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Neuer Personalausweis mit zwei Fingerabdrücken: Das müssen Sie wissen


Autor: Tobias Utz

Brüssel, Samstag, 06. April 2019

Künftig müssen die Bürger der Europäischen Union zwei Fingerabdrücke auf ihrem Personalausweis hinterlegen. Grund dafür, ist die Sicherheitslage. Das ruft Kritik auf den Plan.
Das EU-Parlament hat Bestimmungen zu den Personalausweisen aller EU-Bürger beschlossen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa


Neuer Personalausweis wird bald Pflicht: Alles Wichtige im Überblick

  • Das Europäische Parlament hat am Donnerstag (4. April 2019) neue Sicherheitsvorschriften für Personalausweise in der EU beschlossen.
  • Laut Beschluss müssen EU-Bürger bald Ausweise besitzen, die durch zwei Fingerabdrücke ergänzt werden.
  • Grund für die neue Regelung ist die Bekämpfung von Ausweismissbrauch und Kriminalität allgemein.

Die neuen Regelungen bezüglich der Personalausweise aller EU-Bürger betreffen alle 28 Mitgliedsstaaten. In Deutschland waren Ausweise bisher durch ein biometrisches Passbild gesichert. Ein Fingerabdruck war bisher freiwillig - das ändert sich durch den Beschluss des Parlamentes. Bei Reisepässen besteht seit 2007 eine Fingerabdruckspflicht.

Mit der neuen Regelung werden die Personalausweise auch optisch vereinheitlicht: Das Kreditkartenformat wird somit zum Standard. Auf dem neuen Ausweis befindet sich ein Chip, der beide Fingerabdrücke speichert.

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Die derzeit noch gültigen Personalausweise müssen nicht umgetauscht werden: Es reicht aus, nach Ablauf des Ausweises einen Neuen zu beantragen, der automatisch nach der neuen Norm gestaltet ist. Es besteht eine zehnjährige Übergangsfrist, die Personalausweise zu erneuern.

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Daten: Sind meine zusätzlichen Angaben sicher?

Der zusätzliche Fingerabdruck wirft die Frage auf, in wie weit sich die Datensicherheit für EU-Bürger verändert. Die Behörden sind laut den neuesten Regelungen dazu verpflichtet, die gespeicherten Daten nach spätestens 90 Tagen wieder zu löschen.

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Die Hacker-Vereinigung "Chaos Computer Club" kritisiert hingegen die Strategie der Behörden. Fingerabdruck-Sensoren an Smartphones lassen sich beispielsweise einfach umgehen, so der "CCC". Auch Sven Giegold, EU-Abgeordneter der Grünen, kritisiert die Vorgehensweise: "Fingerabdrücke in Ausweisdokumenten sind ein Placebo, das Sicherheit vorgaukelt", sagte der 49-Jährige gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Identitätsdiebstahl sei keine um sich greifende Gefahr. Die aktuellen Ausweise seien ausreichend schützend, so Giegold.

Die Europäischen Grünen gehen sogar einen Schritt weiter: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) habe durch Themenanstöße eine neue Sammelquelle an Daten für die Behörden aufgetan. Diese wäre demnach als nationales Gesetz in Deutschland schwer durchsetzbar gewesen - nun gibt es sie auf EU-Ebene. Dieser Vorstoß ähnelt einem Gesetzesvorhaben, welches zuletzt durch die ARD öffentlich gemacht wurde: Demnach plant das Innenministerium die Befugnisse der Sicherheitsbehörden drastisch aufzustocken. Konkret geht es dabei um die Änderung des Verfassungsschutzgesetzes, wovon vor allem der Bundesnachrichtendienst (BND) und der Verfassungsschutz profitieren würde. Motiv des Gesetzesvorhabens ist, Terrorismus im Inland stärker überwachen zu können. Sicherheitsbehörden hatten den begrenzten Spielraum in Deutschland seit längerer Zeit angeprangert. Der aktuelle Beschluss zu den neuen Personalausweise erscheint , im Zuge dieser Debatte, die selbe Intention zu verfolgen.

FDP fordert Personalausweis auf dem Smartphone

Wie die Deutsche-Presse-Agentur berichtet fordert die FDP statt der angestrebten Reform bei der Onlinefunktion des elektronischen Personalausweises eine komplette Übertragung des Dokuments auf das Handy. Das geht aus einem Antrag der Fraktion hervor, der am Donnerstag in den Bundestag eingebracht wird und dem Berliner Tagesspiegel vorliegt. Darin heißt es: "Der Personalausweis muss auf das Smartphone oder andere sichere Speicherorte übertragbar sein, um als sicheres, nutzerfreundliches Grundelement der digitalen Identifikation, auch ohne zusätzliche Hardware, dienen zu können."

Laut dpa will die FDP dafür in einem "Smart Perso" ein sogenanntes "Wallet" für amtliche Urkunden und Dokumente einführen. Es soll sämtliche Berechtigungskarten und Identitätsnachweise auf dem Smartphone zusammenführen. Die Daten des Personalausweises können dann auf Wunsch mit dem Führerschein, Bildungsabschlüssen und weiteren privaten Zertifikaten erweitert werden. Die FDP geht von Investitionen von einmalig fünf bis 20 Millionen Euro aus - ohne Schulungen für Behördenmitarbeiter. Bislang ist es in Deutschland nur möglich, Behördengänge im Internet durch einen Personalausweis mit Chipkartenfunktion zu erledigen. Dafür wird auch ein spezielles Lesegerät benötigt.

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