Stephan von Soden (39), Urahn des Freiherrn Julius von Soden, der das Bamberger Theater gründete, hat das Ensemble des Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theaters mit Ende der Spielzeit verlassen, um sich künftig eigenen Projekten zu widmen. Er spricht über den Schauspielerberuf und seinen persönlichen Werdegang.
Gleich bei unserem ersten Zusammentreffen dachte ich an den Freiherrn Julius von Soden, den Gründer des Bamberger Theaters ...Natürlich haben wir damit zu tun. Wo Soden draufsteht, ist auch Soden drin. Die Familie ist groß, es gibt den Teil im Norden und den im Süden, und ich gehöre zu dem im Norden. Ich hab mich im Lauf der Zeit immer mehr dafür interessiert. Es ist nicht so, dass ich darauf besonders stolz war, mir darauf was eingebildet habe und und und ... Ich war für mich immer der Stephan. Immerhin habe ich herausgefunden, dass der Reichsgraf Julius von Soden ein definitiver Vorfahre von mir war.
In Sassanfahrt waren Sie auch einmal ...Ich hab‘ mir das angeguckt, wobei das nicht gerade das Prunkstück ist ...
Ihr Urahn hatte auch nicht den allerbesten Ruf.Er hat eine Faust-Version geschrieben, in die ich mal reingelesen habe. Ich würde sagen: Er war ein erfolgloser Gutmensch, denn er hat sich ja im sozialen Bereich immer auch gekümmert, aber Erfolg, den er sich selbst erarbeitet hat und der nicht durch Namen und Titel verschafft wurde, den hat's nicht gegeben.
Wie sind Sie denn zur Schauspielerei gekommen?Ich bin 1974 in Gießen geboren, gelebt habe ich dann in Frankfurt. Mein Vater war Buchautor und Experte für Wagner, ging dann in eine Werbeagentur. Mit 14 kam ich auf ein Internat, dann bin ich zurück nach Frankfurt und war sehr orientierungslos. Dann hat mein Vater mich ein wenig angeschoben, dass ich eine Ausbildung mache. Ich habe Hotelfachmann gelernt, weil ich als Kind irgendwann mal den Berufswunsch hatte, ein Restaurant zu besitzen. Heute bin ich so etwas wie ein leidenschaftlicher Hobbykoch.
Man muss sich ja mal etwas anderes gönnen als Theater und die Gedanken daran. Ich habe zwar die Ausbildung abgeschlossen, stand aber nicht richtig dahinter und bin danach erst mal Barchef geworden in einer Frankfurter Cocktailbar. Das hat mir sehr gut gefallen. In der Ausbildung hat mir das Scheinheilige im Hotelfach nicht gefallen: Man lächelt jeden an, egal warum, und das Sandwich kostet trotzdem 27 D-Mark. Diese Diskrepanz hat mir große Schwierigkeiten gemacht. Innerhalb eines halben Jahres habe ich mich in der Bar da hochgearbeitet und ich hatte sehr schnell ein Händchen dafür, mit den Cocktails und mit den Gästen richtig umzugehen.
Das war damals meine Sache, ich war jung, ich hatte eine positive Ausstrahlung, ich habe da auch gehörig Geld verdient. Ich fand das toll, Frankfurter Nachtleben, tolles Geld, 100 Mark Trinkgeld pro Abend. Das habe ich einige Jahre lang gemacht. Die Planung war eigentlich, dass ich einen eigenen Laden aufmache, aber dann ist mein Partner abgesprungen - aus heutiger Sicht Gott sei Dank.
In dieser Zeit waren Sie doch bestimmt Frauenschwarm ...... durchaus (lacht). Das war von meinem Chef auch so gewollt, damit die Männer sich nicht an einem Glas Bier am Abend festhalten und nur die Dame anstarren. Ich habe da Dinge erlebt, die man der Damenwelt nicht unbedingt zutraut. Ich würde heute nicht unterschreiben, dass die Herren der Schöpfung da offensiver sind. Frauen sind da um einiges offensiver, und ich habe mehr als genug unmoralische Angebote gekriegt. Dieser ganze Halligalli hat mir doch gefallen in jungen Jahren.
