"Weißt nie, was du morgen bekommst": Kunden ärgern sich über fehlende Produkte bei Rewe, Aldi und Co.

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Leere Regale bei Rewe, Aldi und Co.: Kunden ärgern sich über fehlende Produkte
Wie leergefegt: In unseren Supermärkten häufen sich Bilder wie diese. Viele Lebensmittel werden derzeit knapp. Zur Weihnachtszeit könnte sich die Situation laut Experten sogar noch weiter verschärfen.
Leere Regale
Richard Burlton/unsplash.com (Symbolbild)

Seit Monaten sind leere Regale im Supermarkt keine Ausnahme mehr, sondern an der Tagesordnung. Der Mangel von vielen Produkten sorgt bei vielen Kunden für Frust. Zur Weihnachtszeit könnte sich die Situation laut Experten und Händlern sogar noch verschärfen.

In vielen Supermärkten fehlen Produkte des täglichen Bedarfs. Die Ursache ist ein Tarifkonflikt. Wird er nicht gelöst, drohen weitere Engpässe - auch beim Einkauf fürs Weihnachtsmenü. Die schwarz-weißen Zettel in vielen Märkten sind unübersehbar.  Auf den Ausdrucken steht: "Wichtige Info für Kunden und Kundinnen: Leider kann es aufgrund von Streiks in unseren Zentrallagern zu Fehlartikeln im Sortiment kommen."

Leere Regalmeter sind seit Monaten Alltag in deutschen Supermärkten. Die Auswirkungen von Streiks bei der Warenverteilung sind für die Kunden vielerorts spürbar. Ursache sind die seit Monaten ergebnislosen und festgefahrenen Tarifverhandlungen zwischen Handel und der Gewerkschaft Verdi. Eine baldige Lösung ist jedoch nicht in Sicht. Kunden müssen beim Wocheneinkauf vermutlich noch länger mit Einschränkungen leben. Wie schlimm ist die Situation? Von uns erfährst du alles, was du wissen musst.

Leere Regale bei Rewe, Aldi und Co. - "Du weißt nie, was du morgen bekommst"

Welche Produkte sind besonders betroffen? Während Rewe, Aldi & Co zu Detailfragen schweigen, sind die Händler vor Ort auskunftsfreudiger. Die Auswirkungen des Streiks seien gravierend, es gebe große Probleme bei der Warenversorgung, sagt ein Händler. Weil die Fahrer streiken, die die Waren zu seinen Märkten fahren, bucht er eine Spedition. Dadurch entstehen ihm zwar Extrakosten, aber immerhin bekommt er einen Großteil seiner Ware.

Die Lage sei dennoch kritisch, die Engpässe teilweise ähnlich wie in der Corona-Zeit. Vor allem bei gut laufenden Produkten liefen die Regale nach drei Tagen komplett leer. Mehr Waren bestellen und lagern kann er nicht. Seine Kapazitäten und Kühlflächen seien begrenzt, bei frischen Produkten ließen die Mindesthaltbarkeitsdaten es nicht zu. Deshalb ist er darauf angewiesen, dass neue Ware nachkommt. Eine Beilegung des Tarifstreits in diesem Jahr erwartet er nicht. "Wir werden noch eine Weile mit den Lücken leben müssen."

Verärgert über die Situation ist auch ein anderer Händler. Bei ihm sind es nicht die Fahrer, die streiken, sondern die Kommissionierer im Lager, die für die Zusammenstellung der bestellten Waren zuständig sind. Das hat bei ihm noch drastischere Folgen. Häufig erreichten nur 20 Rollcontainer pro Tag seinen Markt anstatt wie üblich 60. "Du weißt nie, was du morgen bekommst." Die Folge seien Lücken im Regal, quer durchs ganze Sortiment. Die Kunden hätten zwar Verständnis für die Situation, aber trotzdem seien sie sauer, wenn sie ihr Lieblingsmüsli nicht bekämen.

Lieferanten-Streik: Welche Produkte sind betroffen?

Gestreikt wird seit Monaten in unterschiedlichen Formen und je nach Bundesland in unterschiedlicher Intensität. Mal dauerten die Streiks einige Stunden, mal zogen sie sich über Tage hin. Betroffen sind vor allem Lager und Logistik, dadurch fehlen häufig Kommissionierer und Fahrer. Verdi zufolge sind vor allem Bayern und Nordrhein-Westfalen betroffen. Wie stark Kunden betroffen sind, hängt laut Handelsexperte Funder auch vom Wohnort ab. Im ländlichen Räumen und in kleineren Mittelstädten, wo es oft nur kleine und mittelgroße Filialen mit weniger Lagerflächen gebe, seien die Lücken in den Regalen oft sichtbarer.

Verdi fordert mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde für die 3,2 Millionen Beschäftigten im Einzelhandel und eine Laufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeberseite bietet eine Erhöhung um bis zu 1,78 Euro und eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 750 Euro - bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Seit Mai verliefen gut 60 regionale Verhandlungstermine erfolglos. Zuletzt hatten die Arbeitgeber die Verhandlungen abgesagt.

Am Donnerstag trafen sich der Handelsverband Deutschland (HDE) und die Gewerkschaft Verdi in Berlin zum Spitzengespräch und einigten sich auf das weitere Vorgehen. Die Verhandlungen auf Landesebene sollen nun wieder aufgenommen werden. Kommt es nicht bald zu einer Einigung, drohen sogar verschärfte Streiks. Die wären vor allem für Verbraucherinnen und Verbraucher schmerzhaft spürbar. "Zu Weihnachten kommt die Familie zusammen und will sich etwas gönnen, zum Beispiel einen guten Braten. Der Kunde hat kein Verständnis dafür, wenn der nicht verfügbar ist", sagt Handelsexperte Fassnacht.