Quadrell bei RTL: "Was ist schlimmer, Opposition oder Dschungelcamp?"
Autor: Agentur dpa
Berlin, Montag, 17. Februar 2025
Die Viererrunde der Kanzlerkandidaten brachte hitzige Diskussionen über Migration, Wirtschaft und den Ukraine-Krieg. Überraschend war die Einigkeit der Kandidaten bei einem unerwarteten Thema im Wahlkampfformat.
Nach einer streitlustigen Viererrunde der Kanzlerkandidaten von SPD, Grünen, Union und AfD gehen nun alle Parteien in den Schlussspurt zur Bundestagswahl. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz baute im sogenannten Quadrell bei RTL und ntv Brücken zu SPD und Grünen als möglichen Koalitionspartnern und hielt sich beide Optionen ausdrücklich offen. "Bei der FDP habe ich großen Zweifel", fügte Merz hinzu. Eine Zusammenarbeit mit der AfD schloss er abermals aus.
Merz sagte, er sei ziemlich sicher, dass nach der Wahl vernünftige Gespräche möglich seien. "Ich glaube, dass die Sozialdemokraten verstanden haben, dass sie so nicht weitermachen können. Ich glaube, dass die Grünen verstanden haben, dass sie so nicht weitermachen können. Und wir haben einen Plan für dieses Land."
Wer hat das Quadrell gewonnen?
CDU/CSU liegen mit ihrem Kandidaten Merz eine Woche vor der Bundestagswahl in Umfragen deutlich vorn bei um die 30 Prozent. Kanzler Olaf Scholz kommt mit seiner SPD nur auf Werte von 14 bis 16 Prozent. Und auch bei der Viererrunde mit Scholz, Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD) schlug sich Merz einer Forsa-Blitzumfrage zufolge am besten. Von 2.004 befragten Zuschauern sahen 32 Prozent Merz insgesamt vor Scholz mit 25 Prozent. Für Habeck und Weidel entschieden sich jeweils 18 Prozent.
Habeck wurde am sympathischsten eingeschätzt: Das sagten 34 Prozent der Befragten, bei Merz waren es 23, bei Scholz 19 und bei Weidel 17 Prozent. Die Frage, wer das Land am besten führen könne, entschied wiederum Merz mit 42 Prozent für sich. Dahinter lagen Scholz mit 19, Weidel mit 16 und Habeck mit 13 Prozent.
Klar wurde in der Umfrage allerdings auch, dass die Viererrunde keine großen Auswirkungen auf den Wahlausgang haben wird. 84 Prozent der Befragten beantworteten die Frage, ob die Debatte ihre persönliche Wahlentscheidung verändert habe, mit "Nein". Lediglich 10 Prozent sagten "Ja".
Welche neuen Themen wurden besprochen?
Die Viererrunde lieferte auch vor allem die bekannten Standpunkte zu Themen wie Migration, Wirtschaft, Energie und Rente. Scholz und Habeck warfen Union und AfD eine sozial ungerechte Steuerpolitik vor, die nicht gegenfinanziert sei. Habeck sprach gar von "Voodoo-Ökonomie". Merz und Weidel wiederum gaben Scholz und Habeck eine Mitschuld an der Rezession in Deutschland. Klimaschutz kam als Gesprächspunkt praktisch nicht vor in dieser Runde.
Beim Thema Ukraine-Krieg zeigten sich Merz, Scholz und Habeck dann aber in den großen Linien einig: Alle drei wollen das von Russland angegriffene Land weiter unterstützen und verbaten sich die jüngste Einmischung von US-Vizepräsident J.D.Vance in den deutschen Wahlkampf. In beiden Punkten stand AfD-Chefin Weidel mit ihrer Position allein da. Als einzige lobte sie Vance und verlangte: "keine deutschen Waffen mehr in die Ukraine".