Jetzt sind wir immer noch weit von der Schauspielerei entfernt ...Frankfurter Nachtleben geht doch an die Substanz. Ich war damals aber flexibel genug, mich nochmal zu verändern. Durch Zufall kam ich mit einem Theatermacher aus Wiesbaden zusammen, über den Tresen hinweg haben wir uns kennen gelernt. Der hat damals als Alternative zum Hotel ein "Haus der Begegnung" für Schauspieler unterhalten, und so kam es, dass ich zum Beispiel mal neben Paco de Lucia gewohnt habe. Ich habe schon mit meinem Vater zusammen mit 13 Kreisler-Lieder gesungen und habe eine gewisse Musikalität durchaus mitbekommen in Klassik, aber auch in Rockmusik und hatte zur Gitarre schon immer eine große Liebe. - Also ich habe in Wiesbaden dieses Haus mit aufgebaut, aber mich gleichzeitig um ein Vorsprechen an der Mainzer Schauspielschule gekümmert, muss allerdings sagen, dass ich damals von Tuten und Blasen überhaupt keine Ahnung hatte. Ich wusste gar nicht, was auf mich zukommt, ich hatte Peer Gynt damals in der S-Bahn auswendig gelernt und vorgesprochen.
Hatten Sie davor keine Beziehung zum Theater?Weniger zum Theater, mehr zur Oper, ich war ja selber im Kinderchor der Frankfurter Oper. Es war klar gewesen für mich, dass eine Veränderung hermusste. Ich habe mit allem gebrochen, bin nach Wiesbaden gezogen, dann hat's allerdings schnell ein Zerwürfnis mit diesem Menschen gegeben, ich bin dann in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Mainz gezogen, habe meine Ausbildung ...
Ausbildung als?Als Schauspieler an der Theaterwerkstatt Mainz. Ich hatte wohl eine sehr große Offenheit und war auch ein durchlässiger Mensch. Ich hab's auch gar nicht an einer anderen Schauspielschule versucht, weil mein Horizont damals so weit gar nicht reichte.
Nun sind Sie ja von Haus aus mit einer begnadeten Stimme versehen. Verfügten Sie über dieses reine, dieses Schauspieler-Hochdeutsch schon immer? Natürlich war mei Mundart frankfodderisch gebrächd. Aber ich war schon immer auch des Hochdeutschen mächtig. Ich hatte ein wenig e-Probleme.
Ich habe immer noch nicht recht verstanden, wie Sie dann auf einmal zur Schauspielerei kamen.Das ist rational auch gar nicht so einfach nachzuvollziehen. Da war die Situation, dieses Haus mit aufzubauen. Dann die Entscheidung, Frankfurter Nachtleben 25 Jahre oder noch länger zu machen. Ich habe Beispiele vor meiner Nase gehabt, dass ich gesagt habe: Das möchtest du nicht. Also war für mich klar, es muss was anderes passieren. Was, konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Dann kam es zu der Begegnung mit diesem Theatermenschen, und das hat mich fasziniert. Ich wusste damals noch nicht, was auf mich zukommt. Die Liebe dazu, die habe ich erst in der Schauspielschule entwickelt. Dass ich ein Talent habe, wusste ich, weil ich der klassische Klassenclown war und 50 Leute an der Bar unterhalten konnte.
War das immer leicht?Finanziell bin ich schon ... also ich habe mindestens Audi, wenn nicht BMW oder Mercedes gefahren und dann Fiat Uno. Das war nicht leicht, den Anspruch zurückzuschrauben, ich habe nachts in der Disco gearbeitet. Aber ich habe es geschafft und die Ausbildung mit einem sehr guten Abschluss beendet.
Und dann gleich ein Engagement bekommen?Ich habe 60 Bewerbungen geschrieben, und in Nordhausen haben sie mich nach dem Vorsprechen gleich genommen. Ich dachte, das sei das größere Abenteuer als Trier und Mainz. Das war 1999.
