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Nach 170-jährigem Bestehen: Deutsches Traditionsunternehmen ist insolvent


Autor: Melina Mark

Deutschland, Mittwoch, 19. Oktober 2022

Ein deutsches Traditionsunternehmen, welches inzwischen in der fünften Generation von der gleichen Familie geführt wird, hat Insolvenz beantragen müssen. Die Geschäftsführung sucht nun nach neuen Investoren, die das Fortbestehen sichern.
Das Unternehmen sucht nach neuen Investoren.


Kappus, das 1848 gegründete Seifenunternehmen, stellte am 30. September 2022 beim Freiburger Amtsgericht einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Bis Ende des Jahres seien Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden gesichert, doch wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Das Unternehmen aus Baden-Württemberg teilte mit, dass man sich selbst sanieren wolle und auf Investoren-Suche sei.

Kappus stellt Fest- und Flüssigseifen her, die zum Teil vegan sind. Das Unternehmen produziert jährlich mehr als 260 Millionen Stück Seife und ist an drei Standorten in Deutschland vertreten. Die Seifen werden weltweit in 30 verschiedene Länder exportiert.

Teuerungen führen zu Insolvenzverfahren: Geschäftsleitung zeigt sich dennoch nicht entmutigt

Laut Heidelberg24 berichtet das Unternehmen von gestiegenen Kosten für Material, Personal und Logistik. Auch von Versorgungsengpässen bleibt die Branche nicht verschont. Im Sommer 2022 seien die Kosten für Rohstoffe und Energie ebenfalls sprunghaft angestiegen und konnten nur teilweise und zeitversetzt an die Kunden weitergereicht werden. Laut der badischen Zeitung sei die Auftragslage allerdings gut.

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Geschäftsführer Axel Buchholz hat bereits einen Plan erarbeitet, der zur Sanierung und Wettbewerbsfähigkeit von Kappus beitragen könne. Auch der Generalbevollmächtigte, Philipp Grub, legt eine positive Sicht auf die Dinge an den Tag. Grub ist Rechtsanwalt und Sanierungsexperte und in der Kanzlei Grub Brugger tätig. Er unterstützt Kappus in puncto Neuaufstellung. Grub teilte mit, dass der Geschäftsbetrieb im Unternehmen uneingeschränkt weiterlaufen würde.

"Es gab bereits Kontakte zu ernsthaften Investoren, über deren Einstieg allerdings zunächst keine Einigung erzielt werden konnte. Die Gespräche mit den Investoren werden nun aber mit Nachdruck wieder aufgenommen, um eine rasche Investorenlösung zu ermöglichen", erklärt Hans Konrad Schenk, Anwalt der Firma.

Kappus war bereits 2018 insolvent

Sollten neue Geldgeber gefunden werden, wäre es nicht das erste Mal, dass der Traditionsbetrieb insolvent gegangen ist. Bereits 2018 hatte der Seifenhersteller einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung anmelden müssen. Ein hoher Preisdruck und gestiegene Produktionskosten waren schon damals Anlass für die finanzielle Schieflage gewesen. Der Kappus-Stammsitz in Offenbach ist im Zuge dieses Insolvenzverfahrens geschlossen worden.

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