Sagt alle Lindemann-Veranstaltungen ab – auch in Bamberg!
Autor: Antonia Kriegsmann
Deutschland, Freitag, 23. Juni 2023
Die Vorwürfe gegen Till Lindemann haben für viele Diskussionen gesorgt, in denen es mal wieder vorrangig um die Täter und nicht um die Opfer ging. Unsere Gesellschaft sollte ein Zeichen setzen und alle Veranstaltungen mit Lindemann absagen. Ein Kommentar.
Kayla Shyx hat mit ihrem Video "Was wirklich bei Rammstein Afterpartys passiert" für heftige Diskussionen gesorgt. Wie kürzlich bekannt wurde, ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin bereits seit Anfang Juni gegen Lindemann.
Allein die Tatsache, dass die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs im Raum stehen, sind Grund genug, damit sich die Gesellschaft geschlossen hinter die Opfer stellt und alle Veranstaltungen mit Till Lindemann absagt.
Gesellschaft zeigt oft wenig Empathie mit den Opfern
Sexueller Missbrauch ist schwer nachzuweisen - häufig sogar unmöglich nachzuweisen. Aber dies heißt nicht, dass er nicht geschehen ist. Den Opfern von sexueller Gewalt deshalb ihr Recht abzusprechen, sich öffentlich über ihre Erlebnisse zu äußern, bis ein Gericht jemanden für schuldig verurteilt hat, wird der Komplexität des Themas nicht gerecht.
Auch die Aussagen von beispielsweise Musikproduzent Thomas Stein führen eher zu einem Kopfschütteln. Er rät Opfern von sexueller Gewalt, sofort nach der Tat zur Polizei zu gehen und zeigt mit dieser Aussage, dass ihm selbst nie etwas dergleichen geschehen ist. Wer Opfer von sexueller Gewalt ist, ist häufig so traumatisiert und beschämt, dass er schlichtweg nicht in der Lage ist, mit meist männlichen Polizisten über schlimme, schambehaftete Erlebnisse zu sprechen.
Der Vorwurf, dass Frauen, die auf Aftershowpartys gehen, wissen, worauf sie sich einlassen würden, ist ebenfalls kurzsichtig. Eine klassische Aftershowparty und die Dinge, die vermeintlich auf Till Lindemanns Aftershowpartys geschehen sind, klaffen meilenweit auseinander. Victim-Blaming ist auch im Fall Lindemann leider an der Tagesordnung und verschiebt den Diskurs damit wieder auf die Frauen und ihre angebliche Schuld. Im Sinne von: Na, wenn sie einen kurzen Rock trägt...
Konzerte abzusagen wäre ein echtes Zeichen
Ein großes Problem an diesen Gedankengängen ist, dass viele glauben, dass man Till Lindemann daher nicht zur Verantwortung ziehen müsste, denn "Es ist ja nicht bewiesen, dass es geschehen ist". Es ist in meinen Augen trotzdem nicht angebracht, dass weiterhin Konzerte der Band Rammstein oder von Till Lindemann selbst stattfinden. Auch in Bamberg soll Till Lindemann noch in diesem Jahr auftreten. Was ein absolutes Unding ist, wenn Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von so vielen Frauen geäußert worden sind und Ermittlungen laufen.
Wir sollten als Gesellschaft Opfer von sexueller Gewalt ernst nehmen und ein Zeichen setzen, indem alle Veranstaltungen von und mit Till Lindemann abgesagt werden.