Wie war denn Ihre familiäre Situation zu der Zeit?Ich war damals liiert, aber das hat nicht lange gehalten; die Lebenswege waren zu unterschiedlich. Da war ich dann zwei Jahre. Das Theater wurde abgewickelt. Damals war mein Plan, dass ich nach Berlin wollte, nicht um mich den vielen arbeitslosen Schauspielern dort anzuschließen, sondern ich wollte Rock 'n' Roll machen. Aber da wurde ich kurz davor schwanger. Aber ich konnte nicht ein Kind großziehen und Rock 'n' Roll machen, das ist als Schauspieler schon schwer genug. Und da habe ich dann ein Engagement in Schwedt geschenkt bekommen, weil der Direktor dort mich in "Ladies‘ Night" gesehen hatte. Und so bin ich in die Uckermark gekommen. Und das war erst mal hartes Brot.
Tiefster Osten ...Tiefster Osten, ja. Da habe ich auch erstmal einen Kulturschock gekriegt. Es war Ulbrichts Vorzeige-Stadt. Die wurde auch sehr schnell wieder aufgebaut mit SED-Ästhetik, und so sieht es dort auch aus. Doch am Theater machten sie dort interessante Sachen. Der Intendant dort hat grenzübergreifende Projekte forciert (Schwedt liegt an der polnischen Grenze, Anm. d. Red.). Die haben sich dort auch viel getraut. So konnte ich im Laufe der Zeit doch auch immer wieder schöne Dinge entdecken für mich.
Sie wurden doch bestimmt nicht allzu opulent bezahlt.Glauben Sie. Ich habe in Schwedt das meiste Geld am Theater verdient.
Wie kommt das?Das war eine Wertschätzung, die ich da bekommen habe. Wer seine Mitarbeiter motiviert, egal in welcher Beziehung, der bekommt auch gute Mitarbeiter. Die wussten, was sie an mir haben. Ich sage selbstbewusst: Ich habe einen guten Job gemacht. Allerdings haben meine Partnerin und ich uns einvernehmlich getrennt.
Finden Schauspieler Partner vorwiegend im eigenen Milieu, oder ist eine Partnerschaft nur möglich mit Menschen, die das eigene Milieu gut kennen?Das kann man pauschal nicht beantworten. Beides hat Vor- und Nachteile. Es ist natürlich so, dass das Schauspielerleben von der Partnerin auch Opfer fordert. Das klassische Wochenende ist nicht vorhanden. Da wird Beziehung sehr schnell Arbeit. Was man als Schauspieler seelisch mit nach Hause nimmt, das kann gigantisch sein! Als Bär in Schneeweißchen und Rosenrot eher wenig, aber beim Hamlet, dann ist das doch teilweise sehr belastend! Weil man sich vielleicht mit dem Regisseur nicht so gut versteht, weil man keine gemeinsame Sprache entwickeln kann und sich nicht adäquat künstlerisch trifft.
K
ommt es vor, dass man sich mit dem Regisseur streitet?Natürlich, das muss auch sein!
Gibt es autoritäre Regisseure?Durchaus. Es gibt auch autoritäre Schauspieler.
Wie gehen Sie mit sehr jungen Regisseuren um?
Mein Credo ist, ich gehe in jede Inszenierung offen rein und sehe, was da entsteht. Ich halte mich da doch für vorurteilsfrei. Ich arbeite gern mit jungen Regisseuren, weil es oft so ist, dass die noch brennen und Feuer haben. Die meiste Lebenszeit verbringe ich in den Proben. Und das Ergebnis: 100 Menschen, 50 Meinungen mindestens. Man kann es nie allen recht machen. Natürlich merkt man, ob etwas gut ankommt, aber ich habe es noch nie erlebt, und ich glaube, da würden sich meine sämtlichen Kollegen anschließen, dass es Inszenierungen gibt, wo durchweg gesagt wird: toll. Oder: schlecht. Hier gab es ja auch die eine oder andere Inszenierung, die kontrovers diskutiert wurde. Ich kann als Schauspieler nicht hingehen und sagen, diese Rolle habe ich richtig gemacht. Es gibt kein richtig und falsch. Es gibt nur die Meinungen der andern oder das eigene Empfinden: Hab ich Spaß dabei gehabt, hat es mich weitergebracht, solche Sachen.
