Druckartikel: Nach mehr als 190 Jahren: Deutsche Traditionsbrauerei vor dem Aus - Bürgerbegehren abgelehnt

Nach mehr als 190 Jahren: Deutsche Traditionsbrauerei vor dem Aus - Bürgerbegehren abgelehnt


Autor: Julia Gebhardt

Pfungstadt, Dienstag, 20. Dezember 2022

Obwohl es ihr wirtschaftlich gut geht, steht eine Brauerei vor dem Aus: In dem Traditionsunternehmen wird seit über 190 Jahren Bier gebraut - ab Dezember 2023 soll damit Schluss sein.
Hessens größter Privatbrauerei droht das Aus. Ein Investor hat das 40.000 Quadratmeter große Grundstück gekauft und will dort in Zukunft Wohnungen errichten. Symbolbild.


Wie die Frankfurter Neue Presse (fnp) schreibt, steht die hessische Traditionsbrauerei Pfungstädter vor dem Aus - und das, obwohl sie laut dem Geschäftsführer Peter Winter wirtschaftlich gut dasteht. Das Unternehmen besteht bereits seit über 190 Jahren: Laut der Unternehmenswebsite gründete es Justus Hildebrand 1831. Wie konnte es dazu kommen?

Während der Corona-Krise hatte das Unternehmen mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen und geriet in eine wirtschaftliche Schieflage. Im Sommer 2020 fiel dann der Entschluss, Hessens größte Privatbrauerei unter einem Schutzschirmverfahren zu sanieren. Wie der RWS Verlag schreibt, scheiterte damals der vorangegangene Versuch, einen Investor zu finden. Das hat sich inzwischen geändert: Der neue Grundstückseigentümer Conceptaplan beabsichtigt jedoch, auf dem Gelände Wohnungen zu errichten. Am 31. Dezember 2023 soll das Grundstück an den neuen Eigentümer übergeben werden.

Wegen eines Formfehlers: Bürgerbegehren zum Erhalt der Brauerei abgelehnt

"Lieber brauen statt bauen": Unter diesem Motto wurde ein Bürgerbegehren ins Leben gerufen, welches für den Erhalt der Brauerei kämpfte. Aufgrund eines Formfehlers wurde es jedoch juristisch abgewiesen, berichtet Brauereigeschäftsführer Peter Winter gegenüber der fnp: Die Frist zur Einreichung des Begehrens war abgelaufen.

Video:




Da jedoch bereits 4600 Unterschriften gesammelt worden waren, sprach sich der Pfungstädter Bürgermeister Patrick Koch (SPD) laut Peter Winter jedoch für eine Bürgerbefragung aus. Diese hätte durch ein unabhängiges Meinungsforschungsinstitut durchgeführt werden sollen. Doch dazu kam es nicht: Die Mehrheit des städtischen Parlaments stimmte gegen den Vorschlag.

Im Rahmen einer Betriebsversammlung teilte Brauereibesitzer Uwe Lauer am Mittwoch, dem 14. Dezember 2022, die Schreckensbotschaft seiner knapp 70-köpfigen Belegschaft mit. Gegenüber der Frankfurter Rundschau äußerte Winter sein Unverständnis: Es gebe doch sicher andere Flächen in Pfungstadt, auf denen man Wohnungen bauen könne. Ein Umzug für die Brauerei auf ein anderes Grundstück sei laut Winter hingegen kaum möglich: „Wenn wir einen Produktabriss haben und ein halbes Jahr lang nicht liefern, ist die Marke tot.“ Zudem gebe es derzeit kein geeignetes Grundstück. Ganz aufgegeben hat der Geschäftsführer aber dennoch noch nicht: „Wir müssen sehen, ob es noch eine Lösung gibt.“

Auch in Bayern musste eine Brauerei nach 135-jährigem Bestehen schließen. "Das tut uns in der Seele weh", äußerte sich das Unternehmen zu der Nachricht auf Facebook.