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Massenhaft tote Amseln in deutschen Gärten - Ursache macht Experten nervös


Autor: Daniel Krüger

Deutschland, Sonntag, 15. Sept. 2024

Seit Wochen steigt die Zahl der an einem gefährlichen Virus erkrankten Amseln in Deutschland. Tierschützer warnen vor einer Verbreitung durch Stechmücken.
Das Usutu-Virus, das sich durch Stechmücken überträgt, sorgt seit mehreren Wochen für ein massenhaftes Sterben von Amseln in deutschen Gärten.


Seit mehreren Wochen werden dem Naturschutzbund Deutschland verstärkt kranke oder tote Amseln gemeldet, die sich offenbar mit dem Usutu-Virus infiziert haben. Vor allem aus Nordwestdeutschland hätten sich die Meldungen von Verdachtsfällen vervielfacht, teilte der Nabu mit.

Das Virus, das ursprünglich aus Südafrika kommt, werde durch Stechmücken übertragen, die durch den regenreichen Sommer optimale Bedingungen zur Verbreitung gefunden hätten. In den vergangenen, eher trockenen Sommern hätten sich hingegen weniger Mücken entwickeln können, was dazu führte, dass sich das Usutu-Virus weniger ausbreitete.

Usutu-Virus: Amseln sterben in nur wenigen Tagen - Tierschützer mit Appell

Ganz verschwunden sei das Virus allerdings auch in den Vorjahren nicht gewesen; jedes Jahr habe es einige Meldungen gegeben. Bei etwa 25 Prozent wurde bisher demnach eine Usutu-Infektion nachgewiesen. Die durch das Virus verursachten Todesfälle träten jeweils während der Stechmückensaison von Mai bis September auf. Infizierte Vögel wirkten krank, apathisch, flüchten nicht mehr und sterben meist innerhalb weniger Tage, heißt es. Fast immer seien es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt werde, weshalb die Usutu-Epidemie auch als "Amselsterben" bekannt wurde, so die Tierschützer. Allerdings würden auch andere Vogelarten von diesem Virus befallen und könnten daran sterben.

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Für Menschen bestehe eine nur geringe gesundheitliche Gefahr durch bei Stechmücken-Stichen übertragene Usutu-Viren. Trotzdem sollten tote Vögel nur mit Schutzhandschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte gegriffen werden. "Usutu-Infektionen können leider weder verhindert noch behandelt werden", betont die Organisation. Eine Möglichkeit, die Amseln zu schützen, sei jedoch eine naturnahe Gartengestaltung, die den Vögeln gute Lebensbedingungen biete, um ihre Verluste durch Bruterfolge auszugleichen. Sorgen bereiten aktuell auch die Masern - die Fallzahlen der unterschätzten lebensbedrohlichen Krankheit schießen aktuell in die Höhe. 

Erstmals in Deutschland aufgetreten sei das Virus im Jahr 2010. Seitdem habe es sich in weiten Teilen Deutschlands ausgebreitet. "Waren in den ersten Jahren nur wärmebegünstigte Regionen entlang des Rheintals und am Untermain betroffen, konnte seit 2016 eine Ausbreitung über Nordrhein-Westfalen nach Norden und vor allem im Hitzejahr 2018 eine Ausbreitung in die nördlichen und östlichen Landesteile festgestellt werden", heißt es. Insgesamt seien dem NABU damals bundesweit 13.420 Verdachtsfälle mit 27.565 toten oder kranken Vögeln gemeldet worden. Der Nabu bittet darum, kranke oder verendete Tiere online zu melden und möglichst ans Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) zu senden.

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