Viele haben nur Renten von einigen Hundert Euro. Doch den Betroffenen droht damit nicht unbedingt Armut. Auch bei künftigen Milliardenkosten will die Rentenversicherung von Alarmismus nichts wissen.
Jede und jeder Zehnte in Deutschland bekommt eine Bruttorente unterhalb von 300 Euro im Monat. Darauf machte Renten-Präsidentin Gundula Roßbach bei einer Veranstaltung in Würzburg aufmerksam. 12 Prozent erhalten zwischen 300 und 600 Euro und rund 13 Prozent zwischen 600 und 900 Euro. Doch kleine Renten bedeuten nicht unbedingt Armutsgefährdung, wie Roßbach erläuterte. Zudem stellte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund mit Blick auf Milliardenkosten durch die geplante schwarz-rote Rentenreform fest: «Wir erleben keine Kostenexplosion in der Rentenversicherung.»
Wie hoch die Renten im Schnitt liegen
International betrachtet sei Deutschland «nicht überproportional großzügig, was die Alterssicherung anbelangt», sagte Roßbach. Im Vergleich der OECD-Industriestaaten liege Deutschland hier unterdurchschnittlich. Die Bruttorente liegt nach aktuellen Zahlen der Rentenversicherung von Ende 2024 bei Männern bei knapp 1.580 Euro, bei Frauen bei mehr als 1.070 Euro. Nach «einem erfüllten Erwerbsleben» mit mindestens 35 Versicherungsjahren liege sie jeweils rund 400 Euro darüber, betonte Roßbach.
Hinter kleinen Renten stecken vor allem kurze Versicherungszeiten - sei es durch Zeiten mit Arbeitslosigkeit, Kindererziehung oder Wechsel in Selbstständigkeit. Auch Beamtinnen und Beamte hätten zusätzlich zu ihrer Pension oft kleine Renten von einer anfänglichen anderen Beschäftigung.
Kleine Rente - großes Gesamteinkommen
Bei Paaren sieht man den möglichen Unterschied zwischen Rente und Haushaltseinkommen deutlich: Vier Prozent von ihnen haben laut Roßbach eine Rente unter 500 Euro. Diese Paare verfügen aber mit im Schnitt mehr als 5.300 Euro brutto über das größte Gesamteinkommen, wie die Rentenpräsidentin hervorhob.
Geringe Renten seien also «keineswegs ein ausreichendes Indiz» für geringe Haushaltseinkommen. Auch sei nicht erkennbar, ob jemand etwa freiwillig und vergleichsweise gut entlohnt Teilzeit gearbeitet habe oder in einem Vollzeitjob zu geringem Lohn feststeckte.
«Keine Kostenexplosion in der Rentenversicherung»
In der Debatte um die künftigen Mehrkosten für die Rente demonstrierte die Rentenpräsidentin Gelassenheit. «Wir erleben keine Kostenexplosion in der Rentenversicherung, wir haben eine stetige Entwicklung.» Ausdrücklich nicht teilen wollte Roßbach dramatische Warnungen vor den Milliardenkosten durch das geplante Rentenpaket der Regierung, das im Dezember im Bundestag verabschiedet werden soll. «Das summiert sich im Verlauf auf», sagte Roßbach. Prozentual gesehen handele es sich aber um eine stetige Entwicklung.
Seit Jahrzehnten bewege sich die demografische Entwicklung in Deutschland auf einem bestimmten Pfad. Hintergrund ist der massenhafte Übertritt der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge in die Rente. Roßbach sagte, es sei lange absehbar, dass die Absicherung teurer werde, weil es mehr Rentnerinnen und Rentner gebe. Im Umlagesystem Rente gebe es aber «keinen Kollaps, sondern Entwicklungen».