Radioaktivität in Tschernobyl gestiegen: Warum Jodtabletten bunkern sinnlos ist
Autor: Io Görz
Tschernobyl, Donnerstag, 03. März 2022
Aktuell fürchten sich viele vor steigender Radioaktivität und fangen an, Jodtabletten zu bunkern. Das Bundesamt für Strahlenschutz erklärt jetzt, warum dies unnötig ist - und sogar gefährlich werden kann.
Im Ukraine-Krieg versuchen russische Truppen Atomkraftwerke in der Ukraine unter ihre Kontrolle zu bringen. Angeblich haben sie die AKWs in Tschernobyl und Saporischschja eingenommen. Medien berichten über gestiegene Radioaktivität in der Nähe von Tschernobyl.
Einige Menschen haben nun aus Angst angefangen, Jobtabletten zu bunkern. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat sich jetzt in einer Pressemeldung zu den Befürchtungen geäußert.
Warum Jodtabletten bunkern sinnlos ist - Bundesamt für Strahlenschutz äußert sich
Aus Sicht des Bundesamts für Strahlenschutz liegen derzeit keine belastbaren Hinweise vor, wonach bei den Kampfhandlungen in der Ukraine radioaktive Stoffe in erhöhtem Maße ausgetreten sind. Das BfS verfolge die Lage aber aufmerksam. Dazu gehört auch die Situation rund um das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja, nachdem russische Truppen nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation (International Atomic Energy Agency, IAEA) das Gebiet rund um das Kraftwerk unter ihre Kontrolle gebracht haben.
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"Seit Beginn des Angriffs russischer Truppen auf die Ukraine am 24. Februar gibt es immer wieder Berichte über Kampfhandlungen im Zusammenhang mit kerntechnischen Anlagen. Aufgrund der Lage sind nur wenige Informationen verfügbar und diese sind schwer zu überprüfen. Radiologische Auswirkungen auf Deutschland sind nach dem Stand der verfügbaren Informationen nicht zu befürchten", teilt das Bundesamt mit. Nach Einschätzung des BfS wären mögliche Konsequenzen in allen beobachteten Fällen vor allem lokaler Natur.
In Deutschland werden in diesem Zusammenhang keine erhöhten Radioaktivitätswerte gemessen oder erwartet.
Selbstmedikation mit hochdosierten Jodtabletten ist gefährlich
Aufgrund der Entfernung zur Ukraine ist nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte. Von einer selbstständigen, unbegründeten Einnahme der Tabletten rät das BfS daher dringend ab. Eine Selbstmedikation mit hochdosierten Jodtabletten birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinen Nutzen.
In Deutschland sind 189,5 Millionen Jodtabletten in den Bundesländern bevorratet, die bei einem Ereignis, bei dem ein Eintrag von radioaktivem Jod in die Luft zu erwarten ist, in den möglicherweise betroffenen Gebieten durch die Katastrophenschutzbehörden verteilt werden.