Und Rivalitäten unter Schauspielerkollegen?Das Bamberger Ensemble ist da einzigartig. Natürlich gibt's auch hier Rivalitäten, aber die sind so gering ... in Nordhausen und Schwedt war das immens ausgeprägter, klassische Ellbogenmanier bis hin zu offenen Intrigen, Lügen - ein Schundroman-Autor hätte da seine helle Freude dran. Doch hier ist das Miteinander sehr harmonisch, in der künstlerischen Auseinandersetzung kann man Dinge benennen, ohne dass man vier Monate nicht mehr miteinander spricht. Wenn es hier jemandem schlecht geht, wird er von den Kollegen aufgefangen. Neue Kollegen werden mit eingefügt, und ich hoffe sehr, dass das erhalten bleibt.
Wenn es hier so schön ist, warum gehen Sie dann?Ich habe immer den tiefen Wunsch gehabt, mich in ein freies, kreatives Fahrwasser zu begeben. Und jetzt erlauben mir das meine äußeren Umstände. Ich muss das jetzt tun. Ich bin noch keine 55, aber ich bin auch keine 24 mehr. Ich hatte diesen Drang schon immer. Ich möchte in meinem Leben einmal das Gefühl haben, dass ich meines Glückes Schmied bin.
Das heißt konkret?Das heißt, dass ich nach Leipzig ziehe. Die Mentalität der Leute gefällt mir, und die Stadt gefällt mir, nach Faust: "Es ist ein Klein Paris und bildet seine Leute ...", und es ist eine Stadt im Aufbruch.
Was werden Sie da tun?Das möchte ich nicht sagen, weil es ungelegte Eier sind. Es geht in die Richtung Schauspiel/Musik. Ich werde versuchen, schöpferisch tätig zu werden.
Haben Sie je so etwas wie Existenzangst verspürt?Durchaus. Gerade dem möchte ich mich jetzt stellen. Es gibt aber auch die Vorfreude, die irrsinnige Lust auf freies Arbeiten ohne Zeitdruck, und ich möchte das einfach in meinem Leben gehabt haben. Ich habe nicht den Anspruch, reich und berühmt zu werden, ich möchte ein zufriedenes Leben führen.
Gibt es im Schauspieler-Leben einen Punkt, an dem man sich sagt, ich werde nie der große Star werden, wie wird man damit fertig? Gibt es eine Klassenspaltung unter Schauspielern?Es gibt so viele irrsinnig gute Schauspieler, die keinen Job haben. Es wäre ein Leichtes, die Ensembles auszutauschen in den großen Häusern. Man könnte sie alle wegnehmen, arbeitslose Schauspieler rein, und die würden genauso klasse spielen. Natürlich gibt es Qualitätsunterschiede. Aber dass die, die da jetzt an den Plätzen sind, auch da hingehören und sonst keine, wage ich zu bezweifeln.
Wovon hängt das dann ab? Von Beziehungen?Bei meiner ersten großen Bewerbungswelle vor zwölf Jahren war die Schwemme der frisch ausgebildeten Schauspieler zu den Vakanzen so groß, dass mir damals schon klar war, du kommst nur an die in Anführungsstrichen angesagten Stellen durch Glück - und Beziehungen.
Haben Sie sich auch schon einmal in Richtung Film orientiert?Da ist Vitamin B das Nonplusultra. Beim Theater kann man sich wenigstens noch bewerben. Wenn ich nicht mehr im Festengagement bin, kann ich auch da meine Fühler ausstrecken.
