Die Suche nach einem vermeintlichen Raubtier südlich von Berlin machte seit vergangenem Donnerstag bundesweit und international Schlagzeilen. Nach einer ersten Einschätzung von gesichteten Videobildern war die Polizei zunächst davon ausgegangen, dass wahrscheinlich eine Löwin im Wald frei herumläuft. Am Freitagnachmittag gab es Entwarnung. Experten hatten nach Auswertung der Videobilder erklärt, dass es sich höchstwahrscheinlich um ein Wildschwein handele.
Update vom 22.07.2023, 18 Uhr: Haar- und Kotproben von "Löwin" - Laborergebnisse am Montag erwartet
Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) hat den Großeinsatz der Polizei bei der Suche nach einer mutmaßlichen Löwin in Kleinmachnow südlich von Berlin verteidigt. "Die Sicherheit der Bevölkerung hat oberste Priorität", sagte Stübgen der Deutschen Presse-Agentur. "Nach den ersten Hinweisen konnte nicht ausgeschlossen werden, dass wir es mit einem Raubtier zu tun haben - und es wäre auch nicht das erste gefährliche Tier gewesen, das in unserer Region ausgerissen ist." Die Maßnahmen seien daher "absolut angemessen" gewesen. Die Suche war am Donnerstag nach dem Video eines Zeugen begonnen worden, auf dem nach erster Einschätzung der Polizei eine Löwin zu sehen war. Am Freitagmittag wurde der Einsatz abgebrochen, nachdem Experten nach Analysen des Videos erklärt hatten, dass es sich höchstwahrscheinlich nicht um eine Löwin, sondern um ein Wildschwein gehandelt habe. Nach Angaben des Bürgermeisters Michael Grubert (SPD) und der Polizei fanden sich keine Hinweise auf eine Löwin. Die Behörden sahen keine akute Gefahr mehr und hoben eine Warnung auf.
Analysen von Spuren, die bei dem Sucheinsatz gefunden wurden, sollten weitere Klarheit bringen. Doch Ergebnisse gab es am Wochenende nicht: "Die Laboranalyse der an der ersten Sichtungsstelle gesicherten Haar- und Kotproben ist leider noch nicht abgeschlossen, wie am heutigen Vormittag vom zuständigen Veterinäramt zu erfahren war", teilte Stadtsprecherin Martina Bellack am Samstag mit. "Ergebnisse sind leider erst am Montag zu erwarten." Unterdessen zweifelte die Potsdamer Tierärztin Michaela Ebeling an der Einschätzung von Experten zum gesichteten Tier. "Wenn man das Video, wie die Behörden, als echt einstuft, sieht man: Das Tier darin hat einen kurzen runden Kopf und runde Ohren – wie der Kopf einer Raubkatze", sagte Ebeling der Märkischen Allgemeinen. "Wildschweine haben einen langen Kopf mit kurzen spitzen Ohren. Das wäre schon ein sehr mutiertes Wildschwein." Nach Einschätzung von Ebeling werden erst die nächsten Tage Klarheit bringen.
Aussagen zu den Kosten könnten vor einer Auswertung des Großeinsatzes nicht gemacht werden, teilte der Sprecher des Innenministeriums, Martin Burmeister, mit. Der Vize-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Heiko Teggatz, hatte in der Bild-Zeitung die Kosten kritisiert. "Bei diesem Einsatz handelt es sich zweifelsfrei um die teuerste Safari, die es in Deutschlands Wäldern je gegeben hat", sagte er der Zeitung. Ein solcher Einsatz mit Hubschraubern, Drohnen und mehreren Hundert Einsatzkräften koste den Steuerzahler schnell mehrere 100 000 Euro. Die Polizei blieb am Wochenende in Kleinmachnow mit mehr Beamten präsent - "um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken", wie ein Polizeisprecher sagte. Zuvor hatte es im Raum Kleinmachnow in Brandenburg und im Süden Berlins gesucht.
Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ein Wildtier in der Region flieht: So war im Juli 2016 ein Löwenpaar durch eine offene Gehegetür im Wildpark Johannismühle (Brandenburg) entkommen. Es erkundete aber nur den umzäunten Außenbereich. Nach zwei Stunden konnte eine Tierärztin mit einem Betäubungsgewehr den Ausflug beenden. Im März 2011 attackierte in Neuruppin eine Zirkus-Löwin bei einer Vorstellung den Zirkusdirektor vor den Augen des Publikums und floh. Polizeibeamte erschossen sie nach einer halben Stunde in einer Gartenkolonie nahe einem Wohngebiet. Und im Oktober 2002 entkam die Tigerdame Dava bei einem Gastspiel eines Zirkus in Potsdam aus ihrem Käfig und streifte durch den Stadtteil Babelsberg. Im Babelsberger Park konnte ein Veterinär die Tigerdame mit einem Pfeil aus einem Blasrohr betäuben und einfangen.
In ausländischen Zeitungen sorgte die abgeblasene Löwenjagd für spöttische Kommentare: "Bedröppelt blasen die Deutschen die Jagd auf die Bestie von Berlin ab, nachdem sie zugegeben haben, dass es sich NICHT um eine Löwin handelt", schrieb die Daily Mail. Die französische Libération bemerkte mit einem Augenzwinkern: "Die Bürger von Kleinmachnow können ihre Dackel wieder hervorholen. Es besteht keine Gefahr mehr, dass die Löwin, die von Donnerstag bis Freitag 30 Stunden lang von über 300 Polizisten gesucht wurde, ihr Haustier frisst." Und die NBC News in den USA brachten die überraschende Wende bei der Raubtierjagd auf den Punkt: "Eine großangelegte Polizeiaktion zur Suche nach einem entlaufenen Löwen nahe Berlin - an der Wärmebildkameras, Hubschrauber, Tierärzte und schwer bewaffnete Jäger beteiligt waren - ist am Freitag auf ein Problem gestoßen: Es gibt gar keinen Löwen."
Update vom 21.07.2023, 14.40 Uhr: Wohl doch keine Löwin in Kleinmachnow - aber was ist es dann?
Die gesuchte Löwin ist wohl ein Wildschwein: Die Gemeinde Kleinmachnow und die Brandenburger Polizei gehen nicht mehr davon aus, dass eine Löwin oder ein anderes Raubtier in Berlin oder Brandenburg unterwegs ist. Es gebe keine Gefährdungslage mehr, sagte der Bürgermeister der brandenburgische Gemeinde, Michael Grubert (SPD), am Freitag bei einer Pressekonferenz.
Die Polizei bestätigte diese Einschätzung. Sämtliche Suchmaßnahmen hätten keine Hinweise ergeben. Auch eine Analyse des weithin bekannten Videos habe ergeben, dass darauf wohl keine Löwin zu sehen sei - sondern wahrscheinlich ein Wildschwein. "Nach allem menschlichen Ermessen gehen wir davon aus, dass es keine Löwin ist", sagte Grubert.
Bereits zuvor hatten sich die Zweifel an der Löwen-Theorie gehäuft. Mehrere Experten hatten ihre Skepsis geäußert, etwa der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlert. Er sagte dem RBB-Inforadio, dass er auf dem Video lediglich zwei Wildschweine von links nach rechts laufen sehe.
Die Suche nach dem möglichen Raubtier nahe der südwestlichen Stadtgrenze Berlins begann in der Nacht auf Donnerstag. Ausgelöst wurde sie durch ein Video, auf dem eine Löwin vermutet wurde. Der Videoschnipsel machte am Donnerstag die Runde durch die sozialen Netzwerke. Die Ermittlungsbehörden schätzten das Video als echt ein. Polizisten gaben nach Angaben einer Behördensprecherin an, ebenfalls ein Wildtier "gesichert" gesehen zu haben.
