Die Kosten für den ÖPNV in Deutschland dürften massiv steigen. Davon geht eine Studie des Bundesverkehrsministeriums aus. Das bedeutet wohl auch: Das Deutschlandticket könnte deutlich teurer werden.
Düstere Aussichten für den Nahverkehr in Deutschland. Laut einer Studie des Bundesverkehrsministeriums dürften die Kosten für Busse und Bahnen bis 2031 ordentlich in die Höhe schießen.
"Um die Gesamtkosten des ÖPNV zu decken ist ein Zuschuss zwischen 20,7 und 31 Milliarden Euro nötig", zitiert das Nachrichtenmagazin Der Spiegel das Papier aus dem Ressort von Minister Volker Wissing (FDP). Dies gilt aber nur, wenn das Deutschlandticket in seiner heutigen Form fortgesetzt würde. Das Ticket kostet derzeit im monatlich kündbaren Abo 49 Euro, wobei damit bundesweit regionale Verkehrsangebote genutzt werden können. Eingeführt wurde es im Mai 2023.
Deutschlandticket als Mehrbelastung? Kostenexplosion befürchtet
Ohne das günstige 49-Euro-Angebot müsste der Bund lediglich 16,6 und 18,3 Milliarden Euro beisteuern, um den ÖPNV am Laufen zu halten. Als Gründe für die gravierende Finanzlücke bei den Verkehrsbetrieben nennt das Ministerium gestiegene Betriebskosten - insbesondere die Energiekosten sowie Lieferengpässe - und den massiven Personalmangel.
Als besonders problematisch bewertet das Bundesverkehrsministerium das Jahr 2025. Dann laufen nämlich die Corona-Hilfen aus, die bis dahin auch den regionalen Verkehrsbetrieben zugutekommen. Dies sei dann "eine markante Bruchkante", heißt es. Um das abzufedern, gibt es laut Wissings Haus zwei Möglichkeiten: Entweder steigen die Preise - und damit auch für das Deutschlandticket - oder aber die Zuschüsse vom Steuerzahler. In jedem Fall wird ab dann ein neues Gesetz nötig, um die Finanzierung des Deutschlandtickets "dauerhaft zu sichern".
Bisher steht die Finanzierung nur bis 2025, danach stehen wohl harte Verhandlungen an. Denn Volker Wissing will von weiteren Mitteln aus dem Bundeshaushalt nichts wissen. "Der Bund hat viel Geld für das Deutschlandticket in die Hand genommen und wir haben auch die Regionalisierungsmittel erhöht", so der FDP-Minister gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Bis 2025 ist festgelegt, dass Bund und Länder das Angebot mit jeweils 1,5 Milliarden Euro bezuschussen. Eventuelle Mehrkosten trägt der Bund.
Mehrkosten beim Deutschlandticket? Wissing sieht Länder in der Pflicht
Sollten die Kosten aus dem Ruder laufen, sieht Wissing zunächst die Länder und die Verkehrsbetriebe in der Pflicht - mit massiven Einsparungen. "Ich empfehle den Ländern, jetzt mutig weiter voranzugehen und den Flickenteppich der Verkehrsverbünde effektiv neu zu ordnen", so der Minister gegenüber dem RND. Vor allem mahnt er zu einer stärkeren Digitalisierung. "Da müssen jetzt Einspareffekte erzielt werden, sodass der ÖPNV besser wird im Angebot und gleichzeitig unnötige Kosten eingespart werden. Wir haben alleine zwei Milliarden Euro Vertriebskosten für ÖPNV-Tickets. Das muss sich ändern"
Dabei scheint das Deutschlandticket eine Erfolgsgeschichte zu sein. Bisher nutzen es rund elf Millionen Menschen deutschlandweit. Der Fahrgastverband ProBahn rechnet laut der ARD aber damit, dass der Preis für die Monatskarte schon bald auf 59 oder 69 Euro im Monat steigen dürfte. In den Augen des ökologischen Verkehrsklub VCD wäre das eine Katastrophe, weshalb er gemeinsam mit der Initiative Campact eine Petition unter dem Schlagwort "49-Euro-Ticket muss bleiben – und bezahlbar für alle werden!" gestartet hat. Bisher haben diese laut eigenen Angaben rund 200.000 Menschen unterzeichnet.