Angesichts all der Unwägbarkeiten des Berufs - würden Sie einem jungen Menschen dazu raten?Schwierig. Jetzt durch diese Casting- und Jeder-kann-ein-Star-sein-Mentalität gibt es wie bei Andy Warhol fünf Minuten Berühmtheit. Da ist ja nichts mit Bestand. Da wird kurz Geld verdient und dann tschüssi. Wenn einer davon erfüllt ist - dann sage ich, natürlich. Wenn einer nur mal probieren will, würde ich abraten. Weil: Es braucht ein dickes Fell, es braucht große charakterliche Fähigkeiten durchzuhalten in unbefriedigenden Engagements. Es ist ein sehr belastender Beruf, familien- und beziehungstechnisch sehr schwierig. Verdiensttechnisch brauchen wir überhaupt nicht drüber zu reden, das finde ich völlig unangemessen, da bin ich nicht der Einzige.
Wie kommen die dann über die Runden?Wir sind kurz vor der Armutsgrenze. In Bamberg sind die Lebenshaltungskosten doch angemessen auch für kleine Portmonees. Aber was zurücklegen, mal ne größere Anschaffung - das ist überhaupt nicht drin.
Das heißt: Der Beruf muss das Leben sein. Genau so isses. Ich brenne für diesen Beruf. Mein Lebensunterhalt ist dann auch die Thematik, mit der ich mich auseinandersetze.
Haben Sie ein bevorzugtes Genre, einen Autor, was spielen Sie am liebsten?Mein Lieblingsstück ist der Faust. Ich habe ihn sechs Jahre lang gespielt. Und es hörte nicht auf, dass ich neue Sachen entdeckt habe. Auch im zweiten Teil.
Was halten Sie vom Regietheater? Mussten Sie schon Exzesse über sich ergehen lassen?Im Theater gibt es nicht Schwarzweiß. Ich finde es ganz toll, wenn Dinge neu angegangen werden und nach einem Lösungsweg gesucht wird, der nicht unbedingt dem Klassischen entspricht oder dem, was das Publikum sehen will. Und wenn das dann durchdacht ist und nicht nur besonders erschreckende Dinge reingebracht werden sollen, weil ich als Regisseur gesehen werden will ... Das muss auch sein, weil sonst würde sich Theater ja gar nicht entwickeln. Wenn wir immer Kabale und Liebe so spielen würden mit Kostümchen und schönen Livrees und Perücken ...
Also immer ein Balanceakt.Klar habe ich auch schon Inszenierungen gesehen, bei denen ich dachte: O Gott!
Soll man überhaupt provozieren?Um 15 Uhr sind wir mit Schrecken, Schrecken, Schrecken konfrontiert im Fernsehen in unserer westlichen Welt. Wir vergessen bloß so schnell. Wenn man davon ausgeht, dass Theater doch die Funktion hat des Wachrüttelns, dass man als Akteur und Zuschauer über etwas nachdenkt, des Aufzeigens und auch die Funktion des Narren, der Dinge sagt, die sonst niemand sagt. Minna von Barnhelm hat seinerzeit für Aufsehen gesorgt, weil sich eine Frau gegen das Militär stellte. Es gibt heute keine Stücke mehr, die so etwas auslösen könnten. Wenn man heute etwas zeigen will, muss man heute den Dampfhammer rausholen. Ich fand zum Beispiel den "Bandscheibenvorfall" klasse. Die Schauspieler, die Symbolkraft, das fand ich grandios. Ich habe mich selbst für eineinhalb Stunden gespürt.
Bewirkt das Theater noch etwas?In solchen Fällen glaube ich ja. Wir leben alle in einer gewissen Hysterie, weil alles so schnell ist. Wenn man aber im Theater sitzt und sich selbst spürt und Dinge sieht, die einen noch intellektuell beanspruchen und das dann mit Freunden teilt - da erfüllt Theater die alten Aufgaben: wachrütteln, intellektuell beanspruchen, das Bildungsniveau einer Stadt heben. Das Problem der Theater ist, dass sie nichts Messbares haben. Aber eine Stadt mit Hamlet oder ohne Hamlet, mit Faust, ohne Faust - das beschäftigt die Menschen definitiv. Und wenn das Bildungsniveau einer Stadt höher ist, dann ist das gut für die Stadt.