Tchibo: Konzern mit Verlust von 167 Millionen Euro - Pauschalreisen vor dem Aus
Autor: Svenja Hentschel, Alexander Milesevic, Agentur dpa
Deutschland, Donnerstag, 07. Sept. 2023
Seit der Corona-Pandemie kämpfen zahlreiche Geschäfte um das Überleben. Zuletzt sorgten die Schließungen vieler Filialen von Karstadt und Kaufhof für Schlagzeilen. Jetzt schreibt auch Tchibo rote Zahlen und zieht Konsequenzen.
Update vom 07.09.2023, 12.24 Uhr: Tchibo stellt Pauschalreisen ein
Der Handelskonzern und Kaffeeröster Tchibo ist im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht. Mit einem Verlust von 167 Millionen Euro handele es sich nach Angaben der Bild um größte Minus der Unternehmensgeschichte. Besonders schlecht laufe es im Non-Food-Bereich, heißt es beim Portal t-online.
Tchibo-Chef Weber zieht deshalb Konsequenzen. In Zukunft wolle der Konzern "mehr Wert auf die Kaffeebars und das Seating (Anm. d. Red.: Bewirtung am Tisch) legen". Gleichzeitig soll mit Pauschalreisen Schluss sein. Diese gehören seit 1997 zum Angebot des Händlers. Zunächst war nur der Verkauf von Hochsee-Kreuzfahrten eingestellt worden.
Tchibo zieht Konsequenzen: Pauschalreisen vor dem Aus
"Es ist richtig, dass wir künftig keine Reisen mehr vermitteln werden. Ende Oktober werden wir die Vermarktungen beenden", erklärte Andreas Engelmann, der stellvertretende Unternehmenssprecher, gegenüber t-online. Der Grund sei "ein zu geringes Wachstumspotenzial" im Reisebereich. Das Geschäft habe sich zwar im Laufe der Jahre "gut entwickelt", die Aussichten seien aber nicht gut genug. "Wir haben daher beschlossen, uns auf unsere anderen Geschäftsfelder zu fokussieren", so der Sprecher.
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Für Reise-Veranstalter Big Xtra, Eurotours oder Berge & Meer fällt damit ein Vertriebskanal weg. Tchibo hatte Berge & Meer zu Hochzeiten teils Umsätze von bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr in die eingebracht. Eine große Lücke werde durch den Wegfall von Tchibo aber nicht entstehen, wird Marcel Meyer, Geschäftsführer Berge & Meer bei Chip zitiert.
Für Kunden, die bereits eine Reise über Tchibo gebucht haben, ändert sich trotzdem nichts. "Alle über uns vermittelten Reisen werden durch unsere Veranstalter-Partner durchgeführt", heißt es vom Konzern. Im Juni kündigte das Unternehmen an, bis Ende des Jahres etwa 300 Stellen streichen zu wollen. Der Kaffeekonzern hat in Deutschland noch rund 7100 Beschäftigte, zusammen mit dem Auslandsgeschäft sind es über 11.000 Arbeitsplätze.
Update vom 01.09.2023, 12.11 Uhr: Tchibo erklärt rote Zahlen mit gestiegenen Kosten
Höhere Kosten und die Kaufzurückhaltung der Verbraucher haben den Handelskonzern und Kaffeeröster Tchibo 2022 im laufenden Geschäft in die roten Zahlen gedrückt. Bei einem stabilen Umsatz von 3,25 Milliarden Euro sprang vor Zinsen und Steuern (Ebit) ein Verlust von 167 Millionen Euro heraus, wie die Tchibo-Holding Maxingvest am Dienstag (29. August 2023) in Hamburg mitteilte. Dabei handele es sich nach Angaben der Bild um das größte Minus der Unternehmensgeschichte. Vor einem Jahr hatte Tchibo noch ein positives Ebit von 176 Millionen Euro verbucht. Zum Ergebnis nach Steuern macht das Unternehmen keine Angaben.
Tchibo erklärt die roten Zahlen mit dramatisch gestiegenen Rohwaren-, Energie- und Frachtkosten sowie der weltweiten Lieferkettenkrise. Als weiterer Faktor wird angegeben, dass der geplante Umsatz im Handelsgeschäft abseits von Lebensmitteln "aufgrund der inflationsbedingten Kaufzurückhaltung der Kundinnen und Kunden nicht realisiert" worden sei. Entsprechend höhere Lagerbestände belasteten somit das Ergebnis.