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Bürgergeld: Lohnt sich Arbeit überhaupt? Ifo-Institut räumt mit Mythos auf


Autor: Agentur dpa

München, Donnerstag, 18. Januar 2024

Was lohnt sich mehr: Bürgergeld oder Arbeit? Seit Einführung der Sozialleistung gibt es Kritik. Nun hat das Ifo-Institut eine eindeutige Rechnung dazu vorgelegt - die aber einen klitzekleinen Haken hat.


Nun ist es wissenschaftlich belegt: Das Ifo-Institut widerspricht der weit verbreiteten Einschätzung, dass sich Arbeit in Deutschland wegen des Bürgergelds nicht mehr lohne. "Arbeit führt in Deutschland immer zu höheren Einkommen als Nichtstun", erklärte das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Mittwoch.

Nach den Berechnungen der Wissenschaftler ist die Voraussetzung aber, dass Geringverdiener auch die Möglichkeit der Aufstockung ihres Einkommens durch zusätzliche Sozialleistungen beantragen. Ohne Geld vom Staat kann demnach unter Umständen das reine Arbeitseinkommen tatsächlich niedriger sein als das Bürgergeld. Das Institut hatte sich zuletzt auch sehr deutlich zuSparmaßnahmen bei der Rente geäußert. 

Mehr Geld durch Arbeit als mit Bürgergeld - doch nur unter einer Bedingung

"Die von manchen Politikern aufgestellte Behauptung, wer nur Sozialleistungen beziehe, bekomme netto mehr als ein Geringverdiener, ist schlicht falsch", sagte Andreas Peichl, Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.

Die Rechenbeispiele des Instituts: Ein Alleinstehender in einer Stadt mit mittlerem Mietniveau wie Dresden kann demnach bei 1000 Euro Bruttoverdienst mithilfe zusätzlicher Sozialleistungen im Monat auf 891 Euro netto nach Abzug von Miet- und Heizkosten kommen. Wer nicht arbeite und nur Sozialleistungen bekomme, habe 563 Euro Bürgergeld.

"Nur wenn ein Alleinstehender mit 1000 Euro Brutto-Einkommen keinerlei Sozialleistungen beantragt, die er erhalten kann, dann landet er bei 357 Euro netto", sagte Ökonom Manuel Pannier.

Bei 2000 Euro brutto kann ein Alleinstehender laut Ifo mit Sozialleistungen auf netto 1020 Euro im Monat kommen, ohne Sozialleistungen wären es 965 Euro. Beide Beiträge seien wesentlich höher als das Bürgergeld von 563 Euro.

Ist das Bürgergeld zu hoch und die Kontrollen zu lasch? Seit Einführung gab es Kritik an der Sozialleistung - und seit Januar gelten tatsächlich strengere Regeln.