Mensch...." und "Das ist Super! Ich hoffe, viele andere schaffen die Prospekte auch ab!". Es gab aber auch Kritik: "Wenn ich mir die Angebote in Prospekten nicht mehr so schön vergleichen kann, ist das sehr schade" oder gar "Damit zeigt OBI, dass Kunden nicht erwünscht sind".
Ich sehe das mit gemischten Gefühlen: auf der ein Seite gibt es Newsletter wo man das abonnieren kann. Auf der anderen Seite gibt es so viele ältere Leute, wo weder Internet noch PC haben.