Nach Habeck: Auch Baerbock trifft Zukunftsentscheidung "aus persönlichen Gründen"
Autor: Agentur dpa
Berlin, Mittwoch, 05. März 2025
Nach Robert Habeck hat nun auch Annalena Baerbock eine Entscheidung über ihre Zukunft getroffen. Für die Grünen bedeutet das einen harten Einschnitt.
Annalena Baerbock möchte aus persönlichen Gründen keine Führungsrolle in der Grünen-Bundestagsfraktion einnehmen. Das geht aus einem Schreiben an die Fraktion und den Grünen-Landesverband Brandenburg hervor. Darüber berichtet der "Spiegel", der Brief liegt auch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor. Baerbock war als neue Co-Fraktionschefin gehandelt worden. "Nach Jahren auf Highspeed" habe sie ein paar Tage nachdenken wollen, "was dieser Moment für meine Familie und mich bedeutet", so Baerbock.
Seit 2008 habe sie bei den Grünen politische Verantwortung getragen, schreibt die 44-jährige Baerbock. "In all dieser Zeit habe ich immer alles gegeben." Und weiter: "Zugleich hatten diese intensiven Jahre auch einen privaten Preis. Daher habe ich mich aus persönlichen Gründen entschieden, erst einmal einen Schritt aus dem grellen Scheinwerferlicht zu machen und mich für kein führendes Amt in der Bundestagsfraktion zu bewerben." Ihren Sitz im Bundestag hat Baerbock bereits angenommen. Beim Parteivorstand steht keine Wahl an. Baerbock betont: "Auch wenn die Rollen sich ändern, ist dies kein Abschied."
Zukunftsentscheidung bei den Grünen: Baerbock will keine Führungsrolle mehr
Im November hatten Baerbock und ihr Ehemann Daniel Holefleisch ihre Trennung bekanntgegeben. Für die beiden Töchter, die heute 9 und 13 Jahre alt sind, möchten beide weiter gemeinsam sorgen. Auch im gemeinsamen Zuhause in Potsdam wollte die Familie weiter wohnen.
Derzeit ist Baerbock Außenministerin in der scheidenden rot-grünen Minderheitsregierung - ein Amt, das sie sehr gerne behalten hätte. Noch am Wahlabend war sie als wahrscheinliche neue Grünen-Fraktionschefin gehandelt worden, neben der amtierenden Katharina Dröge vom linken Flügel. Nun dürften Dröge und ihre Co-Vorsitzende Britta Haßelmann, die gerade erst kommissarisch im Amt bestätigt wurden, die Fraktion gemeinsam weiter führen. Beide stehen Baerbock nahe. "Mit zwei starken Frauen an ihrer Spitze beginnt jetzt ein neues Kapitel für unsere Fraktion", schreibt sie.
In einer über mehrere Jahre geführten Interview-Serie, die das "Zeit"-Magazin im Januar veröffentlichte, schilderte Baerbock die Belastungen, die das Amt als Außenministerin für ihre Familie mit den beiden Töchtern bedeutete. Im Juli 2023 berichtete sie, ihre Kinder hätten zwischendurch auch Sicherheitsschutz benötigt. Sie habe sich gefragt: "Wie viel kann ich meiner Familie zumuten?"
Außenministerin überraschend ehrlich: "Wie viel kann ich meiner Familie zumuten?"
Im September schilderte Baerbock dem "Zeit"-Magazin einen Vorfall mit einem Stalker, den eine ihrer Töchter miterleben musste. "Und natürlich schwirrt da wieder die Sorge, dass richtig was kaputtgeht oder schon kaputtgegangen ist", sagte sie damals.
Bereits am Tag nach der Bundestagswahl hatte Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck seinen Rückzug aus der ersten Reihe angekündigt. Baerbock, die ihn als Spitzenkandidatin unterstützt hatte, ließ sich mehr Zeit. Mit Habeck als Co-Parteichef hatte Baerbock die Partei zwischen 2018 und 2022 breiter aufgestellt: Die Grünen sollten zu einer Art Volkspartei mit mehreren möglichen Koalitionspartnern werden.