Die Beschäftigten der Meyer Werft haben in den vergangenen Jahren viel einstecken müssen. Nun hat die Geschäftsleitung neue Aufträge gewonnen – für zehn Jahre ist die Arbeit in Papenburg gesichert.
Kurz vor Weihnachten kommt eine gute Nachricht für Tausende Beschäftigte im Schiffbau: Die Schweizer Kreuzfahrtreederei MSC Cruises vergibt einen Großauftrag von bis zu zehn Milliarden Euro an die Meyer Werft. Das schaffe eine langfristige Perspektive an den Standorten im emsländischen Papenburg und in Rostock-Warnemünde, sagte Werftsanierer Ralf Schmitz bei der Vorstellung des Deals in Berlin.
Was umfasst der Auftrag?
Konkret geht es um vier Kreuzfahrtschiffe bis 2033 sowie optional zwei weitere bis 2035, wie Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche sagte. «Dieser Auftrag sichert die Auslastung der Werft bis weit ins nächste Jahrzehnt, bis einschließlich 2036», sagte die CDU-Politikerin. Unterzeichnet wurde bisher eine Absichtserklärung, bis zum endgültigen Vertrag mit sämtlichen Schiffsdetails wird es Schmitz zufolge noch ein bis zwei Quartale dauern.
Welche Bedeutung hat der Auftrag für die Werft?
Mit dem Auftrag endet fürs Erste eine Zeit der jahrelangen Unsicherheit in Papenburg, denn das mehr als 200 Jahre alte Unternehmen stand im vergangenen Jahr kurz vor der Pleite. Erst der Einstieg von Bund und Land Niedersachsen, die jeweils 40 Prozent der Anteile übernahmen und dafür insgesamt 400 Millionen Euro aufbrachten, sicherte das Überleben. Zudem gewährleisteten sie einen Kreditrahmen von 2,6 Milliarden Euro.
Erstmals seit vielen Jahren könnten die Beschäftigten jetzt sorgenfrei in die Weihnachtspause gehen, sagte Sanierer Schmitz: «Das wurde Zeit und ist ein gutes Zeichen.» Bundesministerin Reiche sprach von einem «Vertrag zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit».
Soll die Werft auf Dauer in staatlicher Hand bleiben?
Nein. «Das Ziel ist, die Werft so zu stabilisieren, dass sie an den Markt entlassen werden kann», sagte Reiche. Die Sanierungsarbeiten seien zwar schon weit fortgeschritten und das Unternehmen auf dem Weg zur wirtschaftlichen Stabilität. Die Restrukturierung der zuletzt defizitär arbeitenden Werftengruppe solle aber zunächst umgesetzt werden, denn die Meyer Werft sei zentral für die maritime Wirtschaft in Deutschland und wichtig für Fort- und Ausbildung sowie Forschung.
Wie weit ist die Sanierung vorangeschritten?
Im vergangenen Jahr stand das Unternehmen kurz vor der Insolvenz und schrieb seit Längerem schon rote Zahlen. Die Ursachen lagen unter anderem in Nachwirkungen der Corona-Zeit und dem Ukraine-Krieg: Drastisch gestiegene Energie- und Rohstoffkosten belasteten das Unternehmen, aber Preisanpassungen für die Schiffe waren in den Verträgen nicht vorgesehen.
Inzwischen sei die Wettbewerbsfähigkeit wieder hergestellt, sagte der niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies (SPD). Es benötige aber auch Zeit, dass sich diese Lage stabilisiere: «Wir reden von einem Sanierungszeitraum, der zunächst bis Ende 2028 geht.»