An der Suche beteiligt waren neben Dutzenden Polizisten auch Veterinärmediziner und der Berliner Stadtjäger. Erneute vermeintliche Sichtungen des gesuchten Raubtiers und Hinweise aus der Bevölkerung erwiesen sich aber als falsch. "Es gibt nicht einen Hinweis, der zu irgendeiner Annahme geführt hat, es könnte sich um eine Löwin handeln oder eine Wildkatze, eine große", sagte Grubert.
Zu Beginn der Suche hieß es noch, die Löwin sei gesehen worden, wie sie ein Wildschwein erlegte. Doch auch die Überreste dieses Tiers konnten nicht gefunden werden. "Ich jage zufällig in der Region selbst und ich weiß, dass die Jäger dort sehr gute Hunde haben. Es ist völlig undenkbar, dass die Hunde nichts gefunden haben, wenn dort tatsächlich ein Wildschwein zerlegt wurde", sagte Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie in Berlin, dazu am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn dort eine Löwin ein Wildschwein zerkaut hätte, dann hätten die Hunde etwas gefunden."
Trotz der vielen offenen Fragen bei der Geschichte hielt Gruber den Suchaufwand für gerechtfertigt. "Die Maßnahmen sind angesichts des begründeten Anfangsverdachts begründet. Man muss den Aufwand treiben", sagte der FU-Experte. Im Wald waren am Freitag Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzschilden unterwegs.
Update vom 21.07.2023, 06.45 Uhr: Suche nach Raubkatze geht weiter - Verstärkung rückt an
Die Suche nach einer freilaufenden Raubkatze in Berlin und Brandenburg soll am Freitag intensiviert werden. Professionelle Tierspurensucher werden den Wald durchforsten, wie der Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grubert (SPD), im RBB ankündigte. Unter anderem in seiner Gemeinde soll das Tier - mutmaßlich eine Löwin - gesichtet worden sein. "Es kann nicht tagelang so weiter gehen", sagte Grubert mit Blick auf den Großeinsatz der Polizei.
Auch in der Nacht zum Freitag hatte die Polizei in Brandenburg und Berlin weiter gesucht. Im Süden der Hauptstadt seien etwa 220 Polizistinnen und Polizisten in dem Bereich im Einsatz, wo es mögliche Sichtungen gab, sagte eine Sprecherin der Berliner Polizei am Donnerstagabend. Beteiligt an der Suche seien Veterinärmediziner und der Stadtjäger. Es sollten Nachtsichtgeräte und eine Nachtsichtdrohne eingesetzt werden. Der Einsatz konzentrierte sich auf den Bereich Zehlendorf, wo das Tier möglicherweise gesehen wurde.
"Wir beobachten die Wälder, wir gehen aber nicht mehr in sie hinein", sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht. "Unsere Kollegen bleiben in der Nacht weiter vor Ort im Einsatz und setzen morgen früh die Suche fort", twitterte die Berliner Polizei kurz vor Mitternacht. Rund 70 Einsatzkräfte sicherten weiterhin das betroffene Gebiet. Bei Tageslicht sollten dann auch wieder Drohnen für die Suche eingesetzt werden, hieß es.
Parallel dazu setzte auch die Polizei in Brandenburg in der Nacht ihre Suche fort. In der Nacht seien mehrere Gruppen unterwegs, sagte ein Polizeisprecher am Abend. "Wir gehen jedem Hinweis nach." Am Tag waren laut Polizei mehr als 100 Beamtinnen und Beamten im Einsatz. Es seien immer wieder Hinweise von Bürgern bei der Polizei und dem zuständigen Ordnungsamt eingegangen, teilte die Polizei mit. Diese würden systematisch geprüft. "Bislang führte keiner der Hinweise zur Feststellung des gesuchten Wildtieres."
Die Warnung erreichte die Bevölkerung südlich von Berlin in der Nacht zum Donnerstag: Eine freilaufende Raubkatze soll in Kleinmachnow in Brandenburg gesichtet worden sein. Ein nur wenige Sekunden langes Handyvideo eines Zeugen zeigt ein Tier dort zwischen Büschen und Bäumen umherschleichen. Das Video schätzen die Ermittlungsbehörden als echt ein. In der Nacht hätten auch Polizisten die Raubkatze "gesichert" gesehen, sagte eine Behördensprecherin.
Weitere mögliche Sichtungen gab es am Nachmittag und Abend auf Berliner Stadtgebiet, nahe der südlichen Grenze zu Brandenburg. Die Berliner Polizei konzentrierte darum ihre Suche auf den Bereich in Zehlendorf rund um den langen Königsweg. Auch Potsdam rief Einwohnerinnen und Einwohner zu Wachsamkeit auf: "Augen auf! Potsdam ist nicht weit entfernt", teilte die Stadt auf Twitter mit.
Zunächst fehlte jedoch jede Spur: Weder Blut noch Kot oder Pfotenabdrücke deuteten auf die Präsenz des Tieres in der Region hin. Aus Sicht des Veterinärmediziners Achim Gruber von der Freien Universität Berlin bleiben nicht zuletzt deswegen Zweifel, ob es sich wirklich um eine Löwin handelt. "Ich halte es für möglich, dass das eine Löwin ist, bin aber nicht davon überzeugt", sagte Gruber im RBB-Spezial. Er setze auf die Jagdhunde, die nach dem Tier suchten. Wenn diese keine Spuren fänden, sei dies "ein starkes Puzzlestück" gegen die Hypothese, dass man es mit einer Löwin zu tun habe.
Und falls es tatsächlich eine Löwin ist, dann bleibt die Frage: Woher kommt sie? Aus den Zoos, Tierparks und Zirkussen dieser Region jedenfalls nicht, wie die Polizei in der Nacht herausfand. Dort vermisste niemand eine Großkatze. Private Halter sind laut Bürgermeister Grubert in Kleinmachnow nicht bekannt.
Update vom 20.07.2023, 17.15 Uhr: Entlaufener Berliner Löwe immer noch nicht gefunden
Eine ungewöhnliche Warnung erreichte die Bevölkerung südlich von Berlin in der Nacht zu Donnerstag: Eine freilaufende Raubkatze soll in der Gemeinde Kleinmachnow in Brandenburg gesichtet worden sein. Ein nur wenige Sekunden langes Handyvideo eines Zeugen zeigt das Tier dort zwischen Büschen und Bäumen umherschleichen. Das Video schätzen die Ermittlungsbehörden als echt ein. In der Nacht hätten auch Polizeibeamte die Raubkatze - mutmaßlich eine Löwin - "gesichert" gesehen, sagte eine Behördensprecherin am Donnerstag.
Eine weitere mögliche Sichtung gab es dann am Nachmittag auf Berliner Stadtgebiet, nahe der südlichen Grenze zu Brandenburg. Zunächst fehlte jede Spur. Weder Blut noch Kot noch Pfotenabdrücke deuteten auf die Präsenz des Tieres in der Region hin. Mit einem Großaufgebot waren Polizei und Feuerwehr den ganzen Tag über im Einsatz. Mit Drohnen, Hubschraubern und Wärmebildkameras suchten sie nach dem Tier, unterstützt von Tierärzten und Jägern. Über allem lag die Frage: Woher kommt die Löwin?
Aus den Zoos, Tierparks und Zirkussen dieser Region jedenfalls nicht, wie die Polizei in der Nacht herausfand. Dort vermisste niemand eine Großkatze. Private Halter seien in Kleinmachnow nicht bekannt, sagte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Er sprach von einer "ernsten Lage". Die private Haltung von Wildtieren ist in Deutschland Ländersache. In Berlin ist sie verboten, in Brandenburg gibt es keine spezielle Regelung neben der Bundesartenschutzverordnung. Erkenntnisse über eine illegale Haltung wurden am Donnerstag zunächst nicht bekannt.
Der ruhige Ort Kleinmachnow, der direkt an Berlin grenzt, wurde von der Suche kalt erwischt. "Wenn ich heute Morgen nicht früh angerufen worden wäre um 6 Uhr von einer Person der Feuerwehr, bei der ich wusste, dass die mir nicht um 6 Uhr eine Geschichte erzählt (...), hätte ich zuerst an einen Scherz geglaubt", sagte Bürgermeister Michael Gruber (SPD). ""s ist halt ein etwas anderer Arbeitstag. Ich bin noch nicht zu dem gekommen, was ich wollte."
In Kleinmachnow waren bereits in der Nacht Hubschrauber im Einsatz. Am Donnerstagmorgen wirkte in der Gemeinde laut einem dpa-Reporter alles völlig normal. Von der Suche nach einem gefährlichen Raubtier war kaum etwas zu merken. Radfahrer waren unterwegs, Spaziergänger mit Hunden, Menschen auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen. Auf Baustellen wurde gearbeitet.
Die Gemeinde versuchte, das alltägliche Leben möglichst laufen zu lassen, ohne zu große Gefahren einzugehen. So ließ Kleinmachnow die Kindergärten offen, bat aber, dass die Kinder auf dem Gelände bleiben. Der Wochenmarkt wurde verkleinert. Ein Café im Zentrum sollte die Türen geschlossen halten. Das Leben ging normal weiter, viele Leute waren auch zu Fuß oder per Rad unterwegs. Was auf die Suche nach einer Löwin hindeutete, war die Polizei, die teils präsent war.
Was mache ich, wenn ich einem Löwen begegne? Experte gibt Tipp
Ein Wildtierexperte riet den Anwohnerinnen und Anwohnern, bei einer zufälligen Begegnung mit der mutmaßlichen Löwin nicht plötzlich zu agieren. "Das Wichtigste ist, dass die Tiere das Gefühl haben, die Kontrolle über die Situation zu behalten", sagte Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung der dpa in Berlin. Nach Einschätzung der Polizei handelt es sich bei dem gesuchten Tier wahrscheinlich um eine Löwin.
"Was vermieden werden muss, ist der Überraschungseffekt", wenn etwa eine Löwin plötzlich mit einem Menschen konfrontiert werde. "Das ist eine Situation, wo sie einen Kontrollverlust der Situation erlebt." Daraus könnten sich Reaktionen ergeben, weil sich das Tier gefährdet fühlt und sich deswegen eventuell verteidigen würde.
Die Warnmeldung des Bundesamts bezieht auch den Süden Berlins, etwa Steglitz, Marienfelde und Neukölln mit ein. Auch die Stadt Potsdam rief ihre Einwohnerinnen und Einwohner am Donnerstag zu Wachsamkeit auf: "Augen auf! Potsdam ist nicht weit entfernt", teilte die Stadt auf Twitter mit.
Laut Einschätzungen von Expertinnen und Experten aus Zoo und Tierpark in Berlin käme eine Löwin in den Sommermonaten durchaus in einem heimischen Waldstück zurecht. In einem ihr unbekannten Terrain könne davon ausgegangen werden, dass sie sich ins Unterholz zurückziehe und nicht aktiv den Kontakt zum Menschen suche, teilten die Einrichtungen mit. "Auch die Gefahr, dass ein Wildtier auf freier Fläche wie beispielsweise im Wald, Park oder Feld einen Menschen direkt angreift ist geringer, als wenn es sich in einem Wohngebiet in die Enge getrieben und bedroht fühlt."
Noch ungeklärt ist das Schicksal des Tieres, sollte es gefunden werden. Eine Sprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark sagte, es seien eine Tierärztin und zwei Jäger mit Waffen mit vor Ort. Wenn man das Tier finde, werde entschieden, ob man mit Betäubung arbeite oder es erschießen müsse. Kleinmachnows Bürgermeister setzte auf einfangen und wenn nötig betäuben.
Wenn ein Tier in freier Wildbahn gefangen werden sollte, werde Tele-Injektion mit einem Narkosegewehr eingesetzt, sagte May Hokan von der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF) der dpa in Berlin. Das könnten am besten etwa Zootierärzte, die mit solchen Situationen auch unter Stress gut umgehen könnten.
Betäubung oder Abschuss des Löwen: Beide Optionen sind problematisch
Die Tierärztin schilderte mögliche Probleme: "Wenn man so einen Löwen trifft, fällt der nicht direkt um und schläft ein. Es gibt eine Stressphase, er hat diesen Pfeil im Hintern, wird erst mal losrennen und Radau machen." Dies dauere einige Minuten, auch abhängig von der Art des Narkosemittels. "Wir haben dann eine schwierige Phase, bevor das Tier einschläft und man sich dem Tier nähern kann."
Theoretisch denkbar wäre auch ein Abschuss. "Je nachdem wie die Situation wahrscheinlich von Tierarzt und Polizei eingeschätzt wird, wird das Tier in solchen Situationen auch erschossen. Dabei muss natürlich die Sicherheit gegeben sein, dass da keine Menschen in der Nähe sind. Das ist auch nicht so einfach", sagte May.
Update vom 20.07.2023, 12.20 Uhr: Löwe stammt nicht aus Zoo oder Tierpark Berlin - Suche läuft
Das im Süden von Berlin gesuchte Raubtier stammt nicht aus dem Zoo oder Tierpark Berlin. Darauf haben die Einrichtungen am Donnerstag hingewiesen. Anhand der kurzen Aufnahmen im Internet sei es nicht auszuschließen, dass es sich um eine Löwin handele, hieß es in einer Stellungnahme. "Mit Sicherheit können wir dies aufgrund der geringen Qualität der Aufnahmen aber nicht bestätigen", sagte Christian Kern, Zoologischer Leiter von Zoo und Tierpark Berlin. Nun liegt die Vermutung nahe, dass das Tier aus einem Privathaushalt entwischt ist.
Laut Einschätzungen von Expertinnen und Experten aus Zoo und Tierpark würde eine Löwin in den Sommermonaten durchaus in einem heimischen Waldstück zurechtkommen. In einem ihr unbekannten Terrain könne davon ausgegangen werden, dass sie sich ins Unterholz zurückziehe und nicht aktiv den Kontakt zum Menschen suche.
"Auch die Gefahr, dass ein Wildtier auf freier Fläche wie beispielsweise im Wald, Park oder Feld einen Menschen direkt angreift, ist geringer, als wenn es sich in einem Wohngebiet in die Enge getrieben und bedroht fühlt." Bei einer Begegnung mit dem Tier gelte es, genügend Abstand zu halten, die Polizei zu informieren und den Standort durchzugeben. Bisher wurden Zoo und Tierpark den Angaben zufolge von den Behörden noch nicht um Unterstützung gebeten." Sollte dies der Fall sein, stehen beide Einrichtungen mit ihrer Expertise zur Verfügung, hieß es.
Suche nach Raubkatze: Bürgermeister von Kleinmachnow ruft zur Vorsicht auf
Der Bürgermeister der Gemeinde Kleinmachnow, Michael Grubert (SPD), hat die Bürger angesichts der Suche zur Vorsicht aufgerufen. Panik sei aber nicht angebracht, sagte er rbb24 am Donnerstagvormittag. Die Bürgerinnen und Bürger sollten ihre Aktivitäten außerhalb des Hauses zurückfahren, sagte Grubert. "Ich würde nicht joggen", nannte er ein Beispiel.
Kinder sollten auch nicht mit dem Rad rausfahren. Er gehe aber davon aus, dass für die Bürger in der Gemeinde Kleinmachnow keine direkte Gefahr herrsche und die Polizei die Lage im Griff habe. Grubert sagte rbb24, nach seinen Informationen werde alles getan, um die Löwin zu betäuben, aber nicht zu töten. "Das wäre nur der äußerste Notfall."
Die Polizei setzt bei der Suche unterdessen auch Drohnen ein. Das sagte der Sprecher der Polizeidirektion West, Daniel Keip. Bei der Suche habe der Schutz der Einsatzkräfte oberste Priorität. Die Polizisten gingen deshalb auch nicht - wie es bei der Suche nach Menschen oft zu sehen ist - in Reihe durch den Wald, sagte der Sprecher. Drohnen sollen die Suche unterstützen. "Sichtungen werden geprüft und Bereiche kurzzeitig abgesperrt", sagte der Sprecher. Die Polizei überprüfe derzeit mehrere Waldstücke, an die auch Wohngebiete mit Einfamilienhäusern angrenzten.
Der ungewöhnliche Einsatz strahlt bis nach Potsdam aus. Die Landeshauptstadt schrieb am Donnerstag bei Twitter: "Augen auf! Potsdam ist nicht weit entfernt". Eine Sprecherin der Potsdamer Feuerwehr sagte, für Potsdam bestehe derzeit keine Gefahr. Die Bewegungskurve des Tieres gehe nach Angaben des Ordnungsamtes Kleinmachnow in eine andere Richtung, eher nach Berlin, sagte sie. Seit der Nacht sucht die Polizei nach einem entlaufenen Wildtier in Kleinmachnow und Umgebung. Die Beamten gehen davon aus, dass es sich wahrscheinlich um eine Löwin handelt.
Erstmeldung vom 20.07.2023, 9.30 Uhr: Löwe in Berlin ausgebrochen - Anwohner sollen Häuser nicht verlassen
Die Polizei sucht im Süden von Berlin nach einem entlaufenen Raubtier. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge höchstwahrscheinlich um eine Löwin. Gesucht wird in der Gegend um Kleinmachnow am südlichen Rand der Hauptstadt. Die Polizei sei mit Veterinäramt und auch Jagdpächtern im Einsatz, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion West am Donnerstagmorgen (20. Juli 2023). Der Einsatz dauere noch an.
Die Polizei hat bisher keine Informationen, woher das entlaufene Raubtier stammen könnte. Es seien Zoos, Tierparks, Zirkusse und Tierschutzeinrichtungen überprüft worden. Dort werde keine Löwin vermisst. Die Suchaktion begann bereits in der Nacht. Die Polizei geht davon, dass sich das Tier im Bereich Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf aufhält.
Löwe in Berlin entlaufen: Bewohner werden vor Gefahr gewarnt
Die Bevölkerung wurde mithilfe von Warnapps auf die mögliche Gefahr hingewiesen. Die Polizei hat sie auch mit Lautsprecherdurchsagen vor einem entlaufenen Raubtier im Süden von Berlin gewarnt. Die Menschen seien gebeten worden, von Spaziergängen in Wäldern abzusehen, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion West am frühen Morgen.
Wie die Polizei auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am frühen Morgen mitteilte, suchten Einsatzkräfte mit Hubschraubern in Kleinmachnow und angrenzenden Gemeinden nach dem Tier. Wer das Raubtier sehe, sollte zur Sicherheit umgehend ins Haus oder Auto gehen und die Polizei informieren.
Die Polizei hat nach eigenen Angaben von dem Wildtier durch Zeugen erfahren. Diese hätten Videos aufgenommen, wie die Raubkatze ein Wildschwein gejagt und erlegt habe. Kleinmachnow liegt am südlichen Stadtrand von Berlin. Die Stadt hat rund 20.000 Einwohner. Die Stadt wirkte laut einem dpa-Reporter am Donnerstagmorgen völlig normal. Auch Spaziergänger mit Hunden und Radfahrer seien zu sehen gewesen.
Eine Sprecherin der Gemeinde sagte am Morgen, die Kitas in Kleinmachnow seien geöffnet, die Kinder dürften aber nicht raus in den Garten. Auch das Rathaus bleibe geöffnet. Den Händlern am Markt sei empfohlen worden, keine Stände aufzubauen. "Es sind kaum Leute da", sagte die Sprecherin.
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Vorschaubild: © Paul Zinken/dpa