CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak nannte die Aussagen Rezos Falschbehauptungen.
"Er macht von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch. Journalismus ist das aber nicht", sagte Ziemiak dem Redaktionsnetzwerk (RND) Deutschlandam Mittwoch. Rezo tue so, als sei nur seine Meinung die richtige, sagte Ziemiak. "Populismus, Beleidigungen und falsche Vereinfachungen haben wir in den sozialen Netzwerken und in der Politik leider schon mehr als genug." Auf die Vorwürfe Ziemiaks ging Rezo zunächst nicht ein, kündigte aber an, sich zu dem Fall zu äußern.
Persönliches Gespräch statt Video
Ursprünglich hatte die CDU als Reaktion auf die kritischen Äußerungen ebenfalls ein Video mit Philipp Amthor, dem Jung-Star der Partei und Bundestagsabgeordnetem, geplant. Amthor sagte am Rande einer Veranstaltung in Rostock, die CDU wolle nicht über Videos mit dem Youtuber kommunizieren, sondern das persönliche Gespräch suchen. Zu dem überspitzt formulierten Titel "Die Zerstörung der CDU" des Videos sagt Amthor: "Uns geht es nicht darum, jemanden zu zerstören, sondern gute Argumente auszutauschen." Die Partei veröffentlichte außerdem noch ein Faktenblatt mit dem Titel "Offene Antwort an Rezo - Wie wir die Sache sehen".
Jetzt hat der Youtuber Rezo sogar eine Einladung für ein Gespräch mit der CDU bekommen:
Für eine Einladung ins Kanzleramt nach Berlin reicht das Video und die dadurch entstandene Diskussion im Netz wohl nicht. "Wir sehen dieses Video vor allem an die Parteien gerichtet", erklärte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz am Freitag in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe das Video des Youtubers "zur Kenntnis genommen".
CDU reagierte zu spät
Politikberater und Blogger Martin Fuchs sieht gleich mehrere Fehler der CDU im Umgang mit dem millionenfach aufgerufenen Anti-CDU-Video. "Wenn sie den Mund gehalten hätten, hätte das Video der Partei weniger geschadet", sagte der Experte für digitale Kommunikation derDeutschen Presse-Agentur. Auch eine Einladung zum Gespräch sei zu spät ausgesprochen worden. So hätte das Thema bis nach der Europawahl kleiner gehalten werden können, meint Fuchs. Aber nicht nur das sei ein Fehler der Partei: Die habe seit Jahren verschlafen, das Internet zu verstehen und versäumte es einfach rechtzeitig Kontakt zu Influencern aufzubauen.
Politisch korrekte Sprache erreicht junge Leute nicht
Auch CDU Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer räumte Fehler im Umgang mit dem Video ein. Im Interview mit "Focus Online" am Freitag, dem 24. Mai, verteidigte die CDU-Vorsitzende die Politik ihrer Partei. "Ich gebe zu, dass wir zu lange gebraucht haben, um darauf (das Video) zu reagieren", sagte Kramp-Karrenbauer. Manchmal sei es jedoch besser, noch einmal Luft zu holen und darüber nachzudenken, welcher Ton und Stil angemessen sei.
Kramp-Karrenbauer verteidigte auch die von Rezo scharf kritisierte Klimapolitik der CDU: "Die Sicht, als hätten wir noch nie etwas für Umwelt- und Klimaschutz geleistet, ist - vorsichtig formuliert - einseitig." Zum Ton und Inhalt sagte die CDU-Chefin: "Da darf man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen (...) Dass man mit politisch hochkorrekter Sprache junge Leute nicht erreicht, ist klar." Und dass ein 26-Jähriger klage, es sei ihm alles nicht radikal genug, gehöre zu den Vorrechten der jüngeren Generation.