Nach den Flughäfen bestreikt die Gewerkschaft Verdi nun den ÖPNV. Vor allem Pendler und Schüler müssen auf erhebliche Einschränkungen im Bus-, Straßen- und U-Bahnverkehr einstellen.
Leere U-Bahnhöfe, verwaiste Bushaltestellen, Streikposten mit Feuertonnen - mit einem ganztägigen Warnstreik hat die Gewerkschaft Verdi am Freitag in Dutzenden Städten weite Teile des öffentlichen Nahverkehrs lahmgelegt. Busse, U- und Straßenbahnen blieben in den Depots, Pendler und Schüler mussten anderweitig zur Arbeit beziehungsweise zur Schule gelangen. Es ist in Deutschland der dritte Arbeitskampf innerhalb von sieben Tagen, der Teile des Verkehrs betrifft.
Unterstützt wurde der Ausstand am Freitag von der Bewegung Fridays for Future (FFF). An zahlreichen Streikposten mischten sich junge Aktivistinnen und Aktivisten unter die Beschäftigten.
«Es gab eine sehr hohe Streikbeteiligung und wir hoffen, dass die Arbeitgeber dieses Signal verstanden haben», teilte die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende Christine Behle mit. «Dass uns auch so viele junge Leute von Fridays for Future mit unterstützt haben, hat uns sehr gefreut.»
Hohe Streikbeteiligung in allen betroffenen Bundesländern
Am stärksten betroffen war das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen. Gut ein Drittel der bundesweit rund 90.000 zum Warnstreik aufgerufenen Beschäftigten arbeiten laut Verdi in NRW. Die Gewerkschaft meldete aber auch in zahlreichen anderen Bundesländern eine hohe Streikbeteiligung. Insgesamt waren der Gewerkschaft zufolge bundesweit mehr als 80 Städte und rund 40 Landkreise betroffen. In 15 Bundesländern kam es zu Ausständen. Lediglich Bayern war nicht betroffen, weil dort die Tarifverträge noch laufen.
Beim größten deutschen Nahverkehrsunternehmen, den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), endete der Arbeitskampf bereits am Vormittag. Verdi erkennt hier auf Arbeitgeberseite ein grundlegendes Verständnis für die Anliegen und Sorgen der Gewerkschaft an. In anderen Bundesländern sei die Tarifrunde deutlich konfliktträchtiger, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt am Freitag bei einem Streikposten in Berlin.
Arbeitsbedingungen stehen im Fokus
Die Gewerkschaft verhandelt derzeit parallel in 15 Bundesländern über neue Tarifverträge. In den meisten Runden geht es vor allem um die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Verdi fordert unter anderem kürzere Arbeitszeiten ohne finanzielle Einbußen, längere Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten, mehr Urlaubstage oder mehr Urlaubsgeld. Damit sollen die Beschäftigten entlastet und der Beruf attraktiver werden.
Sämtliche Verkehrsunternehmen leiden unter dem anhaltenden Personalmangel. Insbesondere Busfahrerinnen und Busfahrer sind schwer zu finden. In Berlin ist die BVG aus diesem Grund seit Monaten mit einem eingeschränkten Busfahrplan unterwegs.