Welche Rolle spielt dabei die Lokführergewerkschaft GDL?
Die GDL steckt aktuell in schwierigen Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn und wird absehbar in den nächsten Tagen zu einem längeren Streik auf der Schiene aufrufen. Mit den Plänen von Bauern und Spediteuren hat das aber nichts zu tun, es gibt lediglich eine zufällige zeitliche Überschneidung. Auch die Ziele der Organisationen sind völlig unterschiedlich: Der GDL geht es um mehr Geld für gut 10.000 DB-Beschäftigte, nicht um Kritik an der Ampel-Regierung.
Ob Aktionen der Bauern zeitgleich zu einem GDL-Streik für Chaos im Verkehr sorgen, ist ebenfalls völlig offen und hängt von den genauen Plänen der beiden Organisationen ab - die im Detail aber noch nicht bekannt sind.
Generalstreik - ist das in Deutschland überhaupt möglich?
Nein, Generalstreiks sind in der Bundesrepublik so gut wie ausgeschlossen und der Begriff für die anstehenden Ereignisse fehl am Platz. Das Streikrecht ist in der Bundesrepublik ein hohes Gut. Entscheidend ist dabei aber, dass sich der Streik auf den Abschluss eines Tarifvertrags bezieht, nicht auf politische Ziele oder Ideen. «Die Rechtsprechung in Deutschland sagt klar, dass für politische Ziele Streiks nicht möglich sind. Auch Generalstreiks für politische Ziele sind ausgeschlossen», sagte Ernesto Klengel vom Hugo Sinzheimer Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Deutschen Presse-Agentur.
Bei Streiks für Tarifverträge sind die Teilnehmer rechtlich geschützt, ein solcher Arbeitskampf darf beispielsweise nicht als Kündigungsgrund angeführt werden. Bei Protesten oder Demonstrationen während der Arbeitszeit gilt dieser Schutz nicht. Wer also kommende Woche die Arbeit niederlegt, um sich mit den Bauern gegen die Politik der Bundesregierung zu solidarisieren, riskiert Konsequenzen.
«Man kann, auch als Unternehmerverband, natürlich zu Demonstrationen aufrufen. Rechtlich ist das aber eine ganz andere Ebene als ein Streik», erklärte Klengel. «Ein unrechtmäßiger Streik oder Generalstreik könnte für die Verbände Schadenersatzforderungen zur Folge haben. Deswegen distanzieren sie sich wahrscheinlich gerade von dem Begriff.»
Unterstützung aus Hannover
Niedersachsens Landesregierung stellt sich im Streit um die Agrar-Sparpläne des Bundes auf die Seite der Landwirtschaft. Gemeinsam mit fünf Branchenverbänden forderten Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) die Bundesregierung und die Regierungsfraktionen im Bundestag auf, die Pläne zu stoppen. Die Spitzen der Ampelkoalition hatten vereinbart, die Steuer für Agrardiesel zu erhöhen und Kfz-Steuern für landwirtschaftliche Fahrzeuge einzuführen.
Weil kritisierte, die Landwirtschaft - einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Niedersachsen - werde damit von dem Sparpaket der Bundesregierung unverhältnismäßig stark belastet. «Niedersachsen ist ein ganz wichtiges Agrarland», sagte Weil. «Wir als Landesregierung wollen ausdrücklich, dass das so bleibt.»
Niedersachsen ist laut Landesregierung das Agrarland Nummer eins in Deutschland, gemessen am Produktionswert. Vor allem die Tierhaltung zur Produktion von Fleisch, Milch und Eiern hat daran großen Anteil.