"Maßlos wütend": Schokolade mutwillig zerstört - Kunden entgehen damit Rabatte

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Lindt Schokolade
Zerstört der Schokoladenhersteller seine eigenen Produkte?
Lindt Schokolade
Yves Scheuber/unsplash.com

Ob Nikolaus, Osterhase oder feine Pralinen - die Schokolade von Lindt & Sprüngli ist ganzjährig in den Supermarktregalen präsent und kommt als Geschenk immer gut an. Laut einem Bericht soll das Unternehmen jedoch die eigenen Produkte zerstören, um den Absatz zu steigern.

  • Lebensmittelverschwendung bei Lindt?
  • Außendienst soll Produkte zerstören
  • Kein Verkauf nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums
  • Keine Erklärung von Lindt

Bis 2030 soll die Lebensmittelverschwendung in Deutschland pro Kopf halbiert werden, so der Plan des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Dazu sollen sowohl Privathaushalte als auch der Einzelhandel beitragen.  Doch der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli sieht das Ganze wohl etwas anders, wie eine Recherche vom Nachrichtenportal t-online zeigt.

Eigene Produkte absichtlich zerstört: So soll Lindt den Absatz steigern

Demnach sollen Mitarbeitende des Unternehmens bei einer Warenkontrolle in einem Edeka-Markt in Nordhessen mutwillig eigene Produkte zerstört haben, in dem sie die Verpackung und den Inhalt beschädigten. Wieso? Damit die Produkte knapp vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum nicht reduziert werden und so der Absatz zum Vollpreis hochgehalten wird. Das behauptet zumindest der Geschäftsleiter der Edeka-Filiale, Ehrenhard Schorn, gegenüber t-online. 

Er leitet 16 Edeka-Filialen in Nordhessen und zeigte sich nach dem letzten Besuch der Lindt-Außendienstler empört: "Die haben mit einem Kartonmesser oder einem Kuli sämtliche Schokoladen und Pralinen so aufgeschlitzt, dass nicht nur die Verpackung, sondern auch die Ware zerstört wurde. Alles kaputt", beschreibt er. 

Der Hintergrund: Die Regalpflege in den Supermärkten übernimmt das Unternehmen selbst. Regelmäßig kontrollieren also Mitarbeitende im Außendienst die Waren und das Mindesthaltbarkeitsdatum und sortieren aus. 

Waren sollen nicht nach Mindesthaltbarkeitsdatum abgegeben werden

"Wenn die Außendienstler von Lindt & Sprüngli bei uns Produkte kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum aussortiert haben, haben wir sie bislang danach stark reduziert verkauft oder an die Tafel gespendet", sagt Schorn. Das ist ganz im Sinne der Bundesregierung, die die Lebensmittelverschwendung auch in Supermärkten drastisch reduzieren will.

Nun sei dieses Vorgehen allerdings nicht mehr möglich. Laut Schorn sollen Mitarbeitende von Lindt erklärt haben, dass die Firma einen Verkauf der Produkte nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr wünsche - dabei gehe es um gesundheitliche Aspekte. In Deutschland jedoch haftet im Ernstfall ohnehin derjenige, der die Ware letztendlich verkauft hat: ein weiterer Punkt, den Schorn nicht nachvollziehen kann.

Für den Filialleiter ist das eiskaltes Kalkül: Verkauft man Waren kurz vor dem Ablaufdatum billiger, werden sich viele Kunden für die reduzierten Waren statt die Vollpreis-Artikel entscheiden. Ein Umsatzverlust für Lindt. 

Keine Antwort vom Schokoladenhersteller

Auf eine Anfrage von t-online ging Lindt & Sprüngli zwar schriftlich ein, konkret zum Fall in Hessen wollte sich aber niemand äußern. In der Antwort hieß es vage, Lindt würde nur Qualitätswaren verkaufen - auf die Frage, ob die Praktiken des Außendienstes kontrolliert werden, gab es keine Antwort.

Die Firma erklärt allerdings, dass Ware, die abgelaufen sei, vom Außendienst gekennzeichnet und aus dem Verkehr genommen werden müsse. Schorn widerspricht dem vehement: "Alles, was bei uns zerstört wurde, war sogar noch mindestens eine knappe Woche vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Das Argument zieht also nicht."