In Deutschland schicken Käufer häufiger Artikel zurück als in anderen europäischen Ländern, sagt Retourenforscher Asdecker. Er führt dies auf längere Rückgabefristen und eine größere Zahl an Rechnungskäufen zurück. Dazu seien Retouren bei großen Onlinehändlern in der Regel kostenlos. Laut einer Bitkom-Umfrage legen 94 Prozent der Onlineshopper Wert auf Gratis-Rückversand und schnelle Erstattung.
Der E-Commerce-Verband Bevh beobachtet, dass Kunden zunehmend nicht nur einzelne Artikel zurückschicken wollen, sondern ganze Bestellungen. «Je größer die wirtschaftlichen Ängste der Haushalte sind, desto eher werden Einkäufe grundsätzlich überdacht und später zurückgegeben», sagt Bevh-Sprecher Frank Düssler. Der Verband befragt wöchentlich Verbraucher zu ihrem Einkaufsverhalten.
Welche Folgen haben Retouren?
Rücksendungen sind teuer für die Händler. Transport, Prüfung und Wiederaufbereitung verursachen laut EHI die höchsten Kosten, hinzu kommen Wertverlust und Serviceaufwand. Die Bearbeitungskosten liegen meist zwischen 1 und 15 Euro pro Artikel. Die Spannbreite ist groß, denn die Rücksendung eines Schranks ist deutlich aufwendiger als die einer Sporthose.
Was mit den Produkten passiert: Knapp 60 Prozent der Händler setzen auf Zweitvermarktung als B-Ware oder verkaufen an Restposten-Händler. 47 Prozent entsorgen oder recyceln Ware, 29 Prozent spenden sie, 28 Prozent verkaufen über Outlets, 26 Prozent schicken sie an Lieferanten zurück.
Retouren schaden auch Klima und Umwelt. Zusätzliche Transportwege, neue Verpackungen und Aufbereitung steigern den Energiebedarf und damit die CO2-Emissionen. Trotz häufig kostenloser Rücksendungen wirken Retouren sich zulasten aller Kunden aus, denn viele Händler legen die Kosten auf ihre Preise um.
Was kann man tun, um Retouren zu senken?
Die Händler setzen laut EHI-Umfrage vor allem auf detaillierte Produktinformationen und -beschreibungen im Onlineshop, hochwertige Produktbilder und -videos sowie Qualitätssicherung vor Versand. Viele überprüfen auffällige Rückläufer gezielt. Onlinehändler Amazon gibt Kunden Größenempfehlungen und markiert oft zurückgeschickte Artikel. Für manche Warengruppen wurden die Rückgabefristen verkürzt. Zalando verwarnt Kunden mit «unverhältnismäßig hoher» Retourenquote. Im Extremfall droht eine Sperre von bis zu zwölf Monaten.
Für Markus Szajna reicht das nicht. «Die Einführung einer Rücksendegebühr von 1,99 Euro dürfte die Retourenbereitschaft deutlich senken», sagt der Handelsprofessor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe. Er schätzt, die Gebühr könnte die Retourenzahl um bis zu ein Fünftel senken.
Laut YouGov-Umfrage würde ein Viertel der Verbraucher etwas oder deutlich weniger zurückschicken, wenn es eine Gebühr von 1,99 Euro gäbe. 43 Prozent würden ihr Verhalten nicht ändern. Alle übrigen bestellen online nichts, schicken nichts zurück oder machen keine Angabe.
Wie geht's weiter?
Der Bundesverband Paket und Expresslogistik erwartet, dass in Deutschland in diesem Jahr rund 4,37 Milliarden Sendungen befördert werden – etwa zwei Prozent mehr als 2024. Laut einer Prognose könnte die Zahl bis 2030 auf knapp 5,2 Milliarden steigen. Experten rechnen daher mit einer Zunahme der Retouren.