Özdemir schießt öffentlich gegen Söder - will "Bürgern erklären, was das richtige Essen ist"
Autor: Daniel Krüger, Agentur dpa
Berlin, Dienstag, 24. Sept. 2024
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat den neuen Ernährungsreport vorgestellt. Mehrfach nahm er sich bei der Pressekonferenz Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) vor. Mit dem Hashtag #soederisst trage dieser zu einer "hohen Aggressivität" bei.
Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland wünschen sich Lebensmittel mit weniger Zucker und einer größeren Transparenz bezüglich der Inhaltsstoffe und Herstellungsverfahren - vor allem aber guten Geschmack. Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium legen Käuferinnen und Käufer mehr Wert auf Tierwohl, Regionalität und das EU-Bio-Siegel als in den vergangenen Jahren. Dies ist das Resultat des neuen Ernährungsreports "Deutschland, wie es isst", den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am Dienstag (24. September 2024) in Berlin präsentierte.
"Das Thema Ernährung ist ja mittlerweile sehr kulturkämpferisch aufgeladen durch den ein oder anderen. Man hat so ein bisschen das Gefühl, die Karnivoren gegen die Veganer", sagte Özdemir. Die Diskussion werde mit einer "hohen Aggressivität" geführt. Dafür machte er explizit auch Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) verantwortlich. Söder sorgt in den sozialen Medien immer wieder mit Bildern von großen Fleischtellern und Sticheleien gegen Veganer für hitzige Debatten.
"Gesellschaft wesentlich entspannter": Özdemir nimmt sich Söder beim Thema Ernährung vor
"Vielleicht haben sie schon von dem Hashtag eines Landespolitikers gehört: Söder isst. Söder isst auch in Zukunft in Bayern, könnte man sagen, nachdem jetzt die Frage geklärt ist, wer Kanzlerkandidat wird für die Union", spottete er. "Ich glaube, dass uns das nicht weiterhilft, wenn Politiker Feldzüge starten, um Bürgern zu erklären, was das richtige und das falsche Essen ist", betonte Özdemir. "Der größte wachsende Bereich ist nicht vegetarisch-vegan, sondern das sind die sogenannten Flexitarier, die einfach entweder temporär Vegetarier sind oder sagen, ich reduziere meinen Fleischkonsum und esse bewusst Fleisch und achte dann vielleicht im Idealfall auch darauf, wo das Fleisch herkommt", sagte Özdemir. "Und das ist ein riesiger Markt."
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Nach Angaben des Ministeriums achten fast doppelt so viele Menschen wie noch 2015 beim Einkauf auf das Tierwohllabel. Mit 39 Prozent kaufen auch deutlich mehr Menschen öfter vegetarische oder vegane Alternativen zu tierischen Produkten. 2020 lag dieser Wert bei 29 Prozent. 75 Prozent meinen, dass es für den Klimaschutz wichtig sei, dass weniger Fleisch konsumiert wird.
Am Ende der Konferenz ließ es sich Özdemir nicht nehmen, nochmal gegen Söder zu schießen. Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen aus Sicht von Özdemir eine klare Veränderung bei den Menschen. "Essen eignet sich nicht für Kulturkampf", so sein Appell an den CSU-Chef. Das Thema Ernährung werde "in der Gesellschaft wesentlich entspannter diskutiert als beim einen oder anderen Funktionär und Politiker. Ich bin ausdrücklich kein Freund davon, dass man den Menschen sagt, was sie essen sollen." Damit reagierte Özdemir auch ungewohnt klar auf einen häufigen Vorwurf des Nürnbergers, die Grünen seien unter anderem beim Thema Ernährung eine Verbotspartei.