Schock bei Autozulieferer: Tausende Jobs sollen wegfallen - so könnte Schaeffler davon profitieren
Autor: Agentur dpa, Redaktion
Hannover, Mittwoch, 15. November 2023
Der Autozulieferer Continental hat schon seit längerem Mühe, in dem Geschäft etwa mit Bremsen, Innenausstattung, Sensoren und Elektronik Gewinne zu machen. Jetzt soll kräftig gespart werden - auf Kosten der Mitarbeiter.
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental will seine kränkelnde Autozuliefersparte mit tausenden Stellenstreichungen wieder rentabel machen. Ab 2025 soll eine jährliche Kostenentlastung von 400 Millionen Euro im Verwaltungsbereich greifen, wie das Dax-Unternehmen diese Woche in Hannover mitteilte.
Wie viele Arbeitsplätze genau betroffen sein werden, steht nach Angaben von Conti noch nicht abschließend fest. Die Zahl dürfte aber voraussichtlich im mittleren vierstelligen Bereich liegen, hieß es. Am Wochenende hatte das Manager Magazin von rund 5500 wegfallenden Jobs weltweit berichtet. Das wären rund fünf Prozent der Mitarbeitenden in der Sparte.
Autozulieferer Continental will tausende Jobs kappen - um zu sparen
Die Arbeitnehmervertretung bei Continental fordert den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Der Gesamtbetriebsrat der Sparte Automotive habe die vorgestellten Pläne zur Kenntnis genommen, hieß es am Montag in einem den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa vorliegenden internen Schreiben von Sparten-Betriebsratschef Lorenz Pfau. Von Spartenchef Philipp von Hirschheydt eingeräumte Management-Fehler der Vergangenheit dürften nicht zulasten der Beschäftigten gehen. "Wir fordern daher das Automotive-Management auf: Schließen Sie betriebsbedingte Kündigungen aus!", hieß es in dem Papier.
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Spartenchef von Hirschheydt will die Strukturen in der Verwaltung verschlanken und so auch die Entscheidungsprozesse beschleunigen. Unter anderem werden Geschäftsfelder stärker gebündelt, aus bisher sechs werden fünf. Ende September hatte das Autozuliefergeschäft 102.574 Mitarbeitende, im gesamten Konzern waren es 203.593. Continental plane, alle Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich zu gestalten, hieß es vom Unternehmen. Außerdem kommen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf den Prüfstand.
"Diese Maßnahmen erhöhen Effizienz und Effektivität und stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit", sagte von Hirschheydt. Conti steckt in der Autozulieferung seit längerem in der Krise und hat Mühe, in dem Geschäft mit - unter anderem - Bremsen, Innenausstattung, Sensoren und Elektronik operativ schwarze Zahlen zu schreiben.
Conti in der Krise: E-Mobilität krempelt Branche um
Dabei muss Conti wie andere Branchenvertreter auch stark in künftige Technik investieren, etwa für das autonome Fahren und für den generellen Ausbau der Softwarekompetenzen. Bei den Verlusten in den vergangenen Jahren musste oft die Reifensparte das Geld einspielen, um Investitionen in der Autozulieferung stemmen zu können. Seit geraumer Zeit ist die Reifensparte der Gewinnbringer im Konzern mit hohen und weitgehend stabilen Margen, wenn auch das Autozuliefergeschäft den Großteil des Umsatzes beisteuert.
In Medien wie dem Manager Magazin kursieren zudem Gerüchte um radikale Pläne - Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle sehe die Zukunft von Conti vor allem im Reifen- und Kunststofftechnikbereich. Der Konzern selbst will das im Detail nicht kommentieren. Angesichts der in den vergangenen Jahren vor allem für die Zulieferer mauen Autokonjunktur, wegen hoher Kosten und wegen des Umbruchs hin zu Elektromotoren ist die Zuliefererbranche derzeit ohnehin in Bewegung. Der Wälzlager- und Getriebehersteller Schaeffler etwa will den Antriebsspezialisten Vitesco übernehmen.