Annullierte Flüge, verspätete Züge, verlorenes Gepäck: Mit dem wachsenden Reiseaufkommen nehmen auch die Probleme im Verkehrsalltag wieder zu. Die Schlichtungsstelle hat es 2023 bemerkt.
Nicht immer läuft auf Reisen alles glatt - beim Streit um Erstattung können sich Passagiere und Fahrgäste an die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) wenden. Rund 39.700 Betroffene haben das im vergangenen Jahr getan, wie die SÖP mitteilte. Damit gingen bei der Stelle knapp ein Drittel mehr Anträge ein als im Jahr davor - und fast so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2020 mit damals mehr als 41.000 Beschwerden. In diesem Jahr könnte sich die Zahl der Fälle auf hohem Niveau einpendeln.
Die meisten Anträge betrafen den Flugverkehr
Ein Großteil der Anträge, rund 84 Prozent, bezog sich wie üblich auf den Luftverkehr. Hier ging es laut SÖP vor allem um annullierte oder nicht angetretene Reisen, um Flugverspätungen oder um verlorene, verspätete oder beschädigte Gepäckstücke. Rund 14 Prozent aller Schlichtungsanträge bezogen sich wiederum auf die Bahn. Hier drehten sich die Konflikte vor allem um Zugausfälle und Verspätungen. «Neu hinzu kamen Schlichtungsanträge im Kontext des Deutschlandtickets», teilte die SÖP weiter mit.
Ausschlaggebend für den deutlichen Anstieg im vergangenen Jahr waren der SÖP zufolge vor allem die chaotischen Zustände an deutschen Flughäfen im Jahr 2022. Vor allem personelle Engpässe führten im damaligen Sommer angesichts des wieder anziehenden Passagierverkehrs zu zahlreichen Flugausfällen und Verspätungen.
Diese Probleme machten sich bei der Schlichtungsstelle auch im ersten Halbjahr 2023 bemerkbar, weil es in der Regel einige Wochen dauert, bis sich betroffene Reisende per Antrag melden. Vor allem in den Monaten bis einschließlich Juli gingen meist doppelt so viele Schlichtungsanträge bei der SÖP ein wie noch im Jahr davor. Auch in der zweiten Jahreshälfte blieben die Zahlen hoch, erreichten aber nicht mehr das Niveau des Vorjahreszeitraums.
Jede dritte Forderung sofort anerkannt
In rund 85 Prozent der Fälle konnte eine Einigung im Sinne der Reisenden erzielt werden. «Viele Unternehmen zeigten sich im vergangenen Jahr besonders kulant», hieß es. «Mehr als jede dritte Forderung wurde sofort anerkannt, so dass die Streitigkeiten häufig binnen weniger Wochen beigelegt werden konnten.»
Auch bei der Bahn lief im vergangenen Jahr nicht alles rund. Auffällig ist, dass sich der Anteil der Anträge mit Bahnbezug bei der SÖP von 12 Prozent im Jahr 2022 auf 14 Prozent im vergangenen Jahr gesteigert hat. Umgerechnet hat sich die Zahl der Bahn-Streitfälle damit von rund 3600 auf mehr als 5500 erhöht. Die SÖP verweist auf neue Fälle aufgrund des Deutschlandtickets. Genauere Analysen dazu will sie im Jahresbericht Ende März veröffentlichen.
Schlechte Aussichten für 2024
Nicht nur im Regional-, sondern auch im Fernverkehr gab es viele Probleme. Allein im November kam fast jeder zweite Fernzug zu spät ans Ziel. Nahezu jeder dritte Fahrgast war von Verspätungen betroffen. Hauptgrund für die hohe Unzuverlässigkeit auf der Schiene ist der schlechte Zustand der Infrastruktur. Hinzu kamen 2023 insgesamt vier Warnstreiks aufgrund verschiedener Tarifauseinandersetzungen bei der